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Re: Jesus wird von dir in einen Topf geworfen mit allem und kräftig umgerührt /ot
gabi schrieb am 20. Dezember 2002 um 14:59 Uhr (563x gelesen):
> Zunächst einmal laß mich Dir versichern, daß ich Bemühungen, ein neues (altes) Verhältnis zu Gott jenseits der Amtskirchen aufleben zu lassen, außerordentlich begrüße. Wicca verfolgt ja in gewisser Weise einen ähnlichen Ansatz, auch wenn schon der Begriff "Gott" manchem Neuheiden Zornesfalten in die Stirn furcht.
> In dem Sinne haben wir in unseren Ansichten sicherlich mehr miteinander gemein als mit einem konservativen Pfarrer vom Lande o.ä.
> Ich kann auch durchaus nachvollziehen, daß die historische Person Jesus so manche umwälzende Erkenntnis hatte, und diese auch gelebt hat, doch das, was man in der überlieferten Version der Bibel findet, ist letztlich nur das Substrat, das von der aufstebenden Institution Kirche übriggelassen wurde. In dem Moment, in dem das Christentum zur gleichgeschalteten Massenbewegung wurde, hatte es einen Großteil seines Potentials eingebüßt. Nehmen wir nur mal die weiblichen Gefolgsleute Jesu: Diese werden bestenfalls noch in einem Halbsatz erwähnt, obwohl immer wieder durchschimmert, daß Jesus scheinbar schon einen recht emanzipatorischen Ansatz verfolgte. (Siehe hierzu z.B. das Gespräch mit der Samaritanerin am Brunnen - aus damaliger Sicht eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, ein nicht zu duldender Bruch mit den Sitten!)
> Kurzum: Du berufst Dich auf die Bibel, möglicherweise sogar als einen fehlerfreien Tatsachenbericht. Aber eben in diesem Punkt driften unsere Meinungen himmelweit auseinander. Vieles in der Bibel muß "aus der Zeit heraus" betrachtet werden: Die Offenbarung des Johannes war z.B. eine verschlüsselte Kritik an der Unterdrückung durch das römische Reich, und die "Hure Babylon" war lediglich Rom. Oder glaubst Du ernsthaft, die katholische Kirche würde diese Passage bis heute in ihrer Version der Bibel abdrucken, wenn damit sie selbst gemeint sei? Schließlich sind schon unzählige Schriften aus dem Kanon ausgeschlossen worden, von Geschichten aus der Kindheit und Jugend Jesu (ist Dir nie aufgefallen, daß in der Bibel eine Lücke von über 10 Jahren hinsichtlich Jesu Biographie klafft?)bis hin zu ganzen philosophischen Ausprägungen, die ebenfalls nicht mit der Kirche konform gingen, wie etwa die Gnostiker.
> Das Prinzip der Gnosis war übrigens der unmittelbare Kontakt mit Gott, also genau das, was Du angeführt hast.
> Insbesondere an Paulus habe ich eine Menge auszusetzen, denn abgesehen von seinen schlichtweg judenfeindlichen Passagen war es auch dieser Mensch, der das Gesicht der Kirche am meisten prägte. Die Bezeichnung "Christentum" ist eigentlich eine Fehlbenennung, wenn man vom heutigen Stand der Dinge ausgeht. "Paulinismus" würde es wohl sehr viel besser treffen. All das, was Jesus auszeichnete, all seine weltoffenen und revolutionären Gedanken, wurden von Paulus pervertiert und in eine neue Hierarchie gezwängt, von der Unterordnung der Frau bis hin zu was-weiß-ich-was.
> Das ist sogar schon dem Philosophen Immanuel Kant aufgefallen, der sich dazu auf ganz ähnliche Weise wie ich äußerte. Im Endeffekt bist Du auch nur von Vorstellungen durchdrungen, die im Laufe der Jahrhunderte hinzukamen, angefangen beim Neoplatonismus.
> Und wieso wird immer so viel Betonung auf Jesus Tod und die Sündenvergebung gelegt? Was steht denn da bloß für ein Gottesbild dahinter? Tut mir leid, aber ich sehe die Welt nicht als einen dreckigen Sündenpfuhl, von dem es sich reinzuwaschen gilt, um Gottes wieder würdig zu werden. Es gibt viel schlechtes in dieser Welt, zugegeben, und kein Mensch ist perfekt, aber darum geht es doch auch gar nicht. Ich glaube nicht, daß man sich Gottes Gnade erst durch Christus erkaufen muß - denn Sie/Er hat uns schließlich alle erschaffen, was gewissermaßen das ganze Universum zu Ihrem/Seinem Kind macht. Ich glaube, daß Jesus Leben sehr viel wichtiger war als sein Tod: Und wenn man die spärlichen Überlieferungen aus dieser Periode einmal ein wenig gegen den Strich liest, kommt dabei ein ganz anderes Verhältnis zur Welt zum Vorschein. Jesus heilt nicht nur andere Leute, er bringt sie auch dazu, sich durch ihren Glauben selbst zu heilen! Wenn das nicht mit dem Konzept der Magie vereinbar ist, was dann?
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