shizophrenie
Yvette schrieb am 7. März 2005 um 3:13 Uhr (550x gelesen):
Hi alex
Wichtig ist erst einmal, dass Deine Freundin die schizophrenen Anfälle ihrer Schwester nicht persönlich nimmt. Es ist nur die Krankheit, die verletzt, nicht die Schwester.
Ich kann die Schwester Deiner Freundin schon verstehen. Warum soll sie eingestehen, schizophren und damit in den Augen der anderen "verrückt" zu sein. Natürlich will sie das verdrängen. Sie will ihre Würde nicht verlieren.
Nicht jeder Mensch ist fähig, mit der Wahrheit zu leben. Meine Schwester z.B. ist sehr vergesslich, doch sie behauptet steif und fest, es nicht zu sein und was sie nicht weiss, ist auch nicht geschehen. Soweit es geht, lasse ich sie in ihrem Glauben, denn ich kann verstehen, dass eine solche Vergesslichkeit etwas Schockierendes an sich hat, als würde man Angst vor sich selbst kriegen, da ist auch der Rest von Selbstvertrauen dahin. Da muss man sich etwas einfallen lassen, um doch noch alles ins Lot zu bringen.
Die Schwester Deiner Freundin will nicht ihre Identität verlieren, sie hat Angst, sich in dieser Krankheit aufzulösen und versucht, ihre Rolle der Gesunden so lange es geht (bis zur erneuten Eskalation) hochzuhalten.
Mein Rat: Lest soviel wie möglich über diese Krankheit, geht in Selbsthilfegruppen für betroffene Angehörige. Versucht zu verstehen, was genau in der Kranken vorgeht, um besser reagieren zu können.
Auf der anderen Seite: Distanziert Euch innerlich von der Problematik, damit Ihr fähig werdet, das Problem von "aussen" zu sehen. Erst dann verliert der Konflikt seinen überdimensionalen Schrecken und wird lösbar.
Um diese Distanz zu erreichen, braucht es ein paar Tricks, z.B. die Schwester nicht zu viel oder zu lange besuchen, um neue Kraft schöpfen zu können. Oder: sachlich Vorkehrungen für den Rückfall treffen, sodass einige unglückliche Situationen vermieden werden können. Und: einander ablösen, Teamwork mit Helfern, auch darüber reden, vor allem konstruktiv Strategien entwickeln, zusammen mit den Therapeuten etc.
Denkt immer daran: Ihr seid nicht allein, es gibt viele Familien mit demselben Problem. Also muss es auch Bücher geben, wo bereits Lösungsansätze vorhanden sind.
Alles Liebe, Yve

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