Re: Bitte wieso ist das Leben so zum kotzen?
Elara schrieb am 23. September 2003 um 19:15 Uhr (479x gelesen):
> Deppresivattacke ;)
Erst einmal folgendes: Ich kann deine Gedanken nachvollziehen und verstehe, wie du dich fühlst.
> "Ich meine im großen und ganzen, also mal so übersichtlich betrachtet sind die Menschen total Irre und denken nicht nach über ihre Taten. Der Gedanke das ich alles anderst machen würde, hätte ich die Möglichkeit, aber nicht dazu komme macht mich KRANK."
Und? Könntest du alle Konsequenzen dessen, was du anders machen würdest, bis zum Ende durchdenken? Leider ist das Leben nicht so einfach, es hängt von so unendlich vielen Faktoren ab, dass weder du noch ich die Chance haben, alles anders und damit für jeden Menschen und die ganze Welt RICHTIG zu machen. Diese Aufgabe wäre denn auch zu groß. Da wirst du zwangsläufig scheitern.
"Ich wünsche mir nichts weiter als meinen Frieden und Zeit zum nachdenken, aber ich muss jeder verdammten Tag aufstehen und meinen Kopf mit nutzlosen Mist vollpumpen lassen (in anbetracht das ich irgendwann sterben werde ist das alles nutzlos!). Ich fahre mit der UBahn und höre die Leute über Dinge sprechen die Belanglos sind, die überhaupt keine Wichtigkeit haben wie Geld, zukunftsperspektiven (Lol, zukunft... die zukunft ist der tod!), weiterbildung und den ganzen Müll."
Das stimmt, die meisten Menschen reflektieren einfach zu wenig, sie streben nur danach, ihr kleines erbärmliches Leben am Leben zu erhalten. Aber das musst du auch und ich auch. Denn wenn du nicht jeden Tag aufstehst, wie willst du dann die notwendigen Dinge beschaffen, um dich am Leben zu erhalten? Die Notwendigkeit einer Wohnung (im Sommer geht es vielleicht im Freien zu wohnen, aber der Winter wird meist verdammt kalt)und die Notwendigkeit der Nahrungsbeschaffung (geht in unserer Gesllschaft leider nur über Geld und essen muss man, oder du entscheidest dich dafür zu verhungern, aber das willst du doch nicht wirklich, oder?) sind nur einige der Dinge, um die wir uns tagtäglich kümmern müssen, und da bleibt es nicht aus, dass wir uns mit anderen Menschen und ggf. ihrem Müll auseinandersetzten müssen.
> "....auch das würde nichts bessern. Ich sitze hier vor meinem Computer und denke so wie jeden Tag nach, wie ich hier raus komme, und merke das ich mit jedem Gedanken dieser Art, mich weiter von meinem Ziel entferne."
Nein, das tust du nicht. Du reflektierst, und nur so lassen sich Veränderungen bewerkstelligen. Dies - zusammengenommen mit der Antwort von Torweg - könnte dir helfen, aus deinem Depri-Loch herauszukommen. Nimm dir nicht zuviel vor. Du kannst nicht alles auf deine Schultern nehmen, daran wirst du zerbrechen.
Wenn du in deiner Mail nicht von "Schule" geschrieben hättest, würde ich annehmen, dass du älter bist und in einer Sinnkrise steckst. Auch ich befinde mich zurzeit in einer ähnlichen Situation. Ich atme tief durch, denke nach und versuche, jeden Tag ein kleines winziges Stück anders zu gestalten. Und ich versuche, mich nicht zu überfordern. Auch mich kotzen die Leute draußen stellenweise an, ihre Ignoranz, ihre Inkompetenz usw., aber letztendlich fällt dieser Hass, den du empfindest, auf dich selbst zurück. Denn aus Angst - gesellschaftlich oder durch die Legislative bedingt, was letztlich auf das Gleiche hinauskommt - wagst du es nicht, die Menschen da draußen zu verletzen. Und irgendwann richtet sich diese Angst, dein Unvermögen, deine Verzweiflung gegen dich, denn dich selbst kannst und darfst du (zumindest solange es keiner bemerkt und dagegen einschreitet) verletzten und erniedrigen. Tu dir das nicht an. Du bist ein wertvoller Mensch und es stimmt, wenn du von dir selbst sagst, dass du nett bist. Und vielleicht sind die anderen ja gar nicht soo dämlich?
>" Ja es würde noch millionen dinge geben die ich hier aufzählen könnte, aber ich denke ein teil hier wird verstehen was ich meine... Ich backs einfach gerade extremstens nicht, und hab keine Ahnung wie lange ich diesen ganzen Mist der sich rund um mich abspielt ertragen kann...."
Du kannst so viel ertragen, denn du bist stark. Glaub mir, dass Leben ist nicht nur Scheisse in Tüten und es läuft nicht alles nur linksherum. Schau genau hin, wie viele Dinge vernünftig laufen; es gibt Menschen, die aus den Beweggründen, die du aufgezählt hast, die Kraft schöpfen, etwas gegen die Misstände in dieser Welt zu unternehmen.
Achte auf die kleinen Dinge in deinem Leben, wie beispielsweise diese oder andere Mail(s) oder ein Lächeln, dass dir ein wildfremder Mensch schenkt und dir damit zeigt, dass du nicht allein bist und nicht zu verzweifeln brauchst.
>" btw: angenommen es gibt reinkarnation wirklich,was ich auch glaube..., dann ist es ja so das man sich nach dem tod ein neues "Leben" sucht und dieses durchlebt...., lol. Aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass mein unterbweusstsein (also ich) so nen Dachschaden hat, dass es sich freiwillig in so nen Dreck reinziehen läßt."
Mein Leben gefällt mir zurzeit auch nicht so gut, aber ich denke, meine Aufgabe besteht darin, die Dinge, die ich in einer frühreren Existenz nicht auf die Reihe gebracht habe, in diesem Leben zu lösen, ob mir das nun passt oder nicht. Und in diesem Zusammenhang denke ich persönlich, dass der scheinbar gangbare Ausweg in Form eines gepflegten Suizids nicht das Geringste bringt, denn was ist, wenn du auf der anderen Seite ankommst und da wird dir dann lächelnd eröffent: Tja, meine Liebe, Pech gehabt, Drücken gilt nicht, und jetzt noch einmal das Ganze von vorn. Danke nein, da kämpfe ich mich lieber durch und versuche, mein Köpfchen oben zu behalten, auch wenn es oftmals sehr schwer ist.
Ich wünsche dir Kraft. Und ich bin davon überzeugt, dass du die Kraft findest und dich nicht unterkriegen läßt.
Alles Liebe
Elara
![zurück ins Archiv zurück](/vismar/images/buttons/back.png)
Beitrag ist archiviert
Diskussionsverlauf: