Re: seid ihr glücklich? bitte um feedback zu meinen gedanken
Rüdiger schrieb am 21. Oktober 2002 um 15:53 Uhr (409x gelesen):
> Wenn man einen menschen fragt ob er glücklich ist wird er dir entweder mit ja oder mit nein antworten. das wort glücklich ist ca vergleichbar mit zufriedenheit. sehr viele leute werden mit ja antworten obwohl sie keine ahnung haben was glücklich sein bedeutet. ich selbst war eine dieser personen. das liegt aber nicht daran dass ich nicht glücklich war sondern dass meine definition von glücklich sein anders ist als meine heutige. früher definierte ich glücklich sein mit dem befriedigen meiner sucht bzw meines egos. ich bin nicht rauschgiftsüchtig und ich meine auch nicht sucht nach zigaretten sondern sucht auf eindrücke, emotionen und gefühle die jeder mensch hat. viele wollen geliebt werden und andere wollen ihre agression an anderen auslassen. die formen sind sehr unterschiedlich aber es ist meistens das ego dass einem diese dinge aufträgt. zum beispiel dass man ein mädchen belügt um von ihr gemocht zu werden. oder dass man einen mitmenschen diskriminiert oder beleidigt um vor freunden im mittelpunkt zu stehen. so viele menschen lügen nur um ihre maske (persönlichkeit) zu perfektionieren. wäre es nicht viel schöner wenn man seine fehler nicht hinter einer maske verstecken müsste sondern die eigenen fehler erkennen und beseitigen könnte? stimmt mir denn niemand zu wenn ich behaupte dass die menschheit sich angewöhnt hat die fehler bei den anderen zu suchen? bei fast allen themen wird man sich selbst dabei ertappen können dass man jemand anderem die schuld gibt (oft auch gott oder dem zufall) aber niemals sich selbst. zumindest konnte ich das bei mir selbst beobachten.
>
> eure meinung zu meinen gedanken?
Manchmal bin ich glücklich, manchmal unglücklich. Das hängt hauptsächlich davon ab, ob ich mich selbst und meine Umwelt einstellungsmäßig so annehme, wie sie ist bzw. wie ich bin.
Und das gelingt mir eben nicht immer, aber sozusagen immer öfter.
Man muß halt dahinkommen, mißliebige Situationen geduldig ertragen zu können, so wie man es ja oft ganz selbstverständlich von seinen Mitmenschen erwartet. Ich glaube, wir wissen alle, wie die Welt eigentlich sein sollte, aber wir akzeptieren sie nicht, wie sie im Augenblick nun mal ist. Da bewundere ich zum Beispiel einen guten Arzt, der, sagen wir, beim Anblick einer häßlichen Wunde nicht angewidert das Weite sucht, sondern sich die Geschichte erst mal ganz ruhig anschaut. Denn alles zu akzeptieren bedeutet ja nicht, alles gut zu finden, sondern nach meiner Erfahrung kann man eben gerade mißliebige Dinge erst dann verändern, wenn man sie wirklich annimmt.
Außerdem kann ich persönlich nicht auf Dauer NUR die angenehmen Dinge an mich heranlassen. Ich hab' lange, zu lange so gelebt, mit dem Erfolg, daß ich irgendwann gar nichts mehr annehmen konnte. Was sich Gott sei Dank so nach und nach wieder ändert.
Daß wir die Fehler immer bei den Anderen suchen, glaube ich auch. WENN wir sie überhaupt suchen! Aber ebenso oft "akzeptieren" wir auch scheinbar die Fehler der Anderen, aber in der Weise, daß wir uns dann halt ebenso falsch verhalten, weil..nun ja: C' est la vie! Diese Einstellung wird, glaube ich, vorwiegend in der freien Marktwirtschaft gefördert, während aus der Fehlersuche im Außen, aus dem konkreten Nicht-warten-können, eher Revolutionen entstehen, mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen.
Nun ja, aber wir wollen ja bei uns selber anfangen.

Beitrag ist archiviert
Diskussionsverlauf: