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Die Kunst des Handlesens (*)
re[3]: Beerdigung in einem katholischen Land
myrrhe * schrieb am
27. Mai 2007 um 19:18 Uhr (768x gelesen):
Hallo Lilly,
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> Ich bins noch mal, hätte da noch ne Frage an Dich, oder auch an die anderen die hier lesen, warum dürfen unsere Toten, nicht vor Ablauf von 3 Tagen nach ihrem Tot, bestattet werden?
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das ist die Folge einer jahrhundertelangen Angst. In früheren Jahrhunderten kam es immer wieder vor, daß Menschen scheintot begraben wurden, weil bestimmte Krankheiten nicht erkannt und die Menschen für tot erklärt wurden. Im 19. Jh. wurden sogar Einrichtungen erfunden, um solche Fälle zu verhindern: Die Toten wurden am Friedhof aufgebahrt; man hing eine Schnur an einen Finger, der zu einer Glocke führte, die wiederum zum Friedhofswärter führte. Bewegte nun der wiedererwachte "Tote" die Hand, so läutete die Glocke beim Wärter, und der Scheintote konnte gerettet werden.
Die Angst der Menschen vor Scheintod war groß; so schrieb etwa der große Komponist Fryderyk Chopin, gestorben an Tbc, auf seinem Totenbett die Zeilen, man möge - ”da diese Erde mich erstickt" - seinen Körper öffnen, damit er nicht lebend begraben werde.
Zwar kommt Scheintod heute in westlichen Ländern kaum mehr vor ("kaum" - aber nicht "nicht"), aber die Angst ist dennoch weiterhin präsent, leben wir doch aus unseren Wurzeln. Die drei Tage sind einfach eine Sicherheit, die eigentlich nicht notwendig wäre, denn innerhalb von 12 Stunden verändert sich der Gesichtsausdruck eines Toten derart, daß man allein daraus den Tod erkennen kann (abgesehen von anderen eindeutigen Merkmalen wie Leichenstarre, Leichenflecken).
Vielleicht haben die drei Tage aber auch einen (irdisch unbewußten) spirituellen Hintergrund. Denn in diesen Tagen hat der Verstorbene die Möglichkeit, von seinem abgelegten Körper Abschied zu nehmen. Er kann sich seiner neuen Situation bewußt werden. Nicht nur der Körper, auch die Trauer der Verwandten und Freunde, die Begräbniszeremonie (und die Vorbereitung dazu) gehören dazu. Es werden Parten (Trauerbillets) gedruckt und verschickt, Kränze samt Schleifen bestellt und angefertigt und abgeholt; entfernter Lebende reisen an ... all das begleitet von vielen Gedanken an den Verstorbenen, die dieser ja mitbekommt. Die gesamte Zeit trägt zum notwendigen Abschied bei. Ich denke, nicht zufällig.
Lieben Gruß,
myrrhe

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