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Mein verstorbener Opi
Doreen schrieb am 20. Juli 2003 um 11:36 Uhr (507x gelesen):
Hallo,
ich bin neu hier und möchte mich kurz vorstellen,. Ich bin 31 Jahre alt und habe n der letzten Woche am 06.07.2003 meinen lieben Opi gehen lassen müssen. um 14.00 Uhr verstarb Julians Uropi nach schwerer Krankheit. WIr
haben ihn so geliebt, er war immer fuer uns da, hat immer gemacht und getan
und er war eine Kaepfernatur. Um so schwerer ist es fuer uns zu verstehen,
warum er jetzt nicht mehr gekaempft hat.
Sicherlich, er hatte die Kraft einfach nicht mehr dazu. Nach einer
schweren Darmoperation vor 3 Wochen und einer Folge-Op vor zwei Wochen,
war der Koerper schon so sehr geschwaecht. Er als Asthma-Patient bekam dann
auch noch eine schwere Lungenentzuendung hinzu.
Was ich nur nicht verstehen kann, warum die Aerzte den Kaliummangel erst so
spaet erkannt und behandelt haben. Opi hat immer gesagt er fuehlt sich so
schlapp und matt, aber keiner der Aerzte nahm das ernst. Ich bilde mir ein,
haette man das rechtzeitig erkannt, muessten wir hier nicht voellig traurig
sitzen. Gerade Kaliummangel setzt die Muskel- und Nervenaktivitaeten herab,
soweit, das dies irgendwann zum Herzstillstand fuehrt. Unser Opi konnte am
letzten Donnerstag schon nicht mal mehr sprechen, so schlapp war er. Und
er hat immer gesagt, er hat keine Kraft mehr. Wir haben ihm immer wieder
Mut zugesprochen und trotzdem, hat er einfach aufgegeben. Was soll denn
nun werden? Ich konnte mich nicht mal richtig von ihm verabschieden, als
ich am Freitag nachdem man ihn in ein kuenstliches Koma versetzt hat und
uns gesagt hat, das keine Hoffnung mehr besteht, an seinem Bett gesessen
und ihm die Hand gestreichelt. Dabei kullerten aus seinen Augen Traenen.
DIe Aerzte meinten dann zwar das sind Wassereinlagerungen, aber ich hoffe
doch, das er gespuert hat, das ich da war. Dann kam die Schwester und hat
mich foermlich rausgeschmissen. Es durften immer nur zwei bei ihm sein. Ich
war so fertig, das ich ihm nicht mal richtig Tschuess sagen konnte. Gestern
dann, hat meine Oma ihm erzaehlt, das sie wieder um 14 Uhr hoch zum
Krankenhaus kommt und ich dann auch mitkomme. ALs meine Oma zuerst da war,
ist er kurz vorher eingeschlafen.Wie konnte er das nur tun, einfach so.
Ich wollte ihn nochmal sehen, aber die Schwestern haben mich nicht zu ihm
gelassen. SIe meinten ich solle mir das nicht antun. Das geht doch gar
nicht.
Ich kanns einfach nicht begreifen. Und das schlimmste an allem ist, ich
war den ganzen Tag gestern so aufgeregt und innerlich unruhig. Ich hab zu
meinem Lebensgefaehrten immerzu gesagt, mir ist so komisch, als wenn
irgendwas pasiert. Irgendwas passiert heute und siehe da. War das
vielleicht ein Zeichen von Opi, hat er sich damit verabschiedet. Ich habs
gespuert. Mir war gegen 14 Uhr auch ganz kalt gewesen, so wie ein kalten
Windzug war um mich. Bitte haltet mich nicht fuer verrueckt. ABer es war
doch so.
Und warum stirbt er einfach bevor wir ihn besuchen wollten. WOllte er uns
den Anblick ersparen , hat er gewartet, bis er allein ist. Ach koennte ich
doch nur eine Antwort auf diese Fragen finden. Warum?
Meine Oma war bis 12 Uhr bei ihm, da war sein Zustand stabil und dann das.
Ich weiss nicht mehr, was ich nun denken soll. Ich weiss es einfach nicht.
Julian hat mich heute frueh gefragt, ob Opi gestorben ist. Ich sagte ja,
aber er passt immer auf Dich auf und sieht das alles, was du so machst. Da
hat Julian gesagt, dann ist er jetzt bei den Affen im Himmel, die spielen
da ja auch. Bei uns im Zoo sind letzten zwei Affen verstorben daher, diese
Reaktion.
Mittwochs dann hab mich entschieden doch noch ganz allein von meinem Opi ABschied zu nehmen.Ich rief beim Bestattungsinstitut an und vereinbarte einen Termin.um 18 Uhr konnte ich ganz in Ruhe von meinem Opi Abschied nehmen.
Ich habe mich dann dafuer entschlossen und im Nachhinein bin ich so froh,
das ich ihn nochmal sehen konnte. Wenn ich es nicht getan haette, haette ich
mir bestimmt ewig Vorwuerfe gemacht. Es war auf jeden Fall die richtige
Entscheidung.
Nur hatte ich davor ein ganz komisches Erlebnis. Als wir von Salzgitter
nach Haldensleben fuhren, schaute ich so in den Himmel. Da fiel mir eine
wunderschoene Wolke auf. Diese Wolke sah aus wie mein Opi. Er lag da auf
dieser Wolke, die Haende gefaltet und das untere Teil der Wolke war wie ein
Sarg geformt. DIe Umrisse des Kopfes glichen dem meines Opis. Ich glaube
er wollte mir sagen, das ich mich nicht fuerchten brauch , wenn ich gleich
zu ihm komme.
In Haldensleben angekommen, holte ich vom Blumenladen noch meine bestellte
Lilie ab. Das waren Opis Lieblingsblumen. Orangefarbene Lilien.
Zu Hause hatte ich noch einige Fotos herausgesucht, die ich ihm auf seiner
Reise mitgeben wollte. Er hatte sich immer gewuenscht, ich solle doch
Julian mitbringen, er wollte im Krankenhaus so oft Julian sehen. Diesem
Wunsch konnte ich damals nicht nachkommen, das besagten die
Besuchsvorschriften der ITS.
Ich liess mich dann von meinem Lebensgefaehrten zum Bestatter fahren. Ich
war kein bisschen aufgeregt oder zittrig. Ich war ganz ruhig und auch ein
bisschen froehlich nun zu meinem Opi zu koennen. Ich hab mich den ganzen Tag
damit auseinandergesetzt und mir auch ins Bewusstsein gerufen, das dies
eventuell auch ein schreckliches Erlebnis werden koennte. Ich war mir voll
bewusst was ich da tat. Aber es kam alles ganz anders.Kurz bevor wir den
Raum betraten fing auf einmal die Sonne zu scheinen, nachdem der ganze Tag
trueb und regnerisch war.
Der Bestatter fuehrte meinen Bruder und meine 17jaehrige Schwester(sie hatte
sich kurz vorher entschieden mitzukommen) und mich in dem Raum, wo mein
Opi aufgebahrt war. Ringsrum leuchteten Kerzen und lings und rechts
standen schoene Blumen und kleine Baeumchen. Das Bild was ich da hatte, war
genau das Bild der Wolke.Mein Opi lag da und ich haette es vorher nicht
glauben wollen, aber so wie er da lag, ist das ein Bild gewesen woran ich
mich gern erinnern werde. Er lag da, so ruhig und ein zufriedenes und
entspanntes Gesicht, so hab ich meinen Opi noch nie gesehen. Er war auch
gar nicht eingefallen oder unansehnlich.Er hat ein wenig gelaechelt und was
mir aufgefallen ist, selbst seine Haende waren ganz entspannt.
Ich kenne ihn eigentlich nur mit verkrampften Fingern, die durch Rheuma
und Gicht gezeichnet waren. Er hatte die Haende gefaltet, so als fiel ihm
das ueberhaupt nicht schwer. Er konnte frueher nichtmal mehr die Haende
richtig oeffnen, doch heute war alles anders.
Es ist fuer mich Genugtuung nun zu sehen, das es ihm jetzt wirklich gut
geht, er sich beim Luftholen nicht mehr anstrengen muss. Er sah aus als ob
er nur schlafen wuerde, ganz friedlich und sehr zufrieden.
Was ich nur ein wenig merkwuerdig fand, das ich nicht weinen musste. Ich
dachte vorher, was ist wenn du hier in TRaenen ausbrichst und dich nicht
wieder beruhigen kannst. Aber gar nicht. Ich war einfach nur froh, bei ihm
sein zu duerfen.
Jetzt faellt es mir auch leichter zu verstehen, warum er am Sonntag allein
gehen wollte. Er wusste, das ich nochmal kommen wuerde und es mir dann
leichter fallen wuerde, ihn gehen zu lassen. Zu akzeptieren, das er die
Kraft nicht mehr hatte. Heute weiss ich nun, das ich ihn beruhigt gehen
lassen kann. Ich habe jetzt endlich das, was mir noch gefehlt hat.
Ich konnte mich intensiv verabschieden. Mir fiel es nur schwer dann
irgendwann zu gehen, aber ich konnte mich nun richtig verabschieden, ich
weiss jetzt wie er aussieht und das er seinen Frieden gefunden hat.
Ich kann so auch das Bild von der ITS vergessen, denn das war schlimm,
aber nicht meinen Opi da heut so liegen zu sehen. Ohne Schmerzen, ohne
Anstrengungen. Einfach nur friedlich.
Ich weiss jetzt auch, warum er erst am Sonntag gegangen ist. Ich glaube er
wollte eigentlich schon amFreitag gehen, denke ich jetzt, aber er hat
meiner Oma noch Zeit gegeben und dann am Sonntag fuer sich entschieden, das
es jetzt an der Zeit ist. Er wollte meine Oma sicherlich nicht auch noch
laenger leiden sehen und von mir wusste er, das ich ihn nicht einfach so
gehen lassen und mich auf jeden Fall noch von ihm verabschiede.
Ich bin jedenfalls dankbar, das ich das heute erleben durfte. Als wir dann
nach Hause fuhren schien die ganze Zeit die Sonne, ganz grell und mit
wunderschoenen Sonnenstrahlen, ich wusste mein Opi geht jetzt fuer immer, er
wollte mir mit Sicherheit sagen, siehst du alles ist gut und mir lebewohl
sagen, die Sonne begleitete uns den ganzen Weg und als wir nach Hause
kamen ging sie ganz langsam unten.Ich durfte ihn nun noch ein Stueck seines
Weges begleiten und dafuer bin ich unendlich dankbar. Ich weiss jetzt, das
mein Opi in einer anderen Welt ist , dort wo es ihm wirklich gut geht und
ich kann ihn jetzt ruhigen Gewissens seinen Weg gehen lassen.
Am Freitag wird die Trauerfeier sein, aber ich muss nun nicht mehr raetseln
und mir irgendwelche Vorstellungen machen, wie er denn aussieht, die er im
Sarg liegt oder aehnliches. Ich weiss es einfach und das ist sehr beruhigend
fuer mich.
Ich moechte mich bei Euch allen nochmals bedanken fuer die troestenden Worte
und Worte des Zuspruchs. Ihr selber habt auch genug eigene Sorgen, aber es
ist ein schoenes Gefuehl in solchen Momenten nicht allein gelassen zu
werden.
Achso, ich hab den Bestatter gebeten, doch noch einige Fotos von meinem
Opi zu machen, die sind fuer mich ganz allein und vielleicht moechte sie ja
meine Oma irgendwann mal sehen. Ich hab sie hinterher auch gleich besucht
und ihr erzaehlt, das sie sich keine Sorgen machen braucht. Sie sagte
vielleicht irgendwann wird sie sich die Fotos dann nochmal ansehen.
Auch wenn ich heute sehr traurig bin, bin ich auch gluecklich, fuer mich
genau das Richtige getan zu haben.
Dann dachte ich das mir de Trauerfeier leichter fallen nwürde, aber weit gefehlt.Freitag haben wir unsere Opi auf seinen letzten Weg begleitet. Den ganzen
Tag schien die Sonne, als waer es eine Nachricht von Opi, das wir nicht so
traurig sein sollen , sondern uns auch freuen sollen, das er jetzt seine
Frieden gefunden hat und nicht mehr Leiden muss.
Es hat mir unheimlich geholfen, das ich vorher bereits allein von ihm
Abschied genommen hab. Trotzdem war dies heute ein so emotionaler Moment
in meinem Leben, das ich immer dachte, es zieht mir gleich den Boden unter
den Fuessen weg.
Mein Lebensgefaehrte war mir eine hilfreiche Stuetze, nur mit dessen Hilfe
konnt ich mich ueberhaupt auf den Beinen halten.
Die Kapelle war wunderschoen geschmueckt und Opis Sarg war ueber und ueber mit
seinen Lieblingsblumen. Durch das Kapellenfenster links schien die ganze
Zeit die Sonne. Ich selber hab das nicht wahrgenommen, mein Lebensgefaehrte
hat es mir eben erzaehlt. Auch von der Trauerrede ist nicht wirklich viel
haengen geblieben. Eigentlich weiss ich gar nichts, was der Redner ueberhaupt
erzaehlt hat. Selbst auf seinen letzten Weg wurde Opi von einem LIed mit
Vogelgezwistscher begleitet, ich kann nicht sagen, das ich das
wahrgenommen hab.
Ich koennte nicht mal sagen, was das fuer Musik war. Ich weiss nicht wo ich
war, aber um mich herum schien irgendwie die Zeit still zu stehen, als
wuerde die Erde aufhoeren sich zu drehen.
Fuer mich ist es auch nicht so, das Opi wirklich weg ist, es ist mir so,
als kommt er jeden Moment durch die Tuer. Schnaufend wie immer, weil ihm
die drei Stufen zu steigen, sehr schwer fielen.
Ich hab immer nach einem Zeichen gesucht, war irgendwie in Gedanken im
Zwiegespraech mit Opi. Keine Ahnung, die strahlende Sonne, der wolkenlose,
strahlend blaue Himmel und eine weinende Gladiole, sind in meinem
Gedaechtnis geblieben. Die Gladiole hat aus einer der Blueten geweint.
Aber wie gesagt, es hat mir auch geholfen, das ich Opi nochmal sehen
konnte und ganz allein Abschied genommen hab. Aber ob ich das als Abschied
heute werten kann weiss ich nicht, ich weiss das mir der Besuch bei Opi
zumindest gezeigt hat, das ich mir keine Sorgen machen soll, das es ihm
wirklich gut.
Das was Opi gewesen ist und wie Opi gewesen ist, wird niemehr sein, ich
versuche das zu akzeptieren, indem ich ganz viel mit meinem
Lebensgefaehrten ueber vergangene glueckliche Tage rede. Das was Opi fuer mich
getan hat und was er mir fuer mein Leben mit auf den Weg gegeben hat, dafuer
bin ich unendlich dankbar.
Und ich hab Opi versprochen, das wenn wir durch das Tal der Traenen
gegangen sind, auch wieder Licht am Ende des Tunnels sein wird und wir
sein Lebenswerk vollenden werden. Schliesslich hat er so vieles unvollendet
hinterlassen muessen.
Seitdem geht es mit mir immer weiter bergab. Ich merke plötzlich in ein Fass ohne Boden zu fallen. Ich kann einfach keinen Halt mehr finden. Ich krieg nichts mehr auf die Reihe und ich habe das Gefühl, das der wirklich schmerzvolle Teil jetzt erst beginnt. Ich weiß nicht mehr wo mir der Kopf steht, ich krieg nichtmal mehr meinen Haushalt hin. Was soll ich nur tun?
Ich kann meinen Opi einfach nicht loslassen. Er fehlt mir so.Vielleicht habt ihr ja einen Rat. Kann das sein, was ich da alles erlebt habe und vor allen DIngen, ist es möglich mit meinem Opi Kontakt aufzunehmen?
Traurige Grüße
Doreen

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Diskussionsverlauf:
- Mein verstorbener Opi ~ Doreen - 20.07.2003 11:36 (12)