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Re: harte arbeit

kastopia schrieb am 25. Oktober 2002 um 11:50 Uhr (601x gelesen):

Hallo Tanja,
genau erst mal geht es ums Überleben! Da gebe ich dir Recht.
In dem Moment, wo man das Überleben in den Griff bekommt, sprich wenn man es geschafft hat zu leben ohne jeden Tag Panikattacken und Albträume zu bekommen, dann ist man im Leben wieder angekommen. Und dann läuft das Leben angenehm weiter...zumindest kann man mit seiner schlimmen Erfahrung umgehen und sieht es dann mit etwas Abstand. Dann folgt der nächste Prozess, meiner Meinung nach. Hat man den Abstand zu der Erfahrung kann man anders darüber urteilen, ohne Emotionen, sondern ganz klar darüber nachdenken. Und dann kommt meines Erachtens der Zeitpunkt, wo man sagen kann:
Ja, das war eine fürchterliche Zeit, aber nun läuft mein Leben weiter, ICH lenke es. Und somit ist durch den Abstand, der Hass fort...man beerdigt sozusagen das Gewesene...und irgendwan kommt der Moment im Leben, an dem man sagt, ach es sei ihm verziehen.
Das ist ein sehr, sehr langer Prozess und bedeutet harte arbeit aus dem "Opferdenken" rauszukommen. Aus dem ständigen Kreislauf, der Ohnmacht, des eigenen Schmerzes, des Seelenschmerzes, der Hilflosigkeit usw.
Vielleicht sollte man in einem solchen Fall irgendwann anfangen, sich zu überlegen, was das für ein Mensch ist, der soetwas tut, und ob dieser Mensch sich sooo wohl fühlt in seiner Haut...Du bist irgendwann vielleicht befreit, weil du intelligent bist und dir Hilfe holst, um mit dem Geschehenen fertig zu werden...dieser "Täter" läuft wahrscheinlich ein Leben lang mit seinem Inneren Wissen um seine Taten rum...Du hast die Chance aus deinem Kreislauf auszubrechen....der nicht! Das was er tat, kann ihm kein Mensch rückgängig machen...Gut dein erlebtes auch nicht, aber du kannst es verarbeiten...und somit irgendwann "vergeben" , Abhaken.

Liebe Grüße
Kastopia

Ps: ich hoffe du verstehst, was ich sagen will :-)

> Hallo,
> Es gibt noch mehr als entweder oder.Schwarz oder weiss. Verzeihen oder Rache nehmen.
> Es geht nicht darum Rache zu nehmen. Es geht darum, zu überleben nach so einem Vorfall. Verstehst Du das? UEBERLEBEN!
> Das ist alles.
> Und das ist das, was zählt.
> Tanja

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