25.01.2002
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ML Mona Lisa
Stalking
Wenn aus Liebe Terror wird
Seit zwei Jahren ist Christiane ein Stalking-Opfer. Seit
zwei Jahren wird sie gehetzt und verfolgt von ihrem
Ex-Freund. Seine Gewalt und sein Psychoterror zerstören ihr
Leben.
Ein Jahr lang haben sie zusammen gelebt. Er weiß, wo er
sie finden kann, ein Verstecken scheint unmöglich. Er ist
immer hinter ihr her. Unter Menschen kann Christiane, eine
freiberufliche Grafikerin, ihre Angst noch beherrschen.
Wenn sie nach Hause kommt, dann hat sie Angst, dass er
wieder vor ihrem Haus steht, was er meistens auch tut.
Sie trägt ein Headset, verbunden mit ihrem Handy. Damit
kann sie immer eine Freundin oder einen Freund erreichen,
die zuhören und im Notfall sofort die Polizei verständigen
können. Ihr Ex-Freund brüllt ihr bei solchen Gelegenheiten
zu, wie sehr er sie liebe und sie solle zurückkommen. Aber
auch "Du Schlampe, du blöde F..." Sieben Monate lang ging
das so. Mit den Nerven am Ende, wandte sie sich endlich an
die Polizei. Doch bei der Polizei wusste niemand Bescheid
über "Stalking". Die Beamten meinten, das wäre eine
Familienangelegenheit und Christiane solle sich doch
geschmeichelt fühlen.
Letzte Hoffnung: ein Strafprozess
Wenn sie es wagt auszugehen, dann kommen ihre Freunde mit
bis zur Wohnungstür. Doch viele haben inzwischen selbst
Angst, nachdem der Ex-Freund zwei mit einer Gas-Pistole
bedrohte. Die Polizei nahm ihn für eine Nacht fest, aber am
nächsten Tag war Christianes Peiniger wieder frei. Und sie
weiß: Er hat auch scharfe Waffen. Eines Tages ist Zahltag,
hatte er gesagt. Ich komme, wenn Du nicht damit rechnest.
Bis zu 60 Mal täglich ruft ihr Verfolger an. Inzwischen
hat sie eine Fangschaltung, mit der jeder Anruf registriert
wird, denn sie braucht Beweise. Die Folgen der Terrors:
Nervenzusammenbruch, Schlaflosigkeit, Weinkrämpfe. Sie
wurde arbeitsunfähig, floh für ein paar Tage zu einer
Freundin aufs Land. Währenddessen brach er in ihre Wohnung
ein, hinterließ Spermaspuren in ihrem Bett, nahm
Unterwäsche und Fotos von ihr mit.
Der Stalking-Fall wird bei der Kripo endlich sehr ernst
genommen, denn jedem fünften Beziehungsmord geht Stalking
voraus. Zwei Gerichtsbeschlüsse hat Christiane erwirkt: Der
Beschuldigte muss einen Mindestabstand von 50 Meter wahren,
darf sie nicht bedrohen, beschimpfen und belästigen. Doch
der Terror geht weiter. Ihr Peiniger zog sogar direkt in
die Wohnung gegenüber. Stundenlang beobachtet er mit dem
Fernglas ihre Wohnung. Christiane hatte Selbstmordgedanken,
wusste keinen Ausweg, wollte nur endlich ihre Ruhe. Von der
Flucht in eine andere Stadt haben Experten ihr abgeraten.
Denn es sei damit zu rechnen, dass der Mann ihr folgt. Ihre
einzige Hoffnung jetzt: der Strafprozess im März.
Ein Beitrag von Angelica Fell, bearbeitet für ZDFonline.
Literaturtipp:
Susanne Schumacher
Liebeswahn. Geliebt, verfolgt, gehetzt
Vgs Verlag Köln, 2000
ISBN 3802514211
Euro 10,50
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