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Mönche in der Magnetröhre
Dechen schrieb am 22. April 2005 um 13:59 Uhr (489x gelesen):

Mönche in der Magnetröhre
>Süddeutsche Zeitung, 23. 3. 2005
>
>Der Dalai Lama höchstpersönlich hat acht seiner Mönche in die USA
>geschickt. Hier meditieren sie für Wissenschaftler. Die wollen
>erforschen, wie regelmäßige Reisen ins Innere das Gehirn verändern. So
>erhoffen sich die Forscher Klarheit über die Art, wie der Mensch denkt
>und fühlt.
>Von Ulrich Kraft
>
>Die enge Röhre eines lärmenden Magnetresonanztomographen ist wohl einer
>der seltsamsten Orte, an denen Mathieu Ricard je versucht hat, seinen
>Geist in den Zustand des "vorbehalt-losen Mitgefühls" zu versetzen.
>
>Wie gut, dass er bei dieser Meditationsform auf gut 30 Jahre Erfahrung
>zurückgreifen kann. Eigentlich ist Ricard Mönch am Shechen-Kloster in
>Katmandu. Und zur Versuchsperson in Richard Davidsons
>Hirnforschungslabor wurde er auf Geheiß des Dalai Lama
>höchstper-sönlich.
>
>Insgesamt acht Mönche aus seinem engsten Kreis entsandte das spirituelle
>Oberhaupt des tibetischen Buddhismus an die University of Wisconsin in
>Madison - alles Meditationsprofis mit mindestens 10000 Stunden Praxis.
>Sie sollten dem Neuropsychologen Davidson heraus-finden helfen, was das
>Gehirn im Moment der spirituellen Einkehr so treibt.
>
>Keine Überraschung für Dalai Lama
>
>Diese Frage beschäftigt auch Ulrich Ott. "Die Neurophysiologie der
>Erleuchtung aufzuklären, ist eine faszinierende Idee", meint der
>Psychologe von der Universität Gießen und einer der wenigen deutschen
>Meditationsexperten. "Immer mehr Menschen interessieren sich für
>Meditation, doch die Forschung hat den Bereich lange vernachlässigt."
>
>Das scheint sich jetzt zu ändern. Vor allem in den USA versuchen derzeit
>Wissenschaftler, dem Gehirn beim Meditieren zuzusehen, mit
>hochempfindlichen Elektroenzephalographen und modernsten bildgebenden
>Verfahren wie der Magnetresonanztomographie.
>
>Ihre ersten Befunde dürften den Dalai Lama kaum überraschen, belegen sie
>doch eine These, die praktizierende Buddhisten seit 2500 Jahren
>vertreten: Meditation und mentale Disziplin führen zu grundlegenden
>Veränderungen im Gehirn.
>
>"Glück ist eine Fertigkeit"
>
>Bereits vor einigen Jahren sorgte ein indischer Abt mit mehr als 10000
>Stunden Mediations-erfahrung in Richard Davidsons Labor für eine große
>Überraschung. Die Aktivität in seinem linken Stirnhirn war sehr viel
>höher als bei den 150 Nicht-Buddhisten, die der Forscher zum Vergleich
>testete. Wie der Wissenschaftler aus anderen Versuchen wusste, steht ein
>solches Erregungsmuster für eine gute Grundstimmung, einen "positiven
>affektiven Stil", wie er es nennt.
>
>Optimistische Typen haben einen aktiveren linken Frontalcortex als
>unglücklichere Naturen. Offenbar hält dieses Hirnareal schlechte Gefühle
>im Zaum - und sorgt für die heitere Ausge-glichenheit und Gemütsruhe,
>die so viele Buddhisten auszeichnet. "Glück ist eine Fertigkeit, die
>sich erlernen lässt wie eine Sportart oder das Spielen eines
>Musikinstruments", lautete Davidsons Schlussfolgerung. "Wer übt, wird
>immer besser."
>
>
>Bedingungslose Hilfsbereitschaft
>
>Der Forscher wiederholte den Versuch bei Mathieu Ricard und den sieben
>anderen vom Dalai Lama geschickten Mönchen - mit demselben Ergebnis. Ihr
>linkes Frontalhirn war extrem aktiv.
>
>Doch dann nahm Davidson seine "Olympioniken der mentalen Arbeit" noch
>ein wenig genau-er unter die enzephalographische Lupe, und zwar beim
>Praktizieren des "vorbehaltlosen Mit-gefühls" - einer Meditationsform,
>bei der Liebe und Mitleid den gesamten Geist durchdringen. Ziel ist die
>bedingungslose Bereitschaft, anderen zu helfen.
>
>Währenddessen registrierte Davidson mit 256 über den gesamten Schädel
>verteilten Mess-fühlern die Hirnströme. Eine Gruppe Meditationsnovizen
>diente zum Vergleich.
>
>Kognitive Höchstleistungen
>Der Blick auf die Messwerte offenbarte eklatante Unterschiede. Im Gehirn
>der Mönche stieg die so genannte Gamma-Aktivität während der Meditation
>stark an, während sie sich bei den ungeübten Probanden kaum erhöhte.
>Außerdem waren diese schnellen, hochfrequenten Hirnströme besser
>organisiert und koordiniert.
>
>Und die Wellen huschten über das gesamte Denkorgan. "In der Regel sind
>Gamma-Wellen sowohl zeitlich als auch räumlich begrenzt", erklärt Ulrich
>Ott. "Sie tauchen nur kurz irgend-wo im Gehirn auf." Wann, kann die
>Hirnforschung nicht mit letzter Sicherheit sagen.
>
>Im Endeffekt steht die Frequenz der Hirnströme für bestimmte geistige
>Zustände. Niederfrequente Delta-Wellen charakterisieren den Tiefschlaf.
>Alpha-Wellen mit etwa zehn Hertz kennzeichnen einen entspannten
>Wachzustand. Gamma-Wellen mit Frequenzen von über 30 Hertz scheinen
>kognitive Höchstleistungen zu begleiten, beispielsweise Momente extremer
>Konzentration.
>
>Höchste Konzentration
>
>So relaxed ein buddhistischer Mönch wirken mag, sein Gehirn ist während
>der Meditation keineswegs abgeschaltet. Im Gegenteil: Im Moment der
>Versenkung herrscht höchste Auf-merksamkeit. "Die Gamma-Aktivität könnte
>für die extreme Wachheit stehen, die viele Meditierende beschreiben",
>sagt Ott. "Die Werte des Mönchs Mathieu Ricard waren jenseits von gut
>und böse."
>
>Dass die Erregung so koordiniert über das gesamte Denkorgan der Lamas
>liefen, fasziniert den Gießener Psychobiologen aber noch mehr. Denn zu
>den Gamma-Wellen gibt es noch eine zweite Hypothese, die eines der
>größten Rätsel der Hirnforschung lösen könnte - die Frage nämlich, wie
>Bewusstsein entsteht.
>
>Angenommen, wir sitzen vor einer Tasse Kaffee. Was wir bewusst
>wahrnehmen, ist der Ge-samteindruck, die einzelnen Aspekte verarbeitet
>das Gehirn aber in verschiedenen Arealen. Eine Region erkennt die Farbe
>braun, eine andere identifiziert das Aroma, eine dritte die Form der
>Tasse.
>
>Erkennungscode
>
>Das Areal, das alle Teile des Puzzles zu einem Ganzen verbindet, wurde
>aber bisher nicht gefunden. Deshalb vermutet man, dass die beteiligten
>Nervenzellen über eine Art Erken-nungscode kommunizieren: die
>Gamma-Frequenz. Schwingen die Signale für "braun", "Aroma" und "Tasse"
>im Gleichtakt von 40 Hertz, taucht der Kaffee vor dem inneren Auge auf.
>
>Nach dieser Theorie - und Experimente scheinen sie zu bestätigen - sind
>Gamma-Wellen also eine übergeordnete Steuerfrequenz, welche die
>Hirnareale synchronisiert und zusammenführt. So entstehen Wahrnehmungen,
>aber auch Bewusstseinszustände.
>
>Jene extrem koordinierten Gamma-Oszillationen, die Davidson bei den
>Mönchen registrierte, würden unter normalen Umständen nie auftreten,
>meint Ulrich Ott. Seine Erklärung: "Wenn alle Nervenzellen synchron
>schwingen, wird alles eins, man differenziert weder Subjekt noch Objekt.
>Exakt das ist die zentrale Aussage der spirituellen Erfahrung."
>
>Tiefe Veränderung des Seins
>
>Ein solcher Effekt hinterlässt offenbar auch über den Moment der inneren
>Einkehr hinaus seine neuronalen Spuren. Denn bereits vor der Meditation
>war die Gamma-Aktivität im Ge-hirn der Mönche deutlich stärker als bei
>den anderen Versuchspersonen, insbesondere über dem für das emotionale
>Gleichgewicht so zentralen linken Frontalcortex.
>
>Ein weiterer Beleg dafür, dass sich das Bewusstsein und damit die
>gesamte Persönlichkeit durch Meditation gezielt beeinflussen lassen,
>meint Davidson, also durch rein mentale Arbeit. "Die Verschaltungen in
>unserem Gehirn sind nicht fixiert. Es muss also niemand als der en-den,
>der er heute ist."
>
>Daran hatte Matthieu Ricard schon vor seinem Besuch in Madison keine
>Zweifel: "Meditation heißt nicht, unter einem Mangobaum zu sitzen und
>eine nette Zeit zu haben." Es sei alles an-dere als Entspannung. "Es
>geht um tiefe Veränderungen deines Seins. Auf lange Sicht wird man eine
>andere Person", sagt er. Auch Hirnforscher, die dem Spirituellen nur
>wenig zuge-neigt sind, müssen ihm wohl langsam Recht geben.
>
>(SZ vom 23.3.2005)


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