Re: Die Suche des Menschen nach Antworten
myrrhe schrieb am 14. Dezember 2003 um 8:47 Uhr (532x gelesen):
> Wie kommst Du auf die Idee, wodurch sich dieser Trend 
umkehren könnte ?  Die Menschen wollen verwertbares und 
nützliches Wissen, nicht Märchen, Sagen und Legenden.
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Das ist vollständig falsch.
Die Menschen haben verwertbares Wissen. Sie haben (wenn sie 
es sich leisten können) die Möglichkeit, sich ihre kaufbaren 
Wünsche zu erfüllen.
Doch noch niemals zuvor gab es so viele Verzweifelte, Suchende, 
Hoffnungslose, Ruhelose. Sie sehnen alte Zeiten herbei, sie 
reisen und kommen unzufrieden zurück ("dort wo du nicht bist, dort 
ist das Glück"), sie verplanen ihre Tage und leiden unter 
Freizeitstreß, sie rennen von einem zum nächsten Partner, sie 
leben sich aus und sind dabei todunglücklich.
Sie geben sich Süchten hin, als Ersatz nach Sinnsuche. 
Sie suchen etwas und wissen nicht, was.
Sie suchen sich selbst, sie suchen Antworten auf ihre Fragen, die 
sich sich erst stellen müssen.
Sie suchen einen geistigen Halt.
Was meinst du, warum heute Sekten wie Pilze aus dem Boden 
schießen?
Schau mal in ein Magazin, das "esoterische" Seminare und 
Vorträge anbietet. Wo man den Menschen Glückseligkeit, Lösung 
ihrer Probleme, innere Befreiung verspricht. Dorthin rennen viele 
Menschen, die es sich leisten können. Sie rennen von Seminar zu 
Seminar (gab mal eine TV-Sendung darüber).
Besonders schlimm ist es in der Großstadt. Dort, wo viele 
Menschen auf einem Haufen hocken, ist die innere Einsamkeit am 
größten. Menschen sterben in ihrer Wohnung und werden 
übersehen. Morde geschehen und bleiben unentdeckt. 
Gewalttaten werden "übersehen". Der Mensch ist in sich selbst 
gefangen.
Ob die Menschen die Kirche als Ort ihrer Antworten 
wiederentdecken, hängt von der Kirche ab, nämlich ob die 
Verwaltung es schafft, über ihren Tellerrand zu blicken und den 
Menschen zeitgemäß entgegenzutreten.
Das ist aber nicht wichtig. Wichtig ist, daß die Menschen ihr 
Inneres und die Herzensliebe entdecken. Und das kann 
außerhalb jeder Institution geschehen, sei es nun eine Kirche, 
Sekte oder ein Seminar.
 

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