Subjektive Realitäten
Be * schrieb am
5. Juni 2008 um 11:42 Uhr (1006x gelesen):
Hallo Nobby,
> Die zu Jahresbeginn eingeführte Vorratsdatenspeicherung schreckt von sensiblen Gesprächen am Telefon ab
Zur Messung der Kriminalitätsfurcht der Bevölkerung wird folgende Frage standardmäßig verwendet:
"Fürchten Sie sich, wenn Sie nachts bei Dunkelheit allein durch die Straßen ihres Viertels gehen?"
Was denkst du, wie viele mit "Ja" antworten? Viel mehr Leute jedenfalls, als tatsächlich in ihrer realen (nicht durch Fragen konstruierten) Lebenswirklichkeit Furcht empfinden.
Ich schätze, bei dieser Umfrage ist ähnliches gelaufen.
"Würden Sie einen Urologen anrufen und ihm sagen, dass Sie Potenzprobleme haben?"
Gegenüber sensiblen Gesprächen sind Menschen eh reserviert. Jedenfalls ein Großteil.
> und wird von nahezu jedem zweiten Bundesbürger als unverhältnismäßig abgelehnt.
Glaubst du die Leute wissen, was da passiert?
> Sieben von zehn Befragten (731 Befragte) würden davon absehen, oder lehnen es schon ab ( da sie selbst betroffen sind ), aufgrund der Vorratsdatenspeicherung, per Telefon, E-Mail oder Handy Kontakt zu einer Eheberatungsstelle, einem Psychotherapeuten oder einer Drogenberatungsstelle o.ä. aufzunehmen, wenn sie deren Rat benötigten.
Genau das meine ich! "Wenn sie deren Rat benötigen" - wenn du Rat einer der genannten Institutionen benötigst, gehts dir nicht so gut. Vielleicht sogar richtig schlecht.
Nun noch diese emotionale Ausgangsposition mit dem Begriff "Vorratsdatenspeicherung" verbinden und fertig ist der Nährboden für statistische Verzerrungen erster Güte.
> Hochgerechnet entspricht dies über 43 Mio. Deutschen.
Also ganz ehrlich, wenn ich es nicht fertig bringe zu sagen "Guten Tag Dr. Frankenstein, kann ich einen Termin bekommen?", dann gehts mir wohl nicht schlecht (genug).
Dass 43 Millionen Deutsche vor einer Terminvereinbarung am Telefon zurückschrecken würden erscheint mir sehr unwahrscheinlich.
> Wenn Hilfsbedürftige sich scheuen Hilfe zu suchen, da sie befürchten dadurch aus der Anonymität heraustreten zu müssen, aus Angst davor dass ihnen daraus beruflich oder privat Probleme entstehen könnten, dann empfinde ich zumindest das schon als sehr bedenklich.
Ja, WENN.
Grüße
B.
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Beitrag zuletzt bearbeitet: Be am 5.6.2008 13:46
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