> frage:
> was hält die kognitionswissenschaft von obe?
> hat die ne meinung dazu? wenn ja welche
Hi SG,
ich versuche mich kurz zu halten (ist nur ein Versuch, wird wohl fehlschlagen).
_Die_ Kognitionswissenschaft gibt es sowieso nicht. Jedenfalls nicht auf unserem Institut.
Sie teilt sich im 2. Abschnitt auf. Du hast ein Gehirn vor dir liegen und hast mehrere Möglichkeiten & Methoden welche zu kombinieren wären - oder auch nicht. Du untersuchst es auf biologischer Ebene (Neurophysiologie & Co.), mathematisch-abstrakter Ebene (neuronale Netzwerke, KI, KL usw.), psychologischer Ebene (Entwicklungspsychologie, Methoden der Psychologie), philosophischer Ebene (Leib/Seele Problem, Qualia-Debatte, Phänomenologie, Konstruktivismus et cetera) und in letzter Zeit auch _grundsätzlich_ physikalischer Ebene (Penrose, Hameroff, Lucas, Rössler usw.). Dann gibt es noch ne Menge Schattierungen. Ein Buch könnte man füllen.
Die meisten Kollegen kombinieren 2-3 Ebenen. Je nach Kombination und Mischungsverhältnis kommen dann Materialisten, Reduktionisten, Konstruktivisten und andere "isten" raus.
Die Praxis. Es gibt aus der Masse dieser "isten" einige, die sich tatächlich mit OBEs befassen. Jedoch nicht als Forschungsgegenstand an sich, sondern meistens im Hintergrund eines anderen Forschungsgebietes, wie der Bewußtseinsforschung, welche relativ interdisziplinär zur Sache geht.
Was sagen die zu OBEs? Hier gibt es so viele Meinungen, Thesen und Theorien wie bei der Frage, was denn "Bewußtsein" sei. Churchland liefert sich einen Streit mit Penrose, Metzinger liefert sich einen Streit mit Rössler, Moravec liefert sich einen Streit mit fast allen.
Was sagt jetzt "die" KW zu OBEs? Richtig, nichts. Weil man bisher keine wissenschaftlich fundierte Basis geschaffen hat. Kurzum, "die" KW hat sich gegenwärtig um andere Dinge zu kümmern. Eine gemeinsame Sprache wäre schon mal nicht schlecht.
Anekdote: Anton Zeilinger, der Wiener "Quantenteleporter" war mal zu Besuch auf unserem Institut. Wir kannten uns schon aus dem VC. Nach seinem Vortrag ging es zum essen. Wir kamen ins Gespräch, nach einiger Zeit landeten wir beim Penrose Modell des Bewußtseins (ORCH-OR). Er kennt Penrose ganz gut und so fragte ich Zeilinger nach der Intention, die Penrose zu diesem Modell trieb. Zeilinger erzählte mir wunderliche Geschichten über Platonismus, Gödels Sätze, Grenzen der KI, Turings Halteproblem und schweifte danach wiederum zu seinem eigenen Modell der In-formation. Ich erzählte ihm darauf von meinen raren OBE Erlebnissen und daß ich vorhatte, mal in nem Schlaflabor dieses Phänomen zu untersuchen, mit LDs geschieht dies ja auch. Darauf meinte Zeilinger, Penrose hätte ihm ebenfalls vor einigen Jahren von solchen Erlebnissen erzählt und soll sehr aufgeregt gewesen sein. Penrose soll auch gesagt haben, daß er dieses Erlebnis nicht in seinen Büchern erwähnen wolle, man könne ihn sonst als Spinner abtun.
Stuart Hameroff hat diese Aufgabe dann übernommen, wie man auch in einer BBC sehen kann, in der es u.a. auch um NDEs geht (auf unserer Group kannste das mal downloaden).
So, jetzt isses doch mal wieder länger geworden. Antworten gibt es keine, einzig die Schlafforscher nähern sich dem Phänomen OBE an sich, über den mittlerweile etablierten LD Weg. Minder an der Zahl und noch keine großartigen Daten.
Wird schon!
lg,
noe
PS: Wenn dich die ganze Penrose-Hypothese interessiert, hier ein Hyperlink zu Folien & nem Vortrag zum Download:
http://doug-pc.itp.ucsb.edu/online/plecture/penrose/