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Erfahrungsbericht: Stadt der Türme (viel Text!)
yen xi schrieb am 12. Juli 2004 um 14:49 Uhr (744x gelesen):

Einstieg
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Lege mich zum Mittagsschlaf hin. Erwartungshaltung einer OBE, aber falls ich einschlafen sollte, dann habe ich wenigstens ein wenig geruht, sage ich mir, um die nötige Gelassenheit nicht durch Vorfreude und Denkgerüste zu stören.
Nach einer Stunde wache ich auf - Dann wohl doch keine OBE. Weil ich mich jetzt aber sehr ausgeruht und dennoch schläfrig fühle, mache ich noch einmal die Augen zu und erwache wenig später in der Schlafstarre.
Die ersten kurzen Austritte führen mich nicht weit, einer ist etwas verwirrend. Bilde mir ein, nicht genügend Luft zu bekommen, aber kenne das ja mitlerweile und denk mir, mein Körper weiss schon, wie er schläft; Wenn er Probleme hat, werde ich einfach aufwachen.
Finde mich im Körper wieder, stelle aber fest, dass ich nicht ganz drin und wohl noch Zeit für einen Versuch habe... und wache wieder auf.


Eigentliche OBE
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Oh moment, nein! Wenn ich wach wäre, würde ich nicht auf dem Boden liegen wie jetzt (sondern im Bett). Ich probier´s einfach - und tatsächlich fliege ich nocheinmal durchs Fenster.
Gehe die Straße entlang und spüre plötzlich einen Widerstand beim Gehen, muss fast stehen bleiben (Silberschnur? Äther-/Astralkörpergrenze?). Als wenn ich durch Wasser gehen müsste. Ein kleiner Ruck und ich kann wieder laufen, merke aber eine leichte Veränderung in der Sicht oder der Umwelt selbst.
Langsam verändert sich die Originalumgebung und ich gebe mir Mühe, soviel wie möglich gerade aus und um Ecken (Sichteinschränkungen) zu gehen.
Auf dem Weg sehe ich ein Krankenhaus, das mir überhaupt nicht bekannt vorkommt. Wie aus einem gemütlichen kleinen Ort. Auch an einem kleinen Strassenladen komme ich vorbei, dessen Besitzer gerade Ratschläge an einen Kunden gibt. Es hört sich eher nach freundlichen Tipps an als ein Verkaufsgespräch.

Ich gehe weiter und sehe weit hinten die Ruinen einer großen Kirche. Einige Mauerstücke ragen noch weit hinauf, doch sind sie nicht dreckig oder verblasst, sondern strahlen dort, wo sie sich in den offenen Himmel recken, kräftige schöne Farben aus.
Auf diese Kirche gehe ich zielstrebig zu. An meiner Seite läuft ein Mönch mit einer leicht auffällig großen Nase und schütterem Haar. Er trägt einen einfarbigen, schnittlosen, gräulichen Einteiler, der fast bis zum Boden reicht. Er führt mich auf dem Weg zur Kirche, über die ich wissen will, warum sie so kaputt wirkt. "Ohja.. Du wirst noch mehr dieser Art hier finden", seine Antwort als wir unser Ziel erreicht haben.
Von Innen wirkt das Gebäude noch völlig intakt, ein Mensch steht vorne an einem etwa 50 cm hohen "Altar-Stein" mit rechteckiger Oberfläche und erzählt etwas, während der Mönch (der gar nicht mehr den Eindruck macht, als würde er zu _dieser_ Kirche _gehören_, sondern einfach nur Mönch sein) und ich die obersten Ringe entlanggehen.
Von Kirchenschiff kann man nicht direkt sprechen, da die gesamte Konstruktion eher der eines Amphitheaters ähnelt, also aus kreisförmig angelegten Stufen zum Sitzen besteht. Es sitzen ein paar Menschen dort, eine Frau aus einem traurigen Anlass, wie ich aus ihrem Gesicht ablesen kann.
Während ich die intakte innere Front (Altar und Gemälde dahinter) mit den kräftigen Farben und Goldfäden, die es durchziehen, betrachte, dringt eine gewaltige sakrale Stimmung in mich ein. Tief ergriffen kommen mir schon die ersten Rührungstränen als die traurig aussehende Frau aufspringt und nach unten begibt.
Ich folge ihr (ohne den Mönch, der mich nun auf eigene Faust erkunden lässt) und höre ihren aufgeregten Ausführungen über eine Ungerechtigkeit, die in ihren Augen passiert ist. Sie wendet sich an das gesammte (auch wenn etwas kleine) Publikum und so sonderbar es hätte wirken sollen - es tat es nicht. Eher scheint dieser Platz für jeden da zu sein, um über Themen zu sprechen, die ihn bewegen, ähnlich einer geheiligten Speaker´s Corner vielleicht :)

Durch eine Tür auf der unteren Ebene verlasse ich ohne den Mönch die Kirche, die trotz ihres unvollständigen Äusseren so intakt wirkt, werfe noch einen Blick auf einen Anbau, den ich nicht genau erkennen kann und wende mich dem Gehen zu.
Auf dem Weg durch wieder etwas kleinstädtischer wirkende Gegenden, grüße ich einen Mann und überlege mir, ihn nach dem Datum zu fragen.
Ein wenig verwundert schaut er mich an und informiert mich: "In der V..... Zeit, nehme ich mal an", wobei das 'nehme ich mal an' eher Scherz als Einschränkung und der Name, der diese Zeit bezeichnet, vom momentanen Herrscher(?) herrührt. Vielleicht so, wie man sich in der Geschichtsforschung nach Dynastien orientiert.
Das sagt mir ja überhaupt nichts! "Nein, nein", erwider ich, "ich meine das Jahr.. die Jahreszahl!" Der Mann schaut mich verständnis los an "Das weiß ich nicht!" und ich denke mir, er kann halt nicht zählen, ich müsse einen Gebildeteren fragen. Bis mir einfällt, dass diese Art der Zeitrechnung hier möglicherweise einfach nicht üblich ist?

Auf meinem weiteren Weg Richtung dem, was wie das Zentrum aussieht, treffe ich noch weitere Personen, die mir bekannt sein sollten. Jedenfalls taten sie so, ich konnte mich diesmal allerdings nichteinmal an eine gefühlsmäßige Beziehung erinnern. Und wenn da vielleicht etwas war, lag es weit weit zurück oder in einer mir noch unbekannten Zukunft.
Auf eine Einladung hin gehe ich mit ihnen in ein Restaurant. Wir tauschen untereinander nur wenige Worte, aber viel "innere Andeutungen" und gefühlsmäßige Impulse, manchmal reden wir aber auch ganz normal. An den Inhalt kann ich mich nicht mehr erinnern.
Mit dem Sprechen habe ich schon Probleme, wie ich merke. Ich finde es immernoch schwierig, das Pendant zwischen konzentriertem, gesteuertem Sprechen (wie im Körper) und Telepathie zu finden, also etwas überlegt an andere zu richten, aber nicht wirklich zu sprechen.
Durch diese "Sprachstörung" aufmerksam geworden, fällt mir auf, dass ich einen leichten Druck auf der Blase habe und begebe mich zur Toilette, die ich aber nicht betrete. Wenn ich hier gehe, hilft mir das kein bisschen weiter. Wahrscheinlich würde ich dann ständig immer wieder träumen, wie ich meine Blase entleere und irgendwann aufwachen und zur richtigen Toilette rennen. Nein, aufwachen will ich noch nicht. Es gibt noch so viel zu sehen! Vor der Tür mache ich wieder kehrt und kehre zu meinen 'neuen' Bekannten zurück, die ihre Aufmerksamkeit mitlerweile einem seltsamen Trinkspiel widmen, das ich hier noch nie gesehen habe.
Es geht dabei darum, eine bestimmte Zahl an gefüllten Gläsern auf einem länglichen Tablett zu halten, wobei jeder nur mit einer Hand stützen darf bzw muss. Wenn das gelingt, wird ein weiteres Glas hinzugegeben (nachdem die anderen entleert wurden). Ich beobachte das, bis sie es nicht mehr schaffen (das Tablett kippt) und verabschiede mich dann freundlich, aber bestimmt von ihnen, bemüht, möglichst hohe Konzentration zu halten.

Vor dem Ausgang des Restaurants reibe ich mir die Hände, um das Bewusstsein und Einfühlen zu steigern und die Reise nicht abzubrechen, bevor ich nicht im Zentrum war. Die Hand und die Finger fühlen sich schwammig an, kaum greifbar, wie verdichteter "Geist".

Langsam laufe ich durch die Stadtmitte. Ich würde gerne fliegen, das würde wesentlich einfacher und schneller gehen, aber ich muss die Konzentration wahren.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Mönch nicht wieder an meiner Seite spüre.
Dort hinten, in der dichteren Stadt, ragen große blau-violette Türme weit hinauf, in einem Stil, den ich vorher nie gesehen habe... entfernt ähnlich einer Mischung aus russischer Zwiebeltürme und Berliner Fernsehturm, aber viel gewaltiger (5 mal so groß?).
Auch sehe ich beim Näherkommen ein anderes größeres Gebäude, vielleicht etwas wie ein Palast. Auch dieses hat wie die Türme eine besondere Oberfläche, die schwer zu beschreiben ist (wie die der Stealth Fighter - verschiedene kleine gerade Flächen, leicht Bienenwabenartig). Sie ist ebenfalls bläulich violett und weist verteilte Goldkanten auf, die es wie weitmaschige Netze umgibt.
So imposant und eindrucksvoll das alles wirkt, so unwohler fühle ich mich, je näher ich in eine bestimmte Richtung gehe. Es ist nicht wirklich eine Bedrohung, aber ein leichtes Unwohlsein, das Gefühl von etwas "lichtärmerer" Seite und irgendetwas sagt mir, ich solle in die Richtung, in die ich mich gerade wende, nicht weiter gehen.
Neben mir sind 2 schwarze agressive Hunde, einer trägt eine kleine Wunde am Hals, die offen liegt und rötlich schimmert, wie von einem Kampf. Dort will ich wirklich nicht hin.

Ich spüre, wie der Fokus nachlässt und meine Zeit hier sich dem Ende neigt, als ich schon wieder am Gehsteig einer anderen Strasse entlang auf die Stadtmitte zuhalte.
Was genau hinter dieser Stadt steckt, welche Bedeutung diese Bauten hier haben, das werde ich nächstes mal versuchen rauszufinden. (Wobei ich mich gerade im Nachhinein frage, woher ich wusste, dass es ein nächstes mal gibt?).
Wenn ich aber eh schon hier ausblenden muss, dann kann ich auch gleich fliegen, wobei ich kurz entschlossen einen Passantin umarme und sie ein kleines Stück mithinaufziehe, nur um ihr den Spaß zu zeigen. Setze sie dann aber wieder ab, um allein ein Stück weiter hinauf zu steigen.
Fasziniert über die Ausmaße und Größe dieser mir völlig unbekannten, autonom wirkenden Stadt und die seltsamen herrschaftlichen, imposanten blau-violetten Türme mit dem ähnlich aussehenden großen Gebäude, bleibe ich einige Zeit in der Luft.

Im Zug wache ich auf. Gehe in das nächste Abteil und frage einen Passagier, wo wir denn wären. Die nächste Station in Hagen? Ach Du Sch..., das ist doch schon zu weit!
Am nächsten Bahnhof steige ich aus. Er sieht nicht sehr groß oder sonderlich hell beleuchtet aus, trotz der weit fortgeschrittenen Dämmerung. Das Getummel der Reisenden (ohne Gepäck), auch viele kribblige Kinder, interessiert mich nicht, weil ich nur nach einem Fahrplan suche, der mir zeigt, wie ich nach Hause komme...

Dann wache ich wirklich in meinem Bett auf. Es waren nur 20 Minuten vergangen. Um möglichst viel zu behalten, lasse ich alles noch einmal gedanklich passieren, während ich endlich zur Toilette gehe.

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