Einleitung
Die Geschichte der Kirlianfotografie
Eine einfache Methode um Entladungsmuster
sichtbar zu machen entdeckte bereits 1777 der Physiker Georg Christoph
Lichtenberg(1742-1799). Er präparierte die Oberfläche verschiedener
Isolatoren mit feinem Staub und ließ sie von Funken durchschlagen.
Er war fasziniert von den Figuren und Formen, die so sichtbar wurden. Als
er starb, interessierte sich allerdings kaum jemand für seine Forschungen
und so gerieten die nach ihm benannten Lichtenberg-Figuren in Vergessenheit.
Abb. 1: Nikolai Tesla |
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Von der Beobachtung von Überschlägen
bis zur Kirlianfotografie war es allerdings noch ein weiter Weg. Den nächsten
großen Schritt machte Nikolai Tesla (1856-1943). Die Elektrophysik
seiner Zeit beschäftigte sich mit der Erforschung von Schwingkreisen
und Wechselstrom. Als er 1891 die nach ihm benannte Teslaspule erfand führte
er beeindruckende Versuche mit hochfrequenter Hochspannung und den damit
verbundenen elektrischen Wechselfeldern durch. Er beeindruckte sein Publikum
mit 40m langen Überschlägen und Glühlampen, die er in fast
hundert Metern Entfernung - drahtlos - zum Leuchten brachte. Er baute dafür
gigantische, teilweise fast 20 Meter hohe Spulen. Allerdings begann er,
geblendet von seinen Erfolgen, Wissenschaft und Fantasie zu vermengen.
Er behauptete mit fremden Planeten zu kommunizieren, Flugzeuge auf der
ganzen Welt abstürzen lassen zu können und die Erde, wenn er
es wolle, in der Mitte auseinander sprengen zu können. Er weigerte
sich, seine Erfindungen zu erklären, sondern verkaufte sie als etwas
Geheimnisvolles und Übernatürliches. Auf öffentlichen Veranstaltungen
bildete er meterlange Funkenstrecken zwischen sich selbst und seinen Assistenten.
So mancher Zeitgenosse fand beim Versuch seine Experimente zu wiederholen
den Tod. Diese Mystifizierung seiner Forschung weckte das Misstrauen seiner
Kollegen, allen voran Edison. Bis heute können sich nur wenige Menschen
etwas Vernünftiges unter Teslaspulen vorstellen. Die meisten denken
dabei an geheime Waffentechnik oder ähnliches. |
Auch der russische Ingenieur Jakow Narkewitsch-Todkow(1848-1904)
bemühte sich, Teslas Versuche zu wiederholen und beobachtete dabei
merkwürdige Leuchterscheinungen, wenn er hochspannungsführende
Leitungen nahe den Masseleitungen verlegte. Er hatte die Idee, diesen Effekt
absichtlich hervorzurufen und ihn mit Hilfe einer lichtempfindlichen Schicht
zu dokumentieren. Er stellte damit die ersten Kirlianbilder her. Allerdings
beschränkte er sich auf Versuche mit Pflanzen und Gegenständen.
Seine Bilder waren nur einem engen Freundeskreis zugänglich und so
gerieten sie bald wieder in Vergessenheit.
Erst dem russischen Elektriker
Semjion Davidowitsch Kirlian (†1978) gelang der Durchbruch. Er experimentierte
in den dreißiger Jahren mit Teslaspulen und der damit erzeugten Hochspannung
und beobachtete den selben Effekt wie Narkewitsch-Todkow. Auch er fotografierte
die Leuchterscheinungen. Beim ersten Versuch seine eigene Hand zu fotografieren
zog er sich schwere Verbrennungen zu und starb beinahe. Doch das Ergebnis,
so sagte er, entschädigte ihn für seine Schmerzen. Viele weitere
Bilder folgten diesem ersten Selbstversuch. Seine Bilder erregten allgemeines
Aufsehen, immer neue Anwendungsgebiete wurden entdeckt. |
Abb. 2: Semjion Kirlian |
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Kirlianfotografie - ein Mythos
Glaubt man den zahlreichen
Publikationen und Angeboten zur Kirlianfotografie, so ist sie ein wahres
Allheilmittel. Geistheiler können mit ihrer Hilfe ihre "Lebensenergie"
visualisieren, esoterisch angehauchte Biobauern zeigen, dass ihr Obst den
Fluss "positiver Energien" begünstigt, wieder andere können anhand
der Kirlianbilder aller zehn Finger genauestens den Zustand der einzelnen
Organe im Körper untersuchen. Wissenschaft und Esoterik werden dabei
gnadenlos vermischt. Warum existieren aber kaum seriöse Arbeiten zu
diesem Thema? In der Sowjetunion gab es sehr wohl wissenschaftliche Forschung
auf diesem Gebiet, allerdings sind die Ergebnisse Staatsgeheimnis. Man
wollte mit Hilfe dieser Technik ein neues, revolutionäres Waffensystem
konstruieren. Zivile Forschung auf dem Gebiet der Kirlianfotografie war
bis vor kurzem verboten. In den USA hingegen wurde das ganze im Rahmen
des kalten Krieges als Unfug abgetan. Wer sich mit Kirlianfotografie beschäftigte
wurde in eine Reihe mit Wünschelrutengängern, Geistheilern oder
Telepathen gestellt. Diejenigen Wissenschaftler, die einen solchen Ruf
(zurecht) schon besaßen, beschäftigten sich dann auch mit dem
Thema und verbanden sie mit ihren esoterischen Ideen. |
Abb.3: Russische
Forschungsstation
für Tesla-Engerie. |
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Abb. 4: Kommerzielle
Kirlian-Kamera mit
Auswertungssoftware
für $1420. |
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Diejenigen, die das nötige
Wissen besitzen Kirlianapparate zu bauen, verkaufen es teuer. Mehrere hundert
Dollar kostet eine einfache Spule mit Signalgenerator, Leistungsendstufe
und Netzteil. Nochmals das selbe muss man für eine durchsichtige Elektrode
bezahlen.Die Investition scheint aber zu lohnen, denn viele Leute bezahlen
gut für eine Fotografie ihrer Seele. Das Prinzip ist denkbar einfach,
die Aura ist beim Versuch direkt sichtbar, es bedarf keiner weiteren Medien.
Vielleicht liegt es daran, dass die Kirlianfotografie ihren Reiz des Geheimnisvollen
und Mystischen bis heute behalten hat. In dieser Facharbeit soll trotzdem
hauptsächlich die wissenschaftliche Seite der Kirlianfotografie zum
Tragen kommen, auch auf die Gefahr hin, ihr etwas von ihrem Reiz zu nehmen. |
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