Korr.: heißt LIMBUS . - Jenseits, Gehenna, Grab
Füchsin * schrieb am
20. Mai 2007 um 20:53 Uhr (1379x gelesen):
Hallo, nobby!
Die Katholische Kirche stand vor dem Dilemma, dass nur ein getaufter reiner Christ ohne Schuld in den Himmel (ins Paradies) kommt. Was aber dann mit den noch nicht getauften Kindern, andere Völker und ehrwürdige Leute, z.B. Patriarchen wie Moses, Elias usw. Die Hölle ist dafür nicht zuständig, der Himmel wohl auch nicht, also sagte man, Jesus stieg nach dem Tod in eben jene Vorhölle hinab und hat erst mal die dort wartenden Patriarchen erlöst. Diese Vorhölle oder Limbus wäre der Schattenbereich vor der Hölle bzw. zwischen Himmel und Hölle, das normale Jenseits.
Dazu muss man das Wort "Hölle" (Höhle, Erdinnere, Hel) betrachten. Sowohl die südamerikanischen Indianer, als auch Germanen oder Griechen usw. unterteilten das Jenseits in eine echt tolle Ebene für Auserwählte (Könige, Krieger, Mütter die an Kindbett starben...), das normale schattige Jenseits ohne Freude und Erfüllung der Bedürfnisse, und eine Art Straflager für solche, die sich gegen Götter ergangen haben, unehrenhaft gestorben sind und überhaupt Mieslinge waren - mitunter wurden diese Seelen einfach aufgefressen (recycled), wie im Alten Ägypten.
Geht man ideengeschichtlich noch weiter zurück, waren nur Könige und Hohepriester als Nachkommen der Götter unsterblich, der Rest der Bevölkerung war sterblich und EVENTUELL nur solange nach dem Tod am Leben, als der Körper erhalten wurde; vor allem die unversehrten Knochen.
So waren die Juden im Hellenismus hin und hergerissen zwischen der traditionellen Vorstellung, es gäbe kein Jenseits (und der Verstorbene ruht/schläft dort, wo die Knochen ruhen) und der neuen herienströmenden Idee, dass es auch ein jeseitiges Leben, ein Paradies, gibt (so wie die Christen in der "Frohen Botschaft" predigten, bei dem es vor allem darum ging, dass der Christ unsterblich wie Jesus ist und nach seinem Tod mit einem unsterblichlichen Leib (irgendwann) im Paradies oder im Himmlischen Jerusalem leben wird).
Die Gehenna war einfach das Wort für Friedhof, Knochen- und Schädelstätte, z.B. außerhalb von Jerusalem, und wurde von Luther einfach lax in "Hölle" übersetzt.
Gemeint war: die normal Verstorbenen sterben wie gehabt und ruhen in den Gräbern, während die Christen in der Nachfolge der Kindschaft zu Gott unsterblich wären.
Da aber die Kirche die Hölle immer feuriger und "höllischer" ausgemalt hatte, war sie gezwungen, so eine Art Jenseits mit Fegefeuer und Limbus einzuführen, für jene Ungetauften, die eben die strafende Hölle nicht verdient haben.
Liebe Grüße -
Füchsin

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