Re: Wiedergeburt
Füchsin schrieb am 2. August 2004 um 14:42 Uhr (699x gelesen):
Hallo, Wolf's Gang!
Mit den anderen Sachen kann ich mich einverstanden erklären, aber mit dem "absprechen" - das klingt so, als ob Onkel Maxi, Tante Käthe, Oma Ursala, Papa Fritz, die kleine Sonja und der Pistolero Django im Jenseits (alles "Teilselbste") zusammenhocken und sagen, du, weißt was, das nächste mal bin ich die Oma, und du bist der Onkel, und der da ist der Räuber Hotzenplotz... und das finde ich haarsträubend und kann das aus innerster Überzeugung nicht annehmen. Irgendwie denke ich, muss das eine Art Übertragungsfehler bei euch sein.
Viel mehr empfinde ich das so: (Ich versuche es bildlich auszudrücken!) Die unbedarfte (kollektive) Seele kommt vor ein unbekanntes Tablett mit Knöpfen (betitelt mit "Weisheiten"), und wie bei einem Computerspiel gibt es eine Art Lernprogramm. Wenn sie einen Knopf anwählt, entert sie eine Erfahrungswelt (ein Leben), und je nachdem, wie sie weitersteuert, gelangt sie dahin oder dorthin. Dann ist sie einmal Ritter Kunibert, dann Madame Evelin, eine Hure, ein Mönche, ein Kaiser... Ziel ist es, alle diese Knöpfe ("Weisheiten") durchzuspielen. Je besser man das Spiel beherrscht, desto weniger fällt man auf Fallen herein. Mit der Zeit wird die Seele sich immer besser in der fiktiven Computerwelt auskennen, und wo sie mit einem Knopf durch ist, spielt sie beim nächsten weiter. (Ganz stimmt das ja nicht; da keine Zeit existiert, spielt sie eigentlich synchron alle Knöpfe gleichzeitig, aber wir wollen nicht so pingelig sein.) Ein "Müssen" gibt es nur in dem Sinne, als dass es ein Lernprogramm gibt und Rahmenbedingungen, z.B. wenn ein Game nicht gewonnen wird, muss es solange wiederholt werden, aus verschiedensten Perspektiven und Abzweigungen heraus, bis es klappt. Absolutes Einfühlungsvermögen in Figuren und Begebenheiten (=Liebe, Verstehen) ist dabei irrsinnig nützlich. Ziel ist es, das Spiel zur Gänze zu durchschauen und aus dem Spiel zu erwachen (Erleuchtung). Dazwischen ist man noch nicht fertig, aber es gibt Ruhe- und Umschaltphasen (Jenseits). Natürlich hat der Spieler, der beginnt, die Auswahl, mit welchem Knopf beginnt, mit der Zeit wird die Auswahl immer enger, da er das meiste schon kennt.
Weil das Spiel zwar Richtungen kennt, aber sonst alles offen bleibt, wären so genaue Absprachen von Spielfiguren (Teilselbste) absurd. Die (kollektive) Seele ist ohnehin Täter und Opfer zugleich. Die Seele gibt die Richtung vor, und am Ende eines Zuges sieht man, was dabei herausgekommen ist.
Es gibt im Spiel die Möglichkeit, dass fortgeschrittene Teilselbste bereits erwachen und die Einheit ihrer Selbst und der (allumfassenden) Seele erkennen. Wenn das geschieht, so erkennt sie natürlich die geplanten Spielzüge und die Zusammenhänge und kann (da vereint) Entscheidungen mittreffen.
Auf der Metaebene, die wir noch nicht erwähnt haben, hat der Spieler das Spiel selbst aus sich heraus als fiktive Theorie erschaffen, und nun lernt er es in der Praxis kennen, und damit sich selbst. Wenn das Spiel zuende ist, wird sich das Spiel auflösen und ein neues kontruiert werden. Ein immer schwierigeres.
Grüßli!

Beitrag ist archiviert
Diskussionsverlauf: