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Bewusstsein:
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Kritische Anmerkung zur spiritistischen Schöpfungssicht
Bacher schrieb am 12. Februar 2004 um 22:37 Uhr (516x gelesen):
Ich entnehme zahlreichen Äusserungen von Vertretern einer spiritistischen Schöpfungssicht, dass religiöse Ansichten tendenziell als Ausdruck eines "verengten", "irdischen" Bewusstseins gewertet werden. Viele verleihen dabei ihrer Erleichterung Ausdruck, nun frei zu sein vom "starren Dogmatismus" dieser Anschauungen und empfinden die Überwindung derselben als Schritt hin zur Erweiterung ihres Bewusstseins.
In zweifellos ernsthaftem Bemühen wird nach dieser "Überwindungsphase" versucht, den als dogmatisch empfundenen Glauben durch Erkenntnis zu ersetzen. Diese Erkenntnisgewinnung wird durch einige Vertreter spiritistischer Glaubensmodelle durchaus als quasi-wissenschaftlich bezeichnet: Man bezieht sich auf bereits vorhandene Referenzsysteme und Modelle, streicht dabei Gemeinsamkeiten heraus und müht sich, insbesondere dem Prozess des Erkenntnisgewinns selbst eine möglichst hohe Wertigkeit einzuräumen - die Instrumente, sprich: Medien, welche als Kanäle zur Übermittlung dieser Botschaften dienen, werden als hochwertig und bestens geschult bezeichnet, die Erkenntnisquellen, sprich die jenseitigen Entitäten, welche sich durch diese Medien äussern, verfügen selbstredend über ein im Vergleich zu den irdischen Menschen wesentlich höheres Bewusstsein.
Dazu einige Überlegungen:
- Wer etwas erforschen will, muss sowohl sein Forschungsinstrument kennen, als auch darüber im Klaren sein, was er eigentlich misst oder erforscht.
- Er muss sich zudem darüber im Klaren sein, welche Rahmenbedingungen, Einflüsse, "intervenierenden Variablen" einen möglichen Effekt auf seine Forschungsresultate haben könnten, ansonsten wird er das Messresultat nicht adäquat interpretieren können.
Bezogen auf "jenseitige Forschung" würde dies bedeuten, dass der Forschende erstens sein Forschungsinstrument, sprich: Medium, einschätzen und verstehen kann. Er muss sich über dessen "Funktionsweise" im Klaren sein. Zweitens müsste er wissen, was er mit diesem Instrument eigentlich misst - dazu müsste er in der Lage sein, die "Gesichte" dieses Mediums richtig interpretieren zu können, ergo selbst mehr als nur eine Ahnung davon haben, was da eigentlich wahrgenommen wird. Und drittens müsste er wissen, welche Rahmenbedingungen sich auf das Resultat des Forschungsprozesses auswirken können: die Personen der am Forschungsprozess Teilnehmenden, mit all ihren Dispositionen, Erwartungen und Fähigkeiten, z.B. (möglicherweise). Erst dann ist er in der Lage, den Prozess wirklich nachvollziehen zu können.
Schliesslich muss er - auch wenn er subjektiv vermeint, diesen Nachvollzug leisten zu können - stets darauf bedacht sein, die Resultate angemessen zu interpretieren - dies ist letztlich das Substrat des ganzen Prozesses.
Wenn ich mir nun die Aussagen, inhaltlich sowie in Bezug auf die Form (vor allem den Anspruch), gewisser spiritistischer Gruppen im Lichte dieser Ausführungen vor Augen führe, dann habe ich grosse Zweifel, ob hier wirklich von einem quasi-wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn gesprochen werden darf.
Im Gegenteil scheint es mir, als ob die als Befreiung emfpundene Loslösung von der einen Dogmatik geradewegs in die nächste führt. Dabei enstehen Modelle, die teilweise mit beinahe schon "religiösem" Eifer vertreten werden.
Da sich jedoch über die Inhalte - und hier handelt es sich dann halt auch wieder um Glaubensinhalte, auch wenn versucht wird, durch den Weg, wie diese gewonnen werden, gerade diesen Anstrich möglichst zu vermeiden - nicht wirklich fundiert streiten lässt, wird oftmals jede sachliche Auseinandersetzung mit der ganzen Materie verunmöglicht. Als kritischer Mensch bekommt man dann allenfalls zu hören: "Du denkst halt zu irdisch, dein Bewusstsein ist noch zu verengt."
Ich selber wünsche mir, gerade von denjenigen, die sich dem Irdischen bewusstseinsmässig schon ein wenig entrückt wähnen, manchmal ein bisschen mehr Bodenhaftung und von denen, die meinen, sie hätten den Dogmatismus überwunden, manchmal ein bisschen weniger dogmatisch-starre Haltung.
Bacher.
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Diskussionsverlauf:
- Kritische Anmerkung zur spiritistischen Schöpfungssicht ~ Bacher - 12.02.2004 22:37 (9)