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Re: Trauerarbeit - Loslassen, ein eigenes Leben führen
myrrhe schrieb am 9. Februar 2004 um 20:56 Uhr (596x gelesen):
Liebe Doreen,
acht Monate sind eine lange Zeit ... das "Trauerjahr" gibt es nicht von
ungefähr! Es ist ganz und gar richtig von Deiner Omi, sich nun langsam von
ihrem Mann zu lösen. Daß sie ihn, trotz der Weggabe der Kleider, nicht
vergißt, zeigt Dir doch, daß sie davon spricht, ihn bald wiedersehen zu
wollen. Aber bis es soweit ist - und möge es noch lange dauern - muß sie ihr
eigenes Leben führen.
Warum sollte Deine Omi an seinen Kleidern hängen? nur weil er sie mal
getragen hat? nein, das ist irdisch gedacht. Die Kleider hängen rum, stauben
ein, niemand zieht sie mehr an. Bedenke doch: Dein Opi braucht sie nicht,
Deine Omi auch nicht - alles, was wir hier scheinbar besitzen, ist nur geborgt,
denn wenn wir gehen, gehen wir ohne Kleider und ohne fleischlichen Körper!
Hänge doch das Leben nicht so an die irdische Komponente. Du weißt es
doch im Grunde genommen sehr genau: Dein Opi lebt nun nicht mehr hier,
und alles, was noch hier ist von ihm, ist eigentlich unwichtig. Denn die
Erinnerung ist im Herzen, nicht in seiner Kleidung!
Deine Omi bohrt kein Loch - Du selbst bohrst Dir das Loch, weil Du einfach
nicht loslassen willst. Du hängst an der physischen Erinnerung. Anstatt Dich
auf die Liebe zu besinnen, die euch verbindet! Deine Omi tut genau das
Richtige: sie macht Dich selbst darauf aufmerksam, wo Du selbst hängst.
Wenn Du aber wüßtest, wie traurig das Deinen Opi macht, daß Du nicht
loslassen willst, daß Du an seiner physischen Erscheinung klebst, anstatt ihn
in seiner jetzigen Existenz zu akzeptieren und zu lieben? wenn Du Dir das
vorstellst, könntest Du dann nicht anfangen, in die Trauerarbeit zu gehen und
loszulassen? Trauerarbeit ist etwas Bewußtes, es ist kein "Vergessen" ("die
Zeit heilt alle Wunden"), sie muß aktiv gelebt werden.
Natürlich hat Deine Omi nicht mit ihrem Mann "endgültig abgeschlossen". Sie
hat vielmehr verstanden, daß sie nun ihr Leben ohne seine Gegenwart leben
muß. Sie hat ihre Erinnerungen, sicher auch noch viele Erinnerungsstücke (wie
Photos) ... und sie wird die Zeit mit ihm niemals vergessen, noch aufhören,
ihn zu lieben!
Möchtest Du ein Opi-Museum im Haus deiner Omi haben? so "als hätte er
gerade erst das Haus verlassen"? und das vielleicht noch nach Jahren? Merkst
du nicht selbst, daß das statisch ist, ohne Entwicklung, ein Auf-der-Stelle-
Kleben, in der natürlich auch keine Trauerarbeit möglich ist? Wir Menschen
sind hier auf der Erde, um zu lernen und uns zu entwickeln. Dazu gehören -
leider, aber es ist so - auch Krisen, Schmerz, Trauer, Verlust. Wir haben hier
Aufgaben zu erfüllen, und wir sind aufgerufen, unser Leben ausgefüllt, in der
Gegenwart zu leben und nicht in der Vergangenheit kleben zu bleiben. Das
hat Deine Omi, die es gewiß nicht leicht hat in ihrer Trauer, nachdem sie
lange mit Deinem Opi zusammengelebt hat, ganz richtig erkannt. Und sie hat
einen Schritt gesetzt.
Setze Du doch auch diesen Schritt! Du wirst sehen, wenn Du einmal anfängst,
wirst Du Dich bald besser fühlen, und Du wirst merken, daß das wahre Leben
jenseits der physischen Welt stattfindet: nämlich im Geist, wo die Liebe
wohnt.
Wahre Liebe vergeht niemals, und sie überstrahlt alle scheinbaren Grenzen.
Du wirst also Deinen Opi niemals verlieren, genausowenig wie Deine Omi. Im
Gegenteil: Du befreist ihn damit! Loslassen heißt doch nicht "ziehen lassen",
es heißt, ihn in Achtung sein eigenes Leben leben lassen, das er jetzt hat. Er
lebt nun nicht mehr bei euch, er besucht euch gewiß, aber hat auch andere
Freunde, die er von früher kennt, er hat eine wunderbare Umgebung um sich,
er hat sicher auch Aufgaben. Und er weiß um die Unauflöslichkeit eurer
Beziehung!
Wie Du Trauerarbeit machen kannst? ganz einfach: indem Du Dich, zuallererst
einmal, Dir selber und Deiner eigenen Familie zuwendest. Du hast ein
eigenständiges Leben, das mit dem von Opi nichts zu tun hat. Konzentriere
Dich darauf, versuche herauszufinden, wie Deine persönlichen Wünsche,
Deine Vorstellungen aussehen, versuche sie umzusetzen. Setze einfach einen
Schritt in die Selbständigkeit!
Dann stelle Dir Deinen Opi im Jenseits vor, wie er nun eine andere Umgebung
hat, viele Leute kennt oder kennenlernt, auch er sein eigenes Leben lebend.
Und dann denke einmal über Liebe nach. Was ist Liebe? Bindung,
Abhängigkeit? oder einfach aus dem Inneren heraus das Beste für den
anderen zu wollen? Versuche zu erforschen, was Liebe bedeutet: ist sie auf
den Körper beschränkt, ist sie geistig, ist sie oberflächlich oder ganz tief
innen? kann man vergessen, wenn man liebt, oder ist Liebe ewig?
Wenn Du das erkennst, wirst Du auch das wahre Leben des Menschen, abseits
von Hier und Drüben, verstehen.
Es ist so: immer wenn wir etwas loslassen (müssen), bekommen wir ganz viel
dafür. Du bekommst das Gefühl ewiger und wahrer Liebe dafür! Ich kann es
Dir garantieren, daß es so ist: ich habe es selbst erlebt und erlebe es noch!
Viel Licht auf Deinem Weg,
myrrhe
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