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re[2]: sinnfrage
felina * schrieb am
21. August 2008 um 10:10 Uhr (1135x gelesen):
hi ash,
>Dein Beitrag bewegt mich. Auch ich stelle mir eine ähnliche Sinnfrage derzeit überdurchschnittlich oft, beinahe nächtlich, wenn auch in einer etwas anderen Nuance, dass ich mich mehr dem seelischem Leiden widme.
>Die Klischee-Antwort wäre wohl: Um zu lernen. Um über das Leid hinaus zu wachsen. Aber ob das auch für Tiere und Pflanzen gelten kann? Ich glaube diesen Flosken längst nicht mehr wirklich.
auch mir sind eben diesbezüglich zweifel gekommen. und genau das ist das problem: wenn dieses glaubenssystem nicht mehr greift, dann fällt die sinnfrage über einen her. und ich finde, sie ist ziemlich gnadenlos. denn wenn im leiden kein tieferer sinn liegt, wird es extrem schwer, damit umzugehen.
>Und so habe ich für mich gelernt, zwischen zweierlei Art von Leid zu leiden: Dem Sinnvollem, dass eine Lektion birgt, selbst wenn man sich dessen nicht bewußt ist, weil man sich nicht mehr daran erinnert, sich genau jenes unglückseliges Leben ausgesucht zu haben. Und im Vergleich dazu das völlig sinn-freie unnötige Leid, bei dem ich mindestens ebenso so über der Frage verzweifele so wie Du vielleicht jetzt gerade im Moment.
ich zweifle ja im moment sogar daran, dass man sich das wirklich ausgesucht hat. ich komme immer mehr an den punkt, wo der glaube an den tieferen sinn dem gefühl weicht, teil eines systems zu sein, das eiskalt und mechanisch seinen gesetzen folgt, ohne sinn und ohne grund, einfach nur, weil die dinge so sind, wie sie sind. so wie eine fliege verbrannt wird, wenn sie sich aus dummheit (die man ihr nicht vorwerfen kann) auf eine halogenlampe setzt. so wie eben 2 x 2 = 4 und nichts anderes ist. und dieses gefühl bringt mich in anbetracht von leid wirklich zur verzweiflung.
>Ersteres - das lehrreiche Leid - suche ich für mich selbst sogar, stürze mich in jede noch so schlechte Erfahrung herein, wenn ich weiß, dass ich daraus etwas gewinnen werde.
>Zweiteres - das sinn-freie Leid - halte ich für einen Fehler im System. Ich denke nicht, dass das Universum immer absolut gerecht ist. Ich glaube nicht, dass alles immer 100%ig nach Plan läuft und so vorher bestimmt ist. Ich glaube ganz faktisch, dass auch etwas schief geht. Weil wir größtensteil für uns selbst verantwortlich sind. Genau das ist doch der Vor- und Nachteil eines Menschen zu einem Engel, so sagt man: Der freie Wille. Die Möglichkeit Fehler zu machen.
das wusste ich gar nicht. der mensch kann also frei handeln, der engel nicht?
Was körperliches Leid speziell angeht, so glaube ich so in etwa, dass es einfach nur ein unvermeidbarer Nachteil des Lebens und seiner Evolution ist. Ohne Schmerz und Tod würde das ganze System einfach nicht funktionieren. Ich weiß, dass klingt sehr profan, aber vielleicht ist manchmal die einfachte Erklärung auch die Beste.
das ist interessant, wenn der gedanke der sinnlosigkeit mich in diesem moment auch noch wütender macht. ist schon allein deswegen interessant, weil du eben von einem system ausgehst, welches mit fehlern behaftet ist und also nicht in perfektion geschaffen wurde, wie es uns die kirchen weismachen wollen. um diese perfektionstheorie aufrecht zu erhalten, MUSS man nämlich mit lügen aufwarten: dass die wege gottes unergründlich sind, aber immer einen sinn haben zum beispiel, und dass tiere keine seele haben, sondern für den menschen geschaffen wurden, damit er sich ernähren kann. so gerät er beim töten eines tieres nicht in konflikt.
nachdem das tier, um das es hier ging, heute tot war, saß ich dann da und fühlte mich betrogen. es gibt nichts, dachte ich. ich glotzte wütend in die sterne und sagte mir: alles, was wir erfinden, ist humbug. es ist wirklich nichts als eine kalte welt aus gefühlloser materie, in der wir zufällig entstanden sind und so etwas bescheuertes wie gefühle entwickelt haben. diese ganzen ebenen, auf denen ich mich so oft befinde, die mystischen erfahrungen, der glaube an andere welten und auch der, dass man irgendetwas bewirken kann – es ist alles unsinn. es gibt nichts, nur materie und leere.
was würde wohl geschehen, wenn wir das als wahr a nsehen müssten? würde die welt dann nicht im chaos versinken? ich meine, ich persönlich würde an der unverbindlichkeit einer zufälligen materiellen welt ohne sinn schon leiden.
sind dann all unsere philosophien und religionen, dein und mein thema einer grundsätzlichen einheit jenseits von zeit und raum, nur hirngespinste und die krückstöcke, um psychisch überhaupt überleben zu können?
*stinkig grübel*
felina
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