Re: Zum "Leiden" allgemein u. am Bsp. des Papstes
butterfly schrieb am 4. April 2005 um 11:00 Uhr (599x gelesen):
Hallo Jenere (und alle anderen),
> > Wie steht ihr dazu?
> > Ich meine, ist es eurer Meinung nach ok, dass der Papst so leiden muss? Er ist doch ein Mensch wie wir und dennoch - er ist ein Heiliger...
> > Wie denkt ihr darüber?
> > In einem Namenslexikon fand ich für den Namen "Christus" die Bedeutung : der Gesalbte.
> > Hmm - was aber bedeutet "Gesalbt" eigentlich genau???
> > Wo kommt es her?
> Hi Albine
> Gesalbt wurden und werden auch Könige. Somit könnte man sagen Jesus ist ein König oder von königlichem Blut ;-).
> Den Papst empfinde ich als alles andere als Heilig. Und das er so leidet, liegt unter anderem daran, dass er nicht bereit ist loszulassen und zu "seinem" Gott überzugehen. Da stellt sich natürlich die Frage warumm wohl.
Also ich glaube, das können wir objektiv gar nicht einschätzen. Es mag so scheinen, da er tagelang im (physischen) Todeskampf lag. Andererseits wurde auch immer wieder zwischendurch berichtet, dass es wohl Zeiten gab, in denen er noch ansprechbar war und seine Situation währenddessen als eher ..."gelassen" ansah (so "schien" es ebenfalls bzw. so hörte man, und er soll ja auch "friedlich" eingeschlafen sein - was immer das nun heißen mag).
Auch denke ich, er selbst war nicht so sehr an der Gesundung seiner eigenen Person interessiert oder "hing" nun besonders an seinem eigenen Leben. Wenn überhaupt, so zeigte er doch bis zum Schluß ein hohes Maß an Pflichtbewusstsein gegenüber seinen päpstlichen Aufgaben - unter großem körperlichen Kraftaufwand, bedenkt man seinen morbiden Zustand. Das hat eher weniger mit einem direkten und unbedingten "Lebenswillen" zu tun, glaub ich.
Auch der Papst war "nur" ein Mensch, und als solcher fehlbar. Wenngleich seine Fehler natürlich viel auffälliger und umstrittener waren als die "normaler" Leute. Schließlich gilt der Papst als Repräsentant der christlichen Religion u. Kirche per se (und für gläubige Christen sogar als Vertreter "Gottes" auf Erden).
Einerseits konnte man J.P.d.II. sicher auch in vielen seiner Aktivitäten als progressiv betrachten; er war ein vielbegabter Mensch mit einem breiten Interessenspektrum; viele kleine und größere Reformen gingen auf sein Konto bzw. seine Initiative zurück, und selbst am politischen Umbruch in Osteuropa hatte er einen entscheidenden Anteil.
Für mich war (ganz persönlich) sein unbedingtes Festhalten an jedweder Verwendung von Verhütungsmitteln (Kondome/Pille usw.), paradoxerweise auch noch im Zusammenhang mit Abtreibungen, die er andererseits ja auch aufs Schärfste verurteilte, nicht nachvollziehbar, zu orthodox-reaktionär und geradezu unannehmbar und kurzsichtig in einer Zeit der Überbevölkerung, weltweitem Hunger (in der 3. Welt), Kindersterblichkeit und AIDS.
Das widerspricht nunmal meinem eigenen Glaubenssatz und endet an der Pforte meines eigenen "Gott"-Vertrauens und/oder "Gelassenheit", da ich (persönlich) der Meinung bin, Leid ist nicht in jedem Fall gottgewollt und unabdingbar.
Dennoch war der Papst auf seine Weise sicher ein großer Mann, der den Lauf der Geschichte stark beeinflußt hat.
> Gruß
> Jenere
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Diskussionsverlauf:
- Gesalbt? ~ Albine - 02.04.2005 13:18 (12)