Re: Hilfe beim Sterben
Tares schrieb am 28. Oktober 2000 um 16:37 Uhr (513x gelesen):
> > Hallo Leute;
> > nun sitz ich hier neben meinem besten Freund und sehe in wunderschöne klare
> > und doch hoffnungslose braune Augen, die genau wissen, schon morgen sterben
> > müssen ... Leute, das tut so verdammt weh !!! Diese Hoffnunglosigkeit frißt
> > mich völlig auf und kostet mich Kopf und Kragen. Diese permanent in meinem
> > Kopf nagelnde Erkenntnis: So ist das Leben nunmal und doch der absoluten
> > Ohnmacht des Unabwendbaren gegenüber zu stehen. Ich weiß noch nicht einmal
> > ansatzweise, wie ich den morgigen Tag überhaupt überstehen soll, geschweige
> > denn, die Zukunft ... Ich bin fix und fertig und es zerreißt mir mein Herz.
> > Mein bester und vieleicht einzig wahrer Freund muß sterben und ich kann
> > nichts dagegen tun !!! Gibt es also irgendwo irgend jemand, der mir klipp und
> > klar Dinge vom Leben nach dem Tod zu berichten weiß, an die ich zwar ohnehin
> > glaube, aber der allein hilft mir momentan auch nicht weiter. Was mir allein
> > hilft sind Erfahrungen von Leuten, die wirklich wissen, wovon sie sprechen.
> > Ein Halt, der mir mehr gibt als Berichte von Dritten. Denn ich habe mich noch
> > nicht so lange mit dieser Materie befasst um gefestigt sein zu können, was
> > ich glauben oder wissen soll. Über Hilfe von euch wäre ich unsagbar dankbar,
> > denn ich kann nicht mehr ...
> > Markus
>
> Hallo Markus !
> Die Zeit ist jetzt sicher wahnsinnig schwer für Dich, aber ich kann Dir sicher sagen, dass sie nur für Dich schwer ist, nicht aber für Deinen Freund.
> Ich möchte Dir eine kleine Geschichte erzählen, die mir im Januar 1997 bei einem Urlaub in Thailand passiert ist:
> Mein bester Freund und ich hatten uns damals zwei Motorräder ausgeliehen, um eine Spritztour zu unternehmen, beide hatten keinen Führerschein und nur wenig Erfahrung, aber der Reiz war stärker. Als mein Freund zu einem Überholvorgang ansetzte, verlor er bei über 100 km/h die Kontrolle über das Motorrad und ein riesiger LKW kam ihm entgegen. Ich fuhr schräg hinter ihm und konnte alles genau beobachten, die Sache dauerte vielleicht 5 Sekunden. Er fuhr, da er eine Vollbremsung versuchte um nicht frontal mit dem LKW zusammenzustossen, nur auf dem Vorderrad, in kurzen Hosen und T-Shirt, ohne Helm direkt auf den LKW zu. Links von ihm eine Wagenkolonne, rechts parkende Autos, keine Möglichkeit zum Ausweichen. Es gab nur eine kleine Lücke zwischen dem LKW und den Autos, die er allerdings unmöglich willkürlich ansteuern konnte, da er, wie schon erwähnt, nur noch auf dem Vorderrad fuhr, und das auf einem schweren Rennmotorrad bei gut 100 km/h !
> Wie durch ein Wunder ist ihm allerdings nichts passiert, weil er mitsamt Motorrad durch die winzig kleine Lücke (ca. 80 cm) geschleudert wurde und kurz hinter dem LKW zum stehen kam. Ich schrie ihn aus Leibeskräften an und verlor völlig die Beherrschung, weil er mir vorher versprochen hatte, langsam zu fahren. Er war jedoch die Ruhe in Person und antwortete nur: "Lass uns ins Hotel fahren."
> Unter vier Augen sagte er mir einige Stunden später, dass er mit mir reden müsse, aber ich sollte ihn nicht für verrückt erklären oder auslachen. Ich versicherte ihm, keines von beiden zu tun, und so fing er an zu erzählen, was sich für ihn zugetragen hatte:
> Als er auf den LKW zufuhr, wusste er, dass er sterben muss. Sein Puls ging innerhalb von 2 Sekunden von normal auf rasend und da fühlte er plötzlich seine Arme und Beine nicht mehr und die Zeit stand still, d.h. er sass immer noch auf dem Motorrad, aber so, wie wenn man beim Videorecorder auf Pause drückt. Dann begann er in Form von dünnen ovalen Scheiben durch seine eigenen Schultern aus seinem Körper auszutreten, und konnte die ganze Szenerie von oben betrachten. Er erzählte mir, dass er sich auf dem Motorrad sitzen sah, aber da er nun nicht mehr in seinem Körper war, hatte er keinerlei Angst mehr vor einem Zusammenprall, er sagte, das ist so wie wenn man einen Stock an eine Wand werfen würde, man fühlt einfach nichts mehr für seinen materiellen Körper.
> Dann ging die Reise weiter nach oben, allmählich vergass er alles, was sein Leben auf der Erde ausgemacht hatte, zuletzt seinen eigenen Namen. Als er so weit aufgestiegen war, sah er über sich eine Art Wolkendecke, und er fühlte, dass er da eigentlich hingehört und auch vor seiner Geburt dort gewesen war, deswegen wollte er in diese Wolkendecke hineinschlüpfen, wie ein Tropfen zurück ins Meer. Aber er durfte noch nicht, und wurde langsam wieder herabgelassen auf die Erde. Er erzählte mir, dass er "dort oben" so glücklich war, wie noch nie zuvor in seinem Leben, das Gefühl sei anscheinend so schön, dass tausend Orgasmen gleichzeitig nichts dagegen sind, mit dem Unterschied, dass man dort das Gefühl immer hätte und nicht nur ein paar Sekunden lang. Dort wusste er auch alles, den Sinn des Lebens, alle Dinge im Universum waren so einfach und logisch, dass es ihm wie Schuppen von den Augen fiel.
> Dort wollte er also am liebsten für immer bleiben, doch er durfte noch nicht, er merkte, wie er ganz langsam wieder hinuntergelassen wurde, und so schön und angenehm der Aufstieg war, so eklig war der Abstieg. Er sträubte sich mit aller Kraft dagegen, doch es half alles nichts, er musste zurück auf die Erde. Er sah die Motorradszene wieder, allerdings war sein Körper auf dem Motorrad bereits an dem LKW vorbeigefahren. Unendlich langsam trat er wieder in seinen Körper ein, er sagte, es fühlt sich so an, als ob man einen Taucheranzug anzieht. Dann hatte er ca. eine Minute Zeit, sich wieder mit seinem Körper zu verbinden, langsam fühlte er seine Finger wieder etc. Sein Puls war ganz ruhig, und das, obwohl er 2 Sekunden vorher raste. Seinem Zeitgefühl nach war er allerdings ungefähr eine halbe Stunde weg von der Erde !
> Ich muss dazu sagen, dass mein Freund kein Lügner ist oder ein Aufschneider, ja er war vor seinem Erlebnis ein absoluter Atheist lehnte jede Vorstellung von einem Leben nach dem Tod komplett ab und glaubte absolut nicht an das Vorhandensein übernatürlicher Dinge, kurzum, er glaubte nur an das, was er sehen und anfassen konnte. Ich kannte ihn damals schon mehrere Jahre sehr, sehr gut und konnte mir deswegen hundertprozentig sicher sein, dass er mich nicht angelogen hatte oder übertrieben hatte. Als er mir das alles erzählte, musste ich ihm versprechen, es niemandem weiterzusagen, weil er Angst hatte, dass die Leute ihn für verrückt erklären würden. Er weinte während des ganzen Gesprächs, es ist ihm also sehr nahe gegangen, heute ist er ein komplett gewandelter Mensch, glaubt an Gott und das Gute in der Welt und hat absolut keine Angst mehr vor dem Tod, ja er freut sich sogar richtig auf eine Rückkehr.
> Ich möchte Dich, lieber Markus, bitten, das eben geschriebene wirklich ernstzunehmen, daran ist kein Funke erfunden !
> Lass uns auf dieser Welt Gutes tun und fest an das Gute glauben, denn das Gute hat uns erschaffen.
> Auch wenn uns der Tod eines so nahe stehenden Menschen am Guten zweifeln lässt, so dürfen wir nie vergessen, dass wir den Zweck dieses frühen Todes wohl erst verstehen werden, wenn wir selbst tot sind, wir dann aber über unsere ehemaligen Sorgen wahrscheinlich schmunzeln werden.
> In aufrichtigster Nächstenliebe,
> Christian.
Ein wunderschönes Posting lieber Christian, voller Liebe und Güte und angefüllt mit einer erleuchtender Lebensgeschichte Deines Freundes :-)
Lieber Christian,
ich erlaubte mir noch einige Zeilen auf Dein Posting "Immunschwäche" an Dich zu richten und hoffe, daß es Deinem höchsten Wohle dient.
Alles Liebe
Tares
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