Re: Hilfe beim Sterben
Michael schrieb am 28. Oktober 2000 um 16:00 Uhr (439x gelesen):
> Hallo Leute;
> nun sitz ich hier neben meinem besten Freund und sehe in wunderschöne klare
> und doch hoffnungslose braune Augen, die genau wissen, schon morgen sterben
> müssen ... Leute, das tut so verdammt weh !!! Diese Hoffnunglosigkeit frißt
> mich völlig auf und kostet mich Kopf und Kragen. Diese permanent in meinem
> Kopf nagelnde Erkenntnis: So ist das Leben nunmal und doch der absoluten
> Ohnmacht des Unabwendbaren gegenüber zu stehen. Ich weiß noch nicht einmal
> ansatzweise, wie ich den morgigen Tag überhaupt überstehen soll, geschweige
> denn, die Zukunft ... Ich bin fix und fertig und es zerreißt mir mein Herz.
> Mein bester und vieleicht einzig wahrer Freund muß sterben und ich kann
> nichts dagegen tun !!! Gibt es also irgendwo irgend jemand, der mir klipp und
> klar Dinge vom Leben nach dem Tod zu berichten weiß, an die ich zwar ohnehin
> glaube, aber der allein hilft mir momentan auch nicht weiter. Was mir allein
> hilft sind Erfahrungen von Leuten, die wirklich wissen, wovon sie sprechen.
> Ein Halt, der mir mehr gibt als Berichte von Dritten. Denn ich habe mich noch
> nicht so lange mit dieser Materie befasst um gefestigt sein zu können, was
> ich glauben oder wissen soll. Über Hilfe von euch wäre ich unsagbar dankbar,
> denn ich kann nicht mehr ...
> Markus
Lieber Markus,
vor einigen Jahren habe ich etwas ganz ähnliches erlebt. Mein bester Freund, vielleicht der erste Mensch für den diese Bezeichnung bis dahin wirklich zutreffend war, verstarb ganz plötzlich an Herzinfarkt. Als mich die Nachricht erreichte, brach für mich eine Welt zusammen. Wir hatten lange zusammen gearbeitet und gelitten, die Schwierigkeiten, die wir zusammen überwanden, knüpften ein Band der Freundschaft, das unzerreißbar erschien. Er war mir auch ein großartiger Lehrer, dem ich einen Großteil dessen, was mich heute menschlich ausmacht, verdanke.
In den Tagen nach seinem Tod hatte ich Schwierigkeiten mich zu orientieren. Ich konnte und wollte es nicht wahrhaben, daß ein so großartiger Mensch so früh gehen mußte. Zu diesem Zeitpunkt glaubte ich noch nicht unbedingt an ein Leben nach dem Tod. Am dritten Tag nach seiner Beerdigung kam es aber zu einer Begebenheit, die meine Denkweise völlig umkrempelte.
Ich sollte -im Auftrag der Frau meines Freundes- sein Auto (es war ein Leasingfahrzeug) zum Händler zurückbringe. So nahm ich den Autoschlüssel und setzte mich ans Steuer. In dem Moment, als ich den Schlüssel ins Zündschloß steckte, schaltete sich das Autoradio ein und spielte den Song, den er in den Wochen vor seinem Tod fast ständig gehört hatte, sien Lieblingslied. Es war keine Kassette, sondern das normale Radioprogramm. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, er würde neben mir sitzen, es war eine fast greifbare Präsenz. Dieses Gefühl dauerte einige Minuten an, es war etwa wie Abschiednehmen. Dann löste sich die Präsenz auf und mit ihr verschwand der Schmerz.
Lieber Markus, ich kann sehr gut nachempfinden wie Du Dich jetzt fühlst. Ich glaube jeder hier im Forum kann das.
Ich wünsche Dir viel Licht und Liebe in der kommenden Zeit.
Michael
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