Re: Alkohol"krank" ?
Therry schrieb am 13. Oktober 2003 um 16:48 Uhr (469x gelesen):
Hallo Anneliese,
ich möchte Dir gerne einige Ratschläge geben. Wenn ich das so lese, habe ich den Eindruck, dass Du Dir selbst was vormachst! Du sprichts davon, dass Dein Chef nicht wissen darf, dass Du krank bist. Auch Deine Familie hat offenbar keine Ahnung von Deinem Suchtproblem. Lass Dir nur eines sagen: Dein Verhalten ist typisch für Leute mit Alkoholproblemen! Aber indem Du es verheimlichst, verschließt Du Dir selbst den Weg heraus aus dem Dilemma. Der Weg zum Psychiater war schon mal ein guter Anfang – aber wie gesagt – es ist erst der Anfang... Eine ambulante Kur ist zwar besser, als gar keine Kur, aber nur die wenigsten schaffen es, diese auch durchzuhalten! (Leider!)Der große Vorteil, den diese Kur bietet, ist der, dass man vor der Öffentlichkeit und der eigenen Familie weiterhin verheimlichen kann, dass man trinkt und damit gerade eben in Behandlung ist! Auch Du wirst deshalb speziell diese Art der Therapierung gewählt haben. Lass Dir nur eines sagen: Es wird nicht einfach werden! Mache Dir also selbst nichts vor. Im Grunde weißt Du selbst, dass es falsch ist, das Alkoholproblem und damit die Sucht zu verheimlichen. Mache also erstmal reinen Tisch! Lasse es raus und erzähle Deinem Chef und Deiner Familie davon! Dann geh in eine Kurklinik in der Gegend, in der Du wohnst. Dein Psychologe wird Dir sicher gerne dabei helfen, die ersten Antragsarbeiten für Dich einzuleiten. Die LVA übernimmt ungefähr 60 bis 70% Deines Einkommens, den Rest übernimmt bei finanzieller Not möglicherweise der Staat. Rede mit Deinem Chef. Es gibt die Möglichkeit, sich bei gleichzeitiger schriftlicher Zusicherung zur Wiedereinstellung für die Zeit der Kur (normalerweise bis zu 4 Monate) vorübergehend kündigen zu lassen. Flüchte Dich jetzt nicht in Ausreden, dass Du das alles nicht kannst und nicht schaffst!! Wenn Du das tust, bist Du weiterhin auf dem unerbittlichen Weg nach
U N T E N! Du aber willst doch wieder nach oben, ins Licht! Also – gib Dir einen Ruck und tu es! Es geht, glaube mir! Auch Du kannst es – wie so viele andere vor Dir. Du bist ausserdem nicht alleine (so wie bei einer ambulanten Kur. Da hast Du nur deinen Psychiater, der auch nicht rund um die Uhr an Deiner Seite sein kann, um Dich vom Trinken abhzuhalten!) In der Klinik gibt es stündlich wen, an den Du Dich wenden kannst. Du wirst Du professionelle Hilfe kriegen und viele Leidensgenossen treffen, die Dir auf Deinem Weg nach beistehen! In den zwei Wochen, die Dein Seelenklempner in Urlaub ist, kannst Du schon mal eine Selbsthilfegruppe, z.B. den Kreuzbund oder die Anonymen Alkoholiker aufsuchen, Kontakt zu Gleichgesinnten aufnehmen. Und noch eins: Jetzt bist Du dran! Kümmere Dich mehr um Dich als um andere. Halte Dich nicht länger auf mit Selbstzweifeln und Ängsten! Du schaffst es! Viel Glück wünscht Dir,
Therry
> Hallo Ihr Lieben,
> vielleicht könnt Ihr mir ja einen Tipp geben. Ich bin fast 50 Jahre alt, und so glaube ich langsam, ein wenig abhängig vom Alkohol. Seit 4 Monaten läuft das aber erst. Vorher habe ich nie Probleme gehabt mit dem Alkohol, ihn eher immer gemieden, da mein geschiedener Mann damit genug Probleme hatte. Ich habe auf meine alten Tage eine Beziehung gehabt, die bis Mai ging und ungefähr ein Jahr gedauert hat. Er hat dann eine andere kennen und lieben gelernt. Mir sagte er, er habe wegen meiner Gehbehinderung, meinem Übergewicht und meinem Alter sowieso nie ganz zu mir stehen können. Das habe ich glaube ich nicht ganz verkraftet. Ab und zu ein Glas Wein, nach der Arbeit, das hat mir gut getan. Inzwischen ist es eine Flasche Schnaps am Tag und das innerhalb von vier Monaten. Freitag war ich bei meinem Psychiater und habe zum ersten Mal einem Menschen davon erzählt. Er ist der einzige Arzt in dieser großen Stadt, der einen Entzug ambulant durchführen kann. Nur jetzt ist er erst einmal in Urlaub und es kann erst in zwei Wochen losgehen. Er hat mich aber mit der Diagnose posttraumatisches Belastungssyndrom erst einmal für zwei Wochen krankgeschrieben. Ich möchte aber jetzt mit dem Alkohol aufhören und nicht erst in zwei Wochen. So bekomme ich mein Leben nicht mehr in den Griff. Ich habe nur noch Angst. Ich arbeite trotz meiner 80%igen Schwerbehinderung etwas mehr als die Hälfte der wöchentlichen normalen Arbeitszeit. Die ganze Nacht habe ich heute nicht geschlafen aus Angst vor meinem Vorgesetzten. Und dann habe ich heute doch nicht angerufen. Ich habe ja die Krankmeldung Freitag noch weggeschickt, so dass sie heute angekommen sein müsste. Mein Vorgesetzter hat Verständnis für jeden, aber nicht für mich. Ich war dieses Jahr zwar noch nicht krankgeschrieben, aber das spielt für ihn keine Rolle.
> Bitte .....habt Ihr einen Rat für mich. Wie komme ich da wieder heraus und zwar ohne, dass es jemand merkt. Ich lebe noch mit meiner 16-jährigen Tochter zusammen. Meine 19-jährige Tochter ist bereits ausgezogen und hat im Juni ein Baby bekommen. Es klappt nicht so gut mit dem Freund und ständig befürchte ich, dass sie, zumindest vorübergehend zu mir zurückkommen möchte. Die kleine Familie kommt jeden Tag zu mir, was mir einfach zuviel wird. Obwohl ich sonst keine Freunde habe. Nie kann ich reden mit jemanden, nie besucht mich jemand. Klar liegt das an mir auch, ich habe große soziale Ängste und einfach nicht den Mut auf Menschen zuzugehen. Ich möchte es schon gerne, aber es geht einfach nicht, ich habe Angst davor.
> Bitte, wie kann ich zunächst diesen Entzug alleine schaffen?
> In zwei Wochen hilft mir ja mein Arzt, aber was mache ich bis dahin? Ich habe manchmal Todesangst und auch die Angst, sterben zu müssen, bevor ich meine Aufgaben erfüllt habe. Garantiert würde ich im Geistergürtel steckenbleiben. Was soll ich nur tun?
> Liebe Grüße
> Anneliese

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