Grau-Samkeiten
myrrhe schrieb am 3. Dezember 2004 um 17:35 Uhr (513x gelesen):
Leider hast du nicht verstanden, was ich mit dem Zitat von Itten - dem größten Lehrer über Farbe, neben Goethe - meinte.
Du stellst Grau=Harmonie als etwas Negatives dar.
Das ist wieder die Sicht, die ich stets an dir bemängele: diese immer ins Düstere abgleitende, herunterziehende Sichtweise.
Immer und immer wieder.
Und, ja, es ist meine Meinung.
Itten meinte Harmonie als Ausgleich, als etwas Neutrales, etwas, das wir anstreben. Nicht negativ.
Und da das Kleine wie das Große wirkt, das Materielle wie das Immaterielle, kann daraus geschlossen werden, daß nicht alles, was du in der Mitte ansiedelst, so negativ besetzt ist.
Du machst es daraus.
Das meinte ich mit: es ist DEINE Wahrheit.
> * Weiß - Harmonie - Schwarz
> * Welch überraschendes Ergebnis, nicht wahr?
> Ein nicht überraschender Trugschluss ?
---
Ein Ergebnis - ganz einfach aus den Farben heraus. Nicht Trugschluß.
>
Grau ist nicht automatisch Grau-en.
Harmonie kann erreicht werden, indem man die Pole erkennt und miteinander versöhnt - wenn es denn Pole sind, denn nicht alle sehe ich so (und ich bin nicht allein, wie ich merke).
Wir alle - alle Menschen - leben in der Dualität, im Bereich von Licht und Schatten; und da wir den Schatten ja im Unbewußten haben, spielt er überall mit hinein.
Dies also würde, nach deinen Worten, bedeuten, daß alle Menschen in einer Grauzone leben.
Denkst du das?
Nein, das was ich mit der Spitze des Dreiecks sagen wollte, hast du nicht verstanden.
Sie ist nicht als Flucht gemeint.
Sie ist dazu gemeint, sich die Situation aus einer höheren Sicht her zu betrachten. Aus der Sicht der Distanz, des Abstands.
Es geht nicht darum, aus dem Kompromiß zu flüchten.
Das Dreieck ist die ideale Möglichkeit, sich aus dem Ego zeitweise zu erheben und sein Ego von oben zu betrachten - Situationen neu zu bewerten.
Das beschrieb ich auch im obigen Posting.
Das hat nichts damit zu tun, ein Mittelmaß zu überwinden, sondern im Gegenteil damit, sich selbst zu definieren und das Leben, in dem man sich befindet.
Versuche es einmal, stelle dir eine Situation in deinem aktuellen Leben vor, indem du im Zuschauerraum sitzt und beobachtest dich selbst auf einer Bühne. Sieh deine Bewegungen, deine Gedanken, schau, was dich treibt. Es ist eine immer wieder interessante Erfahrung, besonders dann, wenn andere Personen beteiligt sind, die man mitinszeniert.
>
> Ein Wesen gibt also dann irgendwann das Leben auf und wird grau, vor Gram aber doch nicht vor Glück,
> graue Haare sind kein Zeichen des Glücks, kein Zeichen der Weisheit, sondern entstand aus Last und Leid,
> Das Grauen hat Leben aufgeben, ist nicht mehr in Spannung zwischen Schwarz und Weiß.
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Ich kenne ihr Leben lichtvoll meisternde Menschen mit grauem Haar.
Ich kenne Menschen, die "mittelmäßig" leben, mit dunklem (ungefärbtem) Haar.
Ich denke, es ist keine ganz zutreffender Schluß, das Grau der Haare mit dem Mittelmaß des Lebens zu vergleichen.
> Vielleicht sollten die vielen armen grauen Wesen erst einmal erfahren,
> wie man die Pole mit Lust und Glück ohne Schmerzen leben kann,
> und nicht in der Mitte beständig aus Angst vor Schmerzen stehen bleiben,
> sondern zügig durch die Mitte auf die andere Seite hindurchschreiten.
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Sooo viele arme graue Wesen also sind es, meinst du?
Sind sie arm und grau, oder werden sie so definiert?
Und welche Wege würdest du empfehlen, damit diese armen grauen Wesen sich befreien, um mit Lust und Glück zu leben?
>
> Dann erst würdigt man das Erdengeschenk,
> dann erst würde ich sagen,
> kann man es wagen,
> nach der Spitze des Dreiecks zu schauen ?
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Wie oben gesagt, das Dreieck hat eine andere Funktion, so wie ich es meine.
>
> Es scheint ziemlich verkehrt nach einem Gott zu suchen wenn es einem nicht gut geht.
> Man wird es sicher sehr schwer haben ihn zu finden.
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Gerade das Gegenteil ist der Fall, so erlebe ich es in so vielen Fällen.
Gerade das Vertrauen in Gott, in die Liebe Gottes, in die Geistige Welt
• läßt einen nicht ver-zwei-feln
• läßt einen nicht einsam sein
Die Leugnung von etwas Höherem, von einer Geistigen Führung, von Gott, von Alles-was-ist ist es hingegen, die die Menschen einsam macht, die trennend wirkt und damit schwächend. So erlebe ich es vielfach.
Re-ligio ist uns allen immanent, es sind die Fragen nach dem Woher und Wohin.
Es ist gerade das Leugnen der Religio, das Kippen aus dem Geistigen ins Materielle, was die Menschen schwächt.
>
> Besser erst mal in Licht & Schatten gut leben lernen und dann vor und mit ganz viel Glück nach Höherem schauen ?
---
Besser immer nach Höherem streben – denn es ist das Höhere, das einem die Kraft gibt, an seinem Schattenbereich zu arbeiten.
Das ist eigene Erfahrung. Nicht nur von mir.
> Denn wer die Kunst beherrscht mit Glück & Gesundheit im Licht und im Schatten leben zu können,
> dürfte es nicht schwer haben, dürfte nicht mehr schwer zu tragen haben die Pole zu verlassen,
> und mal dorthin zu gehen wo noch viel viel mehr ist als bloß nur Licht & Schatten.
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Wir leben im Geistigen und im Irdischen gleichzeitig – wir sind der Baum, der die Krone in den Himmel reckt und die Wurzeln in die Erde steckt.
Daher finde ich es falsch, zu sagen: erstmal leben wir hier, dann können wir uns immer noch um das Drüben bemühen.
Die Integration der religio in unser Leben – nicht kirchlich gemeint -, dort liegt unser Ziel.
>
> Suchst Du denn vor Glück nach dem unbekannten Höchsten,
> nach dem Unfassbaren außerhalb der Pole oder nach Gott,
> oder weil Dich Deine Lasten zu drängen ?
> Oder suchtest Du bisher in Wirklichkeit doch nur das Grauen ?
---
Wonach ich suche?
Ich suche nicht. Ich finde.
myrrhe
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