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Die Kunst des Handlesens (*)
Re: für mich und die, die es auch wollen:)
Torweg schrieb am 19. September 2003 um 8:59 Uhr (463x gelesen):
Aktaion
Moosstill ruht nun der Wald,
die wilde Jagd verebbt,
und müde sinkt die Sonne bald,
das Licht im Hain sich sanft verfängt.
Vorbei die rasend Hast, der Rausch,
die Meute folget sanft nun mir,
für meine Kraft dies Wild zum Tausch,
durch Schweiß erkämpft das stolze Tier.
So lenk‘ ich meine Schritte hin
zu diesem kühlen, klaren Grund,
den Leib zu säubern und den Sinn,
gewiß der Einsamkeit zur Stund‘.
Schon nah‘ ich leis‘ dem Ufer grün,
bei Fuß die treuen Hunde wachen,
doch dort wo sonst nur Schwäne ziehn‘,
hör‘ ich verspieltes Mädchenlachen.
Dann seh‘ ich sie, des Jägers Göttin,
entblößt betrachtet sie ihr Spiegelbild,
und ich, ich Mensch, ich darf sie sehn‘,
fast macht mich diese Schönheit blind.
Das wallend Haar vom Licht benetzt,
und Wasser von dem Leibe perlt,
wie hat mich dieses Weib ergötzt,
nein, sie ist nicht von dieser Welt.
Gefangen noch von der Gestalt,
ergeht ein Rufen, lautes Schreien,
ein Schaudern zittert durch den Wald,
die Göttin will ein Mensch entweihen.
Dann bindet mich ihr Blick,
und Wasser trifft auf meine Haut,
dann Worte, es gibt kein Zurück,
es wandelt sich, was war vertraut.
Indessen ich, ich kann nicht lassen,
mein Auge von Diana Schön,
zu Füßen mir die Hunde rasen
und noch kann ich dies nicht verstehn‘.
Sie lacht mit einem kalten Strahlen,
im Wasser seh‘ ich mein Gesicht,
Geweih, den Leib, des Röhrens Hallen,
und in mir meine Seele bricht.
Der erste Hund packt meinen Lauf,
Melampus, den ich so geliebt,
er ruft zur Jagd die Meute auf,
die nun den eignen Herren trieb.
Ich will nicht weichen, ich will bleiben,
doch bitter dieser Wunde Schmerz,
den Jäger nun die Hunde treiben,
im Rausche, rasend, vorwärts, vorwärts!
Ich renne, stürze und will doch zu ihr zurück,
ich weiß, ich darf nicht um sie werben,
und ohne sie da ist kein Glück,
und so ergeb‘ ich mich dem Sterben.
Aktaions Blick
Sieh nur, wie klar dies Wasser perlt von meiner Hand,
der kühle Weiher diesen Leib erfrischt,
nur Göttlichkeit in Menschlichkeit gebannt,
das All-Sein in Gefühl erlischt.
Wie neid‘ ich ihnen diese Haut,
die Lippen, die sie küssen zart,
die Hand, die hat den Herd gebaut,
das Herz im Feuer offenbart.
Ja, wirklich alles kann ich sein,
ob Mensch, ob Tier, ob Baum, ob Strauch,
in Göttlichkeit göttlich allein,
zum Fühlen Menschengeist ich brauch‘.
So macht der Mensch erst göttlich mich,
durch ihn erfahr‘ ich alle Gaben,
doch sterblich, schwach und blind bin ich,
will ich mich dann am Mensch sein laben.
Und während ich die Frau betrachte, mein Spiegelbild,
starrst still du durch das Unterholz,
ein Blick, der mir die Schwäche brachte,
der Mensch schweigt nie, stets prahlt er stolz.
Doch du wirst davon nichts verkünden.
Die Wahrheit und die Kunst liegen im Auge des Betrachters.
(Leonardo da Vinci)
Du bist der Schöpfer deiner Wirklichkeit.
Liebliche Grüße, Torweg
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