Irgendwo tief in den Archiven hier vergraben, hab ich mich schon mehrmals sehr eingehend zu Ads geäußert. Besser als hier in dem folgenden Posting, also lohnt es sich für dich, es auszugraben (Irene wird das bestätigen können *g*).
Zunächst mal: übers Internet kann man keine Diagnosen stellen. Aber rein gefühlsmäßig hätte ich nach deiner Schilderung so meine Zweifel. Ich empfehle dir, dich ein bisschen auf
www.adhs.ch umzusehen, insbesondere den Teil, wo genau das korrekte diagnostische Vorgehen beschrieben wird (das leider sehr oft unzulässig verkürzt wird, sodass es Fehldiagnosen in beide Richtungen gibt.) Dann wirst du zum Beispiel sehen, dass deine Schilddrüsenfunktion eigentlich längst abgeklärt gehört hätte.
Außerdem empfehle ich dir den folgenden Thread aus einem anderen Forum:
http://www.schilddruesenforum.de/thread.asp?threadnr=3657
(aufmerksame Leser werden mich wiederfinden *g*).
Und ja, natürlich hat die Ernährung einen Einfluss, wie sie auf alles einen Einfluss hat. Das Problem ist nur, dass es nicht so einfach läuft, dass es z.B. immer wieder geheißen hat, Zucker ist schuld, Phosphat ist schuld, sonstwas ist schuld - aber nur ein äußerst kleiner Teil der diagnostizierten Adsler (so ungefähr 3-5%) mit einer erkennbaren Verbesserung ihrer Symptome auf spezielle "Diäten", die z.B. phosphatfrei waren oder auch nur in der rigorosen Streichung von Süßigkeiten etc. bestanden, oder im gezielten Essen von mehr Obst und Gemüse, reagierten. Auch das Fernsehen wurde ja gern als Hauptverursacher hergenommen. Um es kurz zusagen: mehr Obst und Gemüse, weniger Zucker, weniger Fleisch - das tut wahrscheinlich jedem gut. Wenn man damit eine Verbesserung erzielen kann, weil Mangelzustände vorlagen - umso besser. Ebenso mit bestimmten Vitaminen. Aber ich kenne auch z.B. eine Familie, die am Land lebt, deren Mutter sich ganz extrem um die Ernährung kümmert (sie weiß genauestens über Fettsäuren, Vitamine, Eiweiß und alles mögliche Bescheid), die Familie unternimmt viel im Freien mit den Kindern, Fernsehen gibts zwar, aber sehr selten - und die auch Adsler unter ihren Kindern hat. Und ich kenne Eltern, die ihren Kindern auf gar keinen Fall Ritalin geben wollten und vorher so ungefähr alles andere probiert haben, Ernährungsumstellung, Familientherapie etc. Und wo erst bei Ritalin sich Erfolge einstellten, die aber innerhalb erstaunlich kurzer Zeit. (Eigentlich aber, weil es bei Ads auch nicht zuletzt um das soziale Lernen geht, das von Verhaltenstherapie begleitet sein sollte.). Ritalin aber bloß als Konzentrationsmittel zu geben, ist grob fahrlässig! Man kann nämlich weder aus dem Eintreffen noch dem Ausbleiben der gewünschten Wirkung auf Vorhanden oder Nichtvorhandensein von Ads schließen.
Dass das Ganze ein sehr subtiles Gebilde mit schwammigen Grenzen ist, ist klar, aber das ist eigentlich oft so - wo genau ist die Grenze zwischen krankhafter Depression und normalem Reagieren? Glaubst du wirklich, dass da jeder Arzt exakt dieselben Maßstäbe anlegt?
Um es mal krass zu sagen, auf der von mir genannten Seite
www.adhs.ch ist ein ausschlaggebendes Kriterium für die Verordnung auch immer der Leidensdruck des Betroffenen. (Vor allem dadurch, dass man bei der Umwelt aneckt, nichts auf die Reihe kriegt, sich verzettelt usw. Irgendwann ist man dann oft auch total ausgelaugt.) Und das Hauptsymptom ist eben weder die Hyper- noch die Hypoaktivität, sondern die Aufmerksamkeitsinkonsistenz. Dass du in der Lage warst, es halbwegs problemlos abzusetzen, spricht wohl eher dafür dass du entweder kein Ads hattest oder in einer leichten Ausprägung. (Oder in Umstände geraten bist, die dir das Leben leichter gemacht haben.) Was mich aber am stutzigsten macht, ist das "übernervös" - eigentlich kann ich dazu gar nichts sagen, weil ich das erstmals höre. Die meisten - und ich hatte auch mit Hypos zu tun - berichten ganz im Gegenteil von einer eintretenden Ruhe und Gelassenheit, die es ihnen überhaupt erst ermöglicht, wieder Dinge auf die Reihe zu bringen usw. Auch ein Hypo ist ja, auch wenn er nach außen so wirkt, keineswegs gelassen im Inneren. (Bei dem sind halt statt der Finger und Zehen die Gedanken "hyperaktiv"). Ein nicht kleiner Teil berichtet aber auch von dem Gefühl, dass ihre Kreativität leide - keineswegs alle. Und die meisten nehmen das bewusst in Kauf bzw. steuern das so - Ritalin hat ja eine sehr kurze Wirkzeit, solange es nicht in Retardform eingenommen wird - dass sie sich halt bewusst ihre kreativen Freiräume schaffen, indem sie Ritalin gezielt z.B. nur morgens oder nur morgens und mittags nehmen etc. (Allenfalls warst du nicht richtig eingestellt, die richtige Dosis an Ritalin herauszufinden, ist eine recht langwierige Sache, und es ist keineswegs so, dass mehr auch heißt, dass es stärker wirkt, am besten wirkt es in der richtigen Dosis, das heißt es kann auch mal ein besserer Effekt auftreten, wenn heruntergefahren wird. Vielleicht hast du aber auch einfach wirklich keins gebraucht.)
Auch dein Blutbild gehört unter Ritalineinnahme regelmäßig kontrolliert.
Ich kann dir daher nur raten, dass du eigentlich mit der Diagnose von vorn anfangen solltest - mach zuerst das Einfachste und Naheliegendste, stell deine Ernährung um, wende dich an jemanden, der was davon versteht - gibts hier im Forum bestimmt, lass deine Schilddrüse untersuchen usw. Und sieh zu, ob es anhand dieser Maßnahmen besser wird.
Bei mir ist z.B. die Schilddrüse eindeutig an Depressionen schuld gewesen, sämtliche "Ads-Symptome" sind aber geblieben. (Ich hab keine Diagnose, daher in Anführungszeichen.)
Und wenn es nicht besser wird, geh zu jemandem, der in der Lage und gewillt ist, halbwegs objektiv festzustellen (ganz objektiv gehts ja nicht), ob du ADS hast - wenn dein Leidensdruck wirklich so groß ist, ehrlich gesagt, vermittelt dein Posting hier nicht unbedingt den Eindruck, aber vielleicht findest du nur nicht so die Worte. Und wenn kein Ads oder eine relativ geringe Ausprägung vorliegt, kommt man da durchaus ohne Medikamente zurecht.
Also kurzgefasst: ich glaube nicht, dass es ein Fehler war, es abzusetzen. Gerade bei Mädchen ist es oft so, dass sie die schulischen Hürden noch ausgleichen können, und das Ganze erst im frühen Erwachsenenalter (meist mitten im Studium) so akut wird, dass sie da einen wirklichen Leidensdruck verspüren - da ist es dann vielleicht kein Fehler daran zurückzudenken, dass da einmal schon ein Verdacht war. (Also für mich ists anhand deiner Schilderung ein Verdacht, auch wenn du eine Diagnose bekommen hast.) Und dich halt dann wirklich um eine ordentliche Diagnose (die auch eine Ausschluss-Diagnose sein kann) zu bemühen.
Liebe Grüße,
Elisabeth (dies mal wieder nicht lassen konnte, und dem nächstbesten Reiz erlegen ist *g*, und aus dem Grund zu dem Thread auch ganz bestimmt nichts mehr schreiben wird jetzt, muss mich jetzt um mein Unizeugs kümmern)
> ich konnte mich noch nie richtig konzentrieren, war schon immer sehr verträumt.
> mit 12 stellte ein arzt ADS fest (aber mit hypoaktivität statt hyperaktivität).
> er verschrieb mir ritalin, das ich allerdings nicht sehr lange nahm... nun frage ich mich ob das damals vielleicht ein fehler war, das medikament abzusetzen.
> Ich weiß das man viel zu wenig darüber weiß, und ich bin auch nicht der mensch der gerne medikamente nimmt, aber vielleicht habe ich mir damit einiges verbaut ?
> Unter der Einnahme von Ritalin konnte ich mich viel besser konzentrieren, Schulfächer in denen ich vorher eher auf 3-4 stand (noten), waren plötzlich 2er oder sogar 1er Fächer.
> Selbst komplizierte Gedankengänge (die ich sonst nur im Ansatz habe, und nicht weiter verfolgen kann, weil mich etwas ablenkt oder plötzlich einfach nichts mehr da ist), konnte ich verfolgen und weiterentwickeln.
> Leider war ich aber auch dauer-nervös, und meine Phantasie und Kreativität liesen nach.
> So kam es das ich mit meinen Eltern beschloss das Ritalin abzusetzen...
> Lange Zeit war es mir egal ob ich mich nun konzentrieren konnte oder nicht, und hatte mich damit abgefunden irgendwie "dumm" zu sein (das gefühl bekommt man einfach wenn man so extrem unkonzentriert ist, alles vergisst usw..).
> Nun war ich vor kurzen (wegen einem gesundheitlichen problem) bei einer ärztin, die (nebenbei) feststellte das mein körper kaum nährstoffe aufnimmt bzw. aufnehmen kann,
> Da irgendwas mit meiner Magen-Darm Flora (bzw. dem säure- und bakterienhaushalt) nicht stimmt.
> Ein Blutbild bestätigte die Mängel...
> Nun frage ich mich ob dies vielleicht auch was mit der Unkonzentriertheit zu tun hat ?
> Leider meinte meine ärztin das man erst am grundproblem (also magen-darm) etwas ändern müßen, bevor man überhaupt weiter behandeln kann.
> Zur Zeit bekomme ich Heilerde (gegen die Säure im Magen) und noch so ein Pulver mit (Milchsäure?)-Bakterien...
> Wenn Unkonzentriertheit durch einen Nährstoffmangel enstehen kann, welche Nährstoffe bzw. vitamine (ect...) welche sind das dann ? Ich habe mal was von den B-Vitaminen gelesen (B12 etc..).
> Und noch etwas anderes geistert mir im Kopf herum (*g*), und zwar die Schilddrüse.
> Da mein Hormonhaushalt auch immer sehr durcheinander (bzw. unregelmäßig) ist, könnte es vielleicht auf eine Unter oder Überfunktion hinweisen ?
> Sorry das ich grade ein bisschen chaotisch geschrieben habe ;(
> Freue mich über jede antwort !
> ganz liebe grüße- *rhea*