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Humor: Humor (rubrik)
Re: gedanken am frühen morgen!
testilöne schrieb am 17. Mai 2002 um 10:13 Uhr (491x gelesen):

Hallöle, sagt Testilöne!
Zu dem Typen in Erfurt kann ich schon durchaus etwas sagen. Denn ich war früher auch mal kurz davor soetwas zu tun.
Damals war meine schulische Situation echt beschissen. Jedes Zeugnisss wurde schlechter, jeder Zensur war ne Rolltreppe nach unten. Dazhu kam, dass ich auf meiner Grundschule häufig geärgert, gehänselt und geschlagen wurde. Einmal haben diese Blödmänner (um's vorsichtig auszudrücken) mir sogar ein Fahrrad auseinander genommen. Naja, aus der Familie kam auch wenig Unterstützung. Mutter is wenig zuhaus gewesen, Vadder eher selten da.
Ich hab es immerhin geschafft, auf ein Gymnasium zu kommen. Dort, habe ich gehofft, wird es besser mit der Situation. Aber Pustekuchen! Einer aus meiner alten Klasse hatte es auch auf's Gymnasium geschafft. Der hat's übertragen ("der heult immer sehr schnell, wenn mann ihn ärgert" oder "Wenn de willst, kannste ihn ja ärgern" etc.). Natürlich bin ich mit der Zeit abgehärtet (heulen tu ich garnicht mehr), aber die habens intensiviert und es damals immer wieder geschafft. Diese Klassensituation hat sich dann auch auf meine Zensur ausgewirkt. Ging alles den Bach runter. (Das is dasselbe wie das Kinderexperiment mit zwei Tomatenpflanzen: zwei pflanzt man in zwei verschiedene Töpfe, stellt sie nebeneinander auf ein Fensterbrett und lässt sie wachsen. Die eine schreit man dauernd an, wie schlecht sie denn is, der anderen sagt man, wie schön und stark sie denn ist. Die eine geht wahrscheinlich ein, die andere wächst enorm gut. Übertrag das mal auf meine beschriebene Situation. Die Noten sind die Tomaten, die Schreie dieAussensituation.)
Irgendwann begann ich damit mein Leben abzuschliessen. Ich wollte einfach nicht mehr leben. Ich war also in derselben Situation wie der Täter in Erfurt. Aber das bedeutet nicht, dass ich sofort am nächsten Tag alle platt machen würde. Ich habe noch irgendeinen Pikser gebraucht. Etwas, was den Luftballon zum Platzen bringt. Der kam aus der Familie. Mir hat es immer sehr weh getan, wenn z.B. einer meiner wenigen Freunde verloren ging. Das schmerzt eigentlich jeden. Noch härter ist es aber, wenn jemand aus der eigenen Familie sagt: "Ich hasse dich!!" (Bei mir will ich jetzt den Grund nicht sagen, ist zu intim [nicht im sexuellen Sinne!]) Nach diesem Pikser wäre ich wahrscheinlich ins nächste Waffengeschäft eingebrochen und hätte mir was geklaut, oder ein Küchenmesser hätte ich auch genommen. Aber meine Eltern haben mich zu einem Psychologogen gebracht. Bei dem hatte ich ein paar Sprechstunden, bis es mir besser ging. Ab diesem Punkt ging es mir schulisch imnmer besser. Meine Leistungen aber aren so schlecht, dass ich zur Realschule wechsen musste. Aber hier gings mir immer besser. Ich hab auch seit dem Psychologen kaum Probleme gehabt und sogar eine gut besuchte Internetseite aufgebaut. Ich habe im Netz viele Freunde gefunden. Es geht mir wesentlich besser. Und meine Schulleistungen sind immer besser geworden. Ich bin jetzt 15 Jahre alt und in der neunten Klasse; mit ziemlich guten Noten :)
Also der Punkt mit dem Psychologen war für mich der Wendepunkt in meinem Leben. Ich habe zwar immernoch wenig Freunde, aber dafür keine Feinde mehr. Das Leben macht mir wieder Spass.
Bei dem Täter von Erfurt sind aber zwei Faktoren dazu gekommen. Er hat
1. Computerspiele mit Menschen töten gespielt
2. In einem Schiessverein mitgewirkt
Aber an meinem Fall sieht man, dass ich auch ohne diese Faktoren bereit gewesen wäre, Menschen zu töten. Es bringt herzlich wenig, Computerspiele zu verbieten, nicht nur, weil man auch so drankommen würde. Der Schiessverein ist lediglich eine Möglichkeit, an eine Schusswaffe zu kommen. Sie ist genauso einfach wie das Gehen in einen Waffenhandel.
Ich wollte das alles einfach mal los werden.
Cya!


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