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Spiritualität als Sucht - Selbstbekenntnis

erwinio schrieb am 21. August 2006 um 17:30 Uhr (548x gelesen):

Nun endlich ist mir klar, was die Ursache des Verlangens nach spirituellen Dingen, des Strebens nach göttlichen Wahrheiten in mir war.

So wie ich bislang alles, was ich in meinem Leben tat, mit übervollem Einsatz tat, so tat ich auch in der Spiritualität. Seit meiner Jugend,

als ich Sport trieb bis zur Erschöpfung,
soff bis ins Delirium,
rauchte bis mein Herz sich stolpernd meldete,
spielte, bis mein Geld vernichtet war,
musizierte, bis die Finger wund und die Stimme versagte,
liebte, bis mich ekelte,
so auch hielt ich es mit der Spiritualität, mit dem Streben nach der Überwindung der Leere.
Meditierte, rastlos, rund um die Uhr; immer wieder die Gedanken nach Sinn, Überwindung, Erlösung, Freiheit, Wahrheit.
Licht, bis mich blendete und ich nichts mehr zu sehen im Stande war.


Leere. Immer wieder macht sie sich breit, schafft den Raum, wo Neues entstehen kann.
Immer wieder von mir krampfhaft zugedeckt, verborgen, übertüncht mit den schillernden Farben der Kunst, der Liebe, der Unterhaltung.

Nicht Gott trieb mich an, zu suchen, was die Leere erfüllen könnte,
sondern mein Unvermögen, die Leere zu erleben, trieb mich an.

Spiritualität als eine Sucht,
die benebelt die alltäglichen Dinge,
wie im Rausche wandelnd durchs Leben führt.

Ich betete, wie ich rauchte; zwanzig, dreissig mal am Tag,
meditierte, wie ich soff, immer wieder, nie ganz zurück bei mir.

Und jetzt.
Ich trinke nicht mehr,
rauche nicht mehr,
bete nicht mehr,

Sie ist grausam, zu mir, diese Leere,
aber so unheimlich wahr und ehrlich.

Und ich bin frei, doch die Freiheit will mir nicht so recht schmecken.

Erwinio

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