Fundgrube.Amit Goswami
Amit Goswami/ Philosophie des monistischen Idealismus
1. In seinem jetzt auch auf Deutsch erschienenen Buch "Das bewusste Universum" stellt der Physikprofessor Amit Goswami an der Universität von Oregon, der aus Indien stammt und dessen Vater ein brahmanischer Priester/Guru war, sein Weltbild vor. Es beruht auf der Philosophie des monistischen Idealismus und ist, wie es auch Dr. Alan Wolf in seinem Vorwort schreibt, "der Versuch, die uralte Kluft zwischen Wissenschaft und Spiritualität zu überbrücken".
Dabei baut er auch auf Chapras "Tao in der Physik" auf, versucht dabei aber, die Zusammenhänge konkreter zu hinterfragen und zu philosophisch zu begründen.
Sein Buch ist vor allem eine kritische Analyse des gegenwärtig vorherrschenden wissenschaftlichen Weltbildes, des materialistischen Realismus bzw. logischen Positivismus, der im Grunde nur den experimentellen Erkenntnissgewinn als seriöse Quelle zulässt und alles andere, incl. Metaphysik und Spiritualität als unseriös negiert.
2. Goswami bezieht sich dabei auf die Erkenntnisse und Paradoxien der modernen Quantenphysik, wie das Bellsche Theorem und die Experimente von Alain Aspect an polarisierten Photonenpaaren. Das hier festgestellte Prinzip der Nichtlokalität hat ja weitreichende Auswirkung auf das geltende Weltbild, wenn eine Veränderung an einem Teilchen eine sofortige Veränderung an seinem verschränkten Zwilligsteil bewirkt und dieses unabhängig von der Entfernung und also auch der Lichtgeschwindigkeit unmittelbar geschieht.
Er hat ein wissenschaftliches Erklärungsmodell für diese Prozesse und dieses liegt im Prinzip einer ganz anderen philosophischen Betrachtungsweise begründet, die mit der allgemein verbreiteten materialistischen Auffassung bricht, nach der die Materie das Primäre und das Bewusstsein nur dessen Epiphänomen sei. Er hält, wie alle Vertreter des Idealismus, das genaue Gegenteil für wahr: Bewusstsein sei das Primäre, der "Urgrund allen Seins" und die Materie das untergeordnete, resultierende Epiphänomen.
3. Geschichtlich hat sich ja im Streit dieser beiden philosophischen Grundrichtungen die materialistische als überlegen erwiesen, da man schließlich davon ausgehen konnte, dass alles Bewusstsein ja erst während des Evolutionsprozesses (aus unbelebten kosmischen Objekten) entstand. Diese scheinbare Rangfolge relativiert sich aber innerhalb einer anderen Kosmologie, die beispielsweise nicht nur einen "Urknall" kennt und in der alle Materie ursächlich aus noch elementareren Dingen, wie z.B. Bewusstsein oder Information zyklisch geboren wird.
Bewusstsein wird in diesem Sinne als Bestandteil einer kosmischen (göttlichen) Kreativität bzw. geistigen Schöpfungskraft gesehen, bei dem auch das menschlich individuelle Bewusstsein ein integraler Bestandteil ist.
In Anlehnung an altindische Mythologien bzw. dem spirituellen Weltbild wird hier dem persönlichen Ego, dem Selbst (-Bewusstsein) ein weiteres, real existierendes, übergeordnetes universales Bewusstseinssystem zugeordnet. Ein derartiges - selbstverständlich nicht an unsere raumzeitlichen Systemgrenzen gebundenes - Etwas, für das es in seiner Heimat den Begriff des atman gibt, ist ggf. auch mit dem des "Heiligen Geistes" identisch und wäre durch die Gesetze der Selbstorganisation innerhalb eines interkosmischen "panta rhei" unserem konventionellen Materiebegriff als System übergeordnet.
4. Amit Goswami begründet die Notwendigkeit eines baldigen Paradimawechsels unseres Weltbildes auch durch die scheinbar unlogisch-widersinnige Existenz bestimmter paranormaler Phänomene wie Hellsehen, Präkognition usw., die dann ganz natürliche Erklärungen finden, wenn man die Besonderheiten bzw. das Primat der Bewusstseinstrukturen berücksichtig. Dies geschieht nicht durch Spekulation, reine Phantasie oder konfessionelles Dogma, sondern auf wissenschaftlichem Wege, in dem man die Quantenstruktur dieser Phänomene genauer untersucht und entsprechend wertet.
Dabei sei es eine Besonderheit des menschlichen Gehirns, dass es sowohl eine konventionell-materielle Struktur, als auch parallel dazu eine entsprechende "Quantenebene" besitzt.
Das Bewusstsein hat stets die Möglichkeit, zu beobachten und zu entscheiden; immer wenn es davon Gebrauch macht, kommt es in einem gewissen Sinne dabei zu einem "Kollaps der Wellenfunktion".
5. Er vergleicht dieses Prinzip mit dem der quantenmechanischen Unschärfe, bei dem immer nur entweder der Ort oder der Impuls genau definiert werden kann. Jede Beobachtung ist ein konkreter, diskreter Zustand, der z.B. einem Impuls oder Ort entspricht und innerhalb der praktischen Arbeit des Gehirns überlagern sich dann diese diskontinuierlichen Beobachtungen, so dass ein gewisses Funktionieren dieser individuellen Gesamtheit, von ihm "Körper-Geist" genannt, möglich ist.
Gleichzeitig ist dabei jede Beobachtung eine Art Wahl, ein Ausdruck von Identität ("Ich entscheide, also bin ich").
Durch diese quantenmechanischen Eigenschaften des Gehirns kann sich das menschliche Einzel-Bewusstsein unter bestimmten Bedingungen auch mit dem anderer Personen verlinken, quasi in kohärente Superposition treten, so dass es z.B. zum "Hellsehen" kommt. Gleichzeitig existiert in höherem Sinne auch eine durch diese Quantenkorrelation erklärbare Verbindung zum universal-kosmischen Bewusstseinssystem, welches also über das individuelle "Quanten-Selbst" des Ego hinausgeht.
6. Die Anerkennung einer derartigen übergeordneten Bewusstseinsebene hat ja auch weltanschauliche Konsequenzen, da im konventionell materialistischen Weltbild i.A. die Interessen des Egos, des getrennten Individuums, als dominierend betrachtet werden; bestenfalls sieht man im Sinne des Utilitarismus bzw. Humanismus das höchste Glück für die größte Menge als Zielstellung (was man ja immer sehr verschieden interpretieren kann). Außerdem ist anzuehmen, dass eine Anschauung, die das Bewusstsein nur als Epiphänomen, bzw. nur als individuell raum-zeitlich sehr begrenztes, sterbliches Gebilde sieht, konzeptionell seine Schwierigkeit bei der Entstehung von Verantwortlichkeit und Ethik hat.
Er erzählt da z.B. die Anekdote über Ghandi, der von einer ihn besuchenden Mutter gebeten wurde, ihrem Kind zu sagen, dass es keine Süßigkeiten essen solle, da dies schädlich für die Zähne sei. Gandhi sagt aber den beiden, dass sie in 3 Wochen wiederkommen sollen und erst danach teilt er dem Kind mit, es solle "auf Süßigkeiten verzichten, weil dies schlecht für die Zähne ist". Auf das Warum angesprochen, meinte er, er könne dem Kind ja kein Verhalten vorschreiben, das er selbst nicht praktiziert...Innerhalb einer materialistischen Philosophie wäre eine derartige Bezüglichkeit, die stets primär auch das Ich-Bewusstsein involviert, wohl unsinnig.
7. Dagegen sei innerhalb der Philosophie des Idealismus, aufbauend auf Kants "Kategorischem Imperativ" und dem in den Konfessionen ursprünglich als "Rückbindung" verankerten Einheitsgedanken ( z.B. "Ich und der Vater sind Eins" bzw. "Außer Gott gibt es nichts"), eine weit höhere Qualität dieser Einheit verwirklicht. Sie beinhalten in ihrem Dogma, unabhängig von all den weiteren Bezügen, auch die Prinzipien der Selbstlosigkeit, Güte, Nächstenliebe usw. und versuchen, diese durch ihren jeweiligen Gottesbegriff zu begründen.
In diesem Kontext sei es wichtig, die Begrifflichkeiten von Identität und Kreativität genauer zu betrachten, denn mit dem Kreativitätsbegriff steht auch die Form des hier definierten "Gottesbegriff" in engem Zusammenhang (mit dem Thema Kreativität und Quantentheorie beschäftigt sich noch eine weitere Veröffentlichung von A.G.).
8. Kreativität wird in diesem Zusammenhang auch als "verwickelte Hierarchie" (die auf die Mathematik der von Neumann-Kette aufbaut) betrachtet, weil hier einzelne Komponenten in verschiedenen Ebenen auf eine besondere Art netzwerkartig miteinander verbunden sind. Dieses Prinzip verbindet bzw. transzendiert die einzelnen Quanten-Selbste untereinander und mit der höheren Ordnung; den hierbei auftretenden diskontinuierliche Qualitätssprung (von der Ego-Ebene des Seins zu seiner buddhi-Ebene) bemerken wir in einfachster Form als den bekannten "Aha-Effekt", bzw. dem "Heureka" und er kann in fortgeschrittenem Stadium auch als "Erleuchtung" (bzw. Satori) bezeichnet werden. Es geht also darum, den Kokon des oft selbstgeschaffenen solipsistischen Egos zu durchbrechen, hin zu Mitgefühl und bedingungsloser Liebe, auch getreu dem Sanskrit - Sprichwort: "Für die Befreiten ist die ganze Welt Familie".
9. Das Prinzip der Meditation, das seine konfessionelle Entsprechung im Beten findet, wird dabei als eine günstige Rahmenbedigung für diesen Prozess angesehen, sie fördert die "Innere Kreativität" (die ja in enger Wechselwirkung zur "Äußeren Kreativität" steht). Denn durch Nachlassen der Aufmerksamkeit verändert sich in der mentalen Losgelöstheit der Zustand der Bewusstheit; die Gehirnwellenaktivität verlagert sich von der Beta- zur Alpha-Dominanz ( 3,5 - 7,5 Hz ), später auch vermehrt hin zu Thetawellen. Sie sind der Indikator für "primäre Prozesse innerhalb des Quantenmodus im Geist-Körper". Als Konsequenz dessen wird die individuelle Bewusstheit langfristig erhöht und der Meditierende in die Lage versetzt, z.B. weit besser als bisher seine Reaktionen auf einen konditionierten Reiz zu verändern, zu verbessern.
10. In diesem Zusammenhang spielt auch die Entwicklung der Ethik eine Schlüsselrolle bei der so angestebten Transformation des individuellen Bewusstseins. Goswami bezieht sich dabei oft auf das reichhaltige Geistesgut der Upanishaden, die Bhagavadgita und nicht zuletzt auch auf Ghandi. Die so häufige Konditionierung unserer Gedanken, dass das "gute Leben" im äusseren/materiellen Glück zu finden sei, soll sich also über die "Entwicklungstufen der inneren Reifung" möglichst in ein moralisches Leben wandeln, welches in seiner Konsequenz auch ein Dienen gegenüber dem Nächsten mit einschließt. Es führt zu einer Überschreitung der Dualitäten sowie auch zu einer Überwindung von noch wirkenden individuellen Triebkräften a la Freud. Das ist der Inhalt der "sanften Verschwörung" des so notwendigen Paradigmawechsels, der hier im Zusammenhang mit der Deutung experimenteller Ergebnisse der Quantenmechanik, wie auch der Hirnforschung betrachtet wird.
Dabei wird auf inhaltliche Parallelen bei der Überwindung der Dichotomie zum Problemkreis "Schrödigers Katze" verwiesen, auch in den paradoxen Coans des Zen-Budhismus scheitert die intellektuelle Lösung und muß also durch einen Qualitäts- oder Quantensprung auf eine andere, weit subtilere Ebene gebracht werden.
11. Dieses genauso philosophisch wie auch fachwissenschaftlich orientierte Buch unter der Maxime, dass das Bewusstsein der "Stoff" ist, aus dem primär und letztlich die Welt, bzw. unsere Realität besteht, untersucht leider nicht den Themenkomplex von Sheldrakes "Morphogenetischen Feldern" in ihren Hierarchien bis hin zu einer fiktiven "höchsten Ordnung". Ebenso wird der Begriff der ja vor allem esoterisch definierten "Akasha-Chronik", als Name für jene "universale Datenbank", zu der offenbar Mystiker aller Zeiten u.U. Zugriff besaßen, ausgespart; sicher würden sich auch da deutliche inhaltliche Parallelen ergeben.
Unsere durch Kondition geprägte, sehr verbreitete philosophische Grundüberzeugung, nach der die Materie (evolutionsbedingt) ja erst das (menschliche) Bewusstsein hervorbrachte, wäre wohl leichter zu "erschüttern", wenn unser Bewusstsein innerhalb einer umfassenden "Informationstheorie" als besondere Kategorie der Information (bzw. eines Informationsfeldes ?) betrachtet wird.
12. Er stellt nur fest, dass da eine "Grauzone" zwischen Information und Kommuikation besteht, deren Übergänge kaum beschreibbar sind - alles natürlich verbunden mit dem allgemein-kosmologischen Grundprinzip, nach dem aus dem Einen eine Vielheit wird.
Seine Beantwortung der kosmologischen Frage, wie der Kosmos in den vergangenen 15 Mrd. Jahren existiert haben könnte, wenn kein Beobachter da war, um die Wellenfunktion zusammenbrechen zu lassen, wird recht banal erklärt: "Der Kosmos erscheint nie in konkreter Form und beharrt nie in fester Form." Allerdings erscheint sein Bekenntniss zum antropischen Prinzip, nach dem "Beobachter nötig sind, um das Universum ins Dasein zu rufen" weder allgemein nachvollziehbar noch notwendig.
13. Auf konkrete themenbezügliche Erörterungen unseres bestehenden Energie- bzw Feldbegriffes wurde in seinem Buch auch weitestgehend verzichtet, wahrscheinlich weil diese für den gelernten Wissenschaftler als zu sehr besetzt gelten. Unser derzeitiger Feldbegriff ist ja recht umstritten und wird von verschieden Wissenschaftsdisziplinen unterschiedlich ausgelegt (siehe den Interpretationsunterschied zwischen konventionell-materiellen und feinstofflich-bioplasmatischen Feldern). Demnach ist zu vemuten, das auch hier ein Paradigmawechsel in Richtung Vereinheitlichung im Weltbild ( z.B. incl. Informationsenergetik für raumzeitunabhängige Strukturen ?) notwendig ist. Denn nur in diesem Kontext wäre es ggf. nachvollziehbar, dass Informations/-Bewusstseinsenergien oder ähnliche Strukturen auch an (noch undefinierten) universal-kosmischen Selbstorganisationsprozessen beteiligt sind, die man der chemischen und biologischen Evolution unserer Raumzeit als System überordnen könnte.
14. Man wird also letzlich nicht umhinkommen, neben der Grundfrage der Philosophie dabei auch die "Perestroika" unseres gegenwärtig sehr physikalisch fachwissenschaftlich dominierten Energiebegriffes in Angriff zunehmen. Zumal Goswami nicht nur sehr auf den Philosophen Thomas Kuhn und seine paradigmatischen Umbrüche setzt, sondern sich auch ganz in der Tradition von Teilhard de Chardin sieht, der dazu visionär meint, "wenn wir Herren über Winde, Wellen, Gezeiten und Schwerkraft sind, werden wir uns die Energien der Liebe nutzbar machen". Sicher nicht das schlechtste Credo in einer wissenschaftlichen Welt, dessen "Seelenlosigkeit" in der zeitgenössischen Dualität von Krieg und Frieden immer deutlicher zu werden droht und deshalb auch den "achtfachen Weg" zur Identitätsfindung braucht, besonders dann, wenn Weg und Ziel eine dialektische Einheit bilden. Eine Einheit, die ähnlich der ja vor allem schöpferisch definierbaren Einheit von Bewusstsein und Materie besteht und im Idealfall durch menschliche Erfahrung wie ASW transzendiert werden kann.
Amit Goswami/ Philosophie des monistischen Idealismus
1. In seinem jetzt auch auf Deutsch erschienenen Buch "Das bewusste Universum" stellt der Physikprofessor Amit Goswami an der Universität von Oregon, der aus Indien stammt und dessen Vater ein brahmanischer Priester/Guru war, sein Weltbild vor. Es beruht auf der Philosophie des monistischen Idealismus und ist, wie es auch Dr. Alan Wolf in seinem Vorwort schreibt, "der Versuch, die uralte Kluft zwischen Wissenschaft und Spiritualität zu überbrücken".
Dabei baut er auch auf Chapras "Tao in der Physik" auf, versucht dabei aber, die Zusammenhänge konkreter zu hinterfragen und zu philosophisch zu begründen.
Sein Buch ist vor allem eine kritische Analyse des gegenwärtig vorherrschenden wissenschaftlichen Weltbildes, des materialistischen Realismus bzw. logischen Positivismus, der im Grunde nur den experimentellen Erkenntnissgewinn als seriöse Quelle zulässt und alles andere, incl. Metaphysik und Spiritualität als unseriös negiert.
2. Goswami bezieht sich dabei auf die Erkenntnisse und Paradoxien der modernen Quantenphysik, wie das Bellsche Theorem und die Experimente von Alain Aspect an polarisierten Photonenpaaren. Das hier festgestellte Prinzip der Nichtlokalität hat ja weitreichende Auswirkung auf das geltende Weltbild, wenn eine Veränderung an einem Teilchen eine sofortige Veränderung an seinem verschränkten Zwilligsteil bewirkt und dieses unabhängig von der Entfernung und also auch der Lichtgeschwindigkeit unmittelbar geschieht.
Er hat ein wissenschaftliches Erklärungsmodell für diese Prozesse und dieses liegt im Prinzip einer ganz anderen philosophischen Betrachtungsweise begründet, die mit der allgemein verbreiteten materialistischen Auffassung bricht, nach der die Materie das Primäre und das Bewusstsein nur dessen Epiphänomen sei. Er hält, wie alle Vertreter des Idealismus, das genaue Gegenteil für wahr: Bewusstsein sei das Primäre, der "Urgrund allen Seins" und die Materie das untergeordnete, resultierende Epiphänomen.
3. Geschichtlich hat sich ja im Streit dieser beiden philosophischen Grundrichtungen die materialistische als überlegen erwiesen, da man schließlich davon ausgehen konnte, dass alles Bewusstsein ja erst während des Evolutionsprozesses (aus unbelebten kosmischen Objekten) entstand. Diese scheinbare Rangfolge relativiert sich aber innerhalb einer anderen Kosmologie, die beispielsweise nicht nur einen "Urknall" kennt und in der alle Materie ursächlich aus noch elementareren Dingen, wie z.B. Bewusstsein oder Information zyklisch geboren wird.
Bewusstsein wird in diesem Sinne als Bestandteil einer kosmischen (göttlichen) Kreativität bzw. geistigen Schöpfungskraft gesehen, bei dem auch das menschlich individuelle Bewusstsein ein integraler Bestandteil ist.
In Anlehnung an altindische Mythologien bzw. dem spirituellen Weltbild wird hier dem persönlichen Ego, dem Selbst (-Bewusstsein) ein weiteres, real existierendes, übergeordnetes universales Bewusstseinssystem zugeordnet. Ein derartiges - selbstverständlich nicht an unsere raumzeitlichen Systemgrenzen gebundenes - Etwas, für das es in seiner Heimat den Begriff des atman gibt, ist ggf. auch mit dem des "Heiligen Geistes" identisch und wäre durch die Gesetze der Selbstorganisation innerhalb eines interkosmischen "panta rhei" unserem konventionellen Materiebegriff als System übergeordnet.
4. Amit Goswami begründet die Notwendigkeit eines baldigen Paradimawechsels unseres Weltbildes auch durch die scheinbar unlogisch-widersinnige Existenz bestimmter paranormaler Phänomene wie Hellsehen, Präkognition usw., die dann ganz natürliche Erklärungen finden, wenn man die Besonderheiten bzw. das Primat der Bewusstseinstrukturen berücksichtig. Dies geschieht nicht durch Spekulation, reine Phantasie oder konfessionelles Dogma, sondern auf wissenschaftlichem Wege, in dem man die Quantenstruktur dieser Phänomene genauer untersucht und entsprechend wertet.
Dabei sei es eine Besonderheit des menschlichen Gehirns, dass es sowohl eine konventionell-materielle Struktur, als auch parallel dazu eine entsprechende "Quantenebene" besitzt.
Das Bewusstsein hat stets die Möglichkeit, zu beobachten und zu entscheiden; immer wenn es davon Gebrauch macht, kommt es in einem gewissen Sinne dabei zu einem "Kollaps der Wellenfunktion".
5. Er vergleicht dieses Prinzip mit dem der quantenmechanischen Unschärfe, bei dem immer nur entweder der Ort oder der Impuls genau definiert werden kann. Jede Beobachtung ist ein konkreter, diskreter Zustand, der z.B. einem Impuls oder Ort entspricht und innerhalb der praktischen Arbeit des Gehirns überlagern sich dann diese diskontinuierlichen Beobachtungen, so dass ein gewisses Funktionieren dieser individuellen Gesamtheit, von ihm "Körper-Geist" genannt, möglich ist.
Gleichzeitig ist dabei jede Beobachtung eine Art Wahl, ein Ausdruck von Identität ("Ich entscheide, also bin ich").
Durch diese quantenmechanischen Eigenschaften des Gehirns kann sich das menschliche Einzel-Bewusstsein unter bestimmten Bedingungen auch mit dem anderer Personen verlinken, quasi in kohärente Superposition treten, so dass es z.B. zum "Hellsehen" kommt. Gleichzeitig existiert in höherem Sinne auch eine durch diese Quantenkorrelation erklärbare Verbindung zum universal-kosmischen Bewusstseinssystem, welches also über das individuelle "Quanten-Selbst" des Ego hinausgeht.
6. Die Anerkennung einer derartigen übergeordneten Bewusstseinsebene hat ja auch weltanschauliche Konsequenzen, da im konventionell materialistischen Weltbild i.A. die Interessen des Egos, des getrennten Individuums, als dominierend betrachtet werden; bestenfalls sieht man im Sinne des Utilitarismus bzw. Humanismus das höchste Glück für die größte Menge als Zielstellung (was man ja immer sehr verschieden interpretieren kann). Außerdem ist anzuehmen, dass eine Anschauung, die das Bewusstsein nur als Epiphänomen, bzw. nur als individuell raum-zeitlich sehr begrenztes, sterbliches Gebilde sieht, konzeptionell seine Schwierigkeit bei der Entstehung von Verantwortlichkeit und Ethik hat.
Er erzählt da z.B. die Anekdote über Ghandi, der von einer ihn besuchenden Mutter gebeten wurde, ihrem Kind zu sagen, dass es keine Süßigkeiten essen solle, da dies schädlich für die Zähne sei. Gandhi sagt aber den beiden, dass sie in 3 Wochen wiederkommen sollen und erst danach teilt er dem Kind mit, es solle "auf Süßigkeiten verzichten, weil dies schlecht für die Zähne ist". Auf das Warum angesprochen, meinte er, er könne dem Kind ja kein Verhalten vorschreiben, das er selbst nicht praktiziert...Innerhalb einer materialistischen Philosophie wäre eine derartige Bezüglichkeit, die stets primär auch das Ich-Bewusstsein involviert, wohl unsinnig.
7. Dagegen sei innerhalb der Philosophie des Idealismus, aufbauend auf Kants "Kategorischem Imperativ" und dem in den Konfessionen ursprünglich als "Rückbindung" verankerten Einheitsgedanken ( z.B. "Ich und der Vater sind Eins" bzw. "Außer Gott gibt es nichts"), eine weit höhere Qualität dieser Einheit verwirklicht. Sie beinhalten in ihrem Dogma, unabhängig von all den weiteren Bezügen, auch die Prinzipien der Selbstlosigkeit, Güte, Nächstenliebe usw. und versuchen, diese durch ihren jeweiligen Gottesbegriff zu begründen.
In diesem Kontext sei es wichtig, die Begrifflichkeiten von Identität und Kreativität genauer zu betrachten, denn mit dem Kreativitätsbegriff steht auch die Form des hier definierten "Gottesbegriff" in engem Zusammenhang (mit dem Thema Kreativität und Quantentheorie beschäftigt sich noch eine weitere Veröffentlichung von A.G.).
8. Kreativität wird in diesem Zusammenhang auch als "verwickelte Hierarchie" (die auf die Mathematik der von Neumann-Kette aufbaut) betrachtet, weil hier einzelne Komponenten in verschiedenen Ebenen auf eine besondere Art netzwerkartig miteinander verbunden sind. Dieses Prinzip verbindet bzw. transzendiert die einzelnen Quanten-Selbste untereinander und mit der höheren Ordnung; den hierbei auftretenden diskontinuierliche Qualitätssprung (von der Ego-Ebene des Seins zu seiner buddhi-Ebene) bemerken wir in einfachster Form als den bekannten "Aha-Effekt", bzw. dem "Heureka" und er kann in fortgeschrittenem Stadium auch als "Erleuchtung" (bzw. Satori) bezeichnet werden. Es geht also darum, den Kokon des oft selbstgeschaffenen solipsistischen Egos zu durchbrechen, hin zu Mitgefühl und bedingungsloser Liebe, auch getreu dem Sanskrit - Sprichwort: "Für die Befreiten ist die ganze Welt Familie".
9. Das Prinzip der Meditation, das seine konfessionelle Entsprechung im Beten findet, wird dabei als eine günstige Rahmenbedigung für diesen Prozess angesehen, sie fördert die "Innere Kreativität" (die ja in enger Wechselwirkung zur "Äußeren Kreativität" steht). Denn durch Nachlassen der Aufmerksamkeit verändert sich in der mentalen Losgelöstheit der Zustand der Bewusstheit; die Gehirnwellenaktivität verlagert sich von der Beta- zur Alpha-Dominanz ( 3,5 - 7,5 Hz ), später auch vermehrt hin zu Thetawellen. Sie sind der Indikator für "primäre Prozesse innerhalb des Quantenmodus im Geist-Körper". Als Konsequenz dessen wird die individuelle Bewusstheit langfristig erhöht und der Meditierende in die Lage versetzt, z.B. weit besser als bisher seine Reaktionen auf einen konditionierten Reiz zu verändern, zu verbessern.
10. In diesem Zusammenhang spielt auch die Entwicklung der Ethik eine Schlüsselrolle bei der so angestebten Transformation des individuellen Bewusstseins. Goswami bezieht sich dabei oft auf das reichhaltige Geistesgut der Upanishaden, die Bhagavadgita und nicht zuletzt auch auf Ghandi. Die so häufige Konditionierung unserer Gedanken, dass das "gute Leben" im äusseren/materiellen Glück zu finden sei, soll sich also über die "Entwicklungstufen der inneren Reifung" möglichst in ein moralisches Leben wandeln, welches in seiner Konsequenz auch ein Dienen gegenüber dem Nächsten mit einschließt. Es führt zu einer Überschreitung der Dualitäten sowie auch zu einer Überwindung von noch wirkenden individuellen Triebkräften a la Freud. Das ist der Inhalt der "sanften Verschwörung" des so notwendigen Paradigmawechsels, der hier im Zusammenhang mit der Deutung experimenteller Ergebnisse der Quantenmechanik, wie auch der Hirnforschung betrachtet wird.
Dabei wird auf inhaltliche Parallelen bei der Überwindung der Dichotomie zum Problemkreis "Schrödigers Katze" verwiesen, auch in den paradoxen Coans des Zen-Budhismus scheitert die intellektuelle Lösung und muß also durch einen Qualitäts- oder Quantensprung auf eine andere, weit subtilere Ebene gebracht werden.
11. Dieses genauso philosophisch wie auch fachwissenschaftlich orientierte Buch unter der Maxime, dass das Bewusstsein der "Stoff" ist, aus dem primär und letztlich die Welt, bzw. unsere Realität besteht, untersucht leider nicht den Themenkomplex von Sheldrakes "Morphogenetischen Feldern" in ihren Hierarchien bis hin zu einer fiktiven "höchsten Ordnung". Ebenso wird der Begriff der ja vor allem esoterisch definierten "Akasha-Chronik", als Name für jene "universale Datenbank", zu der offenbar Mystiker aller Zeiten u.U. Zugriff besaßen, ausgespart; sicher würden sich auch da deutliche inhaltliche Parallelen ergeben.
Unsere durch Kondition geprägte, sehr verbreitete philosophische Grundüberzeugung, nach der die Materie (evolutionsbedingt) ja erst das (menschliche) Bewusstsein hervorbrachte, wäre wohl leichter zu "erschüttern", wenn unser Bewusstsein innerhalb einer umfassenden "Informationstheorie" als besondere Kategorie der Information (bzw. eines Informationsfeldes ?) betrachtet wird.
12. Er stellt nur fest, dass da eine "Grauzone" zwischen Information und Kommuikation besteht, deren Übergänge kaum beschreibbar sind - alles natürlich verbunden mit dem allgemein-kosmologischen Grundprinzip, nach dem aus dem Einen eine Vielheit wird.
Seine Beantwortung der kosmologischen Frage, wie der Kosmos in den vergangenen 15 Mrd. Jahren existiert haben könnte, wenn kein Beobachter da war, um die Wellenfunktion zusammenbrechen zu lassen, wird recht banal erklärt: "Der Kosmos erscheint nie in konkreter Form und beharrt nie in fester Form." Allerdings erscheint sein Bekenntniss zum antropischen Prinzip, nach dem "Beobachter nötig sind, um das Universum ins Dasein zu rufen" weder allgemein nachvollziehbar noch notwendig.
13. Auf konkrete themenbezügliche Erörterungen unseres bestehenden Energie- bzw Feldbegriffes wurde in seinem Buch auch weitestgehend verzichtet, wahrscheinlich weil diese für den gelernten Wissenschaftler als zu sehr besetzt gelten. Unser derzeitiger Feldbegriff ist ja recht umstritten und wird von verschieden Wissenschaftsdisziplinen unterschiedlich ausgelegt (siehe den Interpretationsunterschied zwischen konventionell-materiellen und feinstofflich-bioplasmatischen Feldern). Demnach ist zu vemuten, das auch hier ein Paradigmawechsel in Richtung Vereinheitlichung im Weltbild ( z.B. incl. Informationsenergetik für raumzeitunabhängige Strukturen ?) notwendig ist. Denn nur in diesem Kontext wäre es ggf. nachvollziehbar, dass Informations/-Bewusstseinsenergien oder ähnliche Strukturen auch an (noch undefinierten) universal-kosmischen Selbstorganisationsprozessen beteiligt sind, die man der chemischen und biologischen Evolution unserer Raumzeit als System überordnen könnte.
14. Man wird also letzlich nicht umhinkommen, neben der Grundfrage der Philosophie dabei auch die "Perestroika" unseres gegenwärtig sehr physikalisch fachwissenschaftlich dominierten Energiebegriffes in Angriff zunehmen. Zumal Goswami nicht nur sehr auf den Philosophen Thomas Kuhn und seine paradigmatischen Umbrüche setzt, sondern sich auch ganz in der Tradition von Teilhard de Chardin sieht, der dazu visionär meint, "wenn wir Herren über Winde, Wellen, Gezeiten und Schwerkraft sind, werden wir uns die Energien der Liebe nutzbar machen". Sicher nicht das schlechtste Credo in einer wissenschaftlichen Welt, dessen "Seelenlosigkeit" in der zeitgenössischen Dualität von Krieg und Frieden immer deutlicher zu werden droht und deshalb auch den "achtfachen Weg" zur Identitätsfindung braucht, besonders dann, wenn Weg und Ziel eine dialektische Einheit bilden. Eine Einheit, die ähnlich der ja vor allem schöpferisch definierbaren Einheit von Bewusstsein und Materie besteht und im Idealfall durch menschliche Erfahrung wie ASW transzendiert werden kann.
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