re[3]: Hochzeit?? der Schwester
rebus schrieb am 5. Juni 2006 um 10:26 Uhr (583x gelesen):
Am Ende des zweiten Teils deines Traumes erscheint plötzlich eine „junge Frau, die eher in Schwarz angezogen war.“ Dieses Traumelement sticht hervor. Zuvor ging es um bekannte Frauen, die in irgendeiner Weise zusammen was tun – bis hin zum Tanz, gewissermaßen der Gipfel der Gemeinsamkeit, was ich als Verschmelzung zweier Elemente gedeutet habe. Diese letzte Frau unterscheidet sich:
1. sie tanzt nicht, sie sitzt. Sie nimmt also nicht am Zusammenkommen teil.
2. Ihre Farbe ist schwarz, sie hat mit dem Spiel um Rot und Weiß nichts zu tun. „schwarz“ geht meistens in Richtung unbewusst.
3. Sie wird mit keiner bekannten Person assoziiert. Also fremd, wiederum „nicht zugehörig“.
Sie ist auch ein Gegensatz – warum ist der nicht dabei, wenn es doch um das Zusammenkommen der verschiedenen Anteile geht?
Sie wird weiter als „junge Frau“ geschildert – sonst hätte ich sie als Mutterarchetyp interpretiert. Bereits vor ihrem Auftreten kommt der Prozess ins Stocken: „beklemmendes Gefühl“, „fühle mich nicht wohl“. Danach fällt die Aufmerksamkeit auf die Schwarzgewandete, und danach „stockst“ du beim Tanzen – der Tanz (Symbol des Zusammenkommens) wird behindert. Daraus schließe ich, dass etwas nicht ganz geglückt ist. Weshalb? Ich suche im folgenden.
Du und deine Schwester machen sich auf, ein Ziel zu erreichen. Deine Identität ist dir unklar, die Verschmelzung hat also stattgefunden, aber sie ist noch dynamisch („ich glaube, auch ich war noch in diesem Kleid“), du bist noch keine ganz einheitliche Persönlichkeit.
Das Ganze muss einen Grund oder ein Ziel haben; solche Vorgänge passieren nicht aus Fadesse. Angegeben wird der „See“. Ein typisches Traummotiv wäre etwa Verschmelzung, dann zusammen zum See, ein gemeinsames Bad, um den Prozess abzuschließen – dazu kommt es aber nicht. Weshalb? Die Fahrt klappt nicht. Passend wäre es gewesen, wenn etwa die Schwester das Auto gesteuert hätte – eine individuelle, eigenständige, selbstgesteuerte Bewegung hin zum Ziel. Aber jemand anderer fährt.
Diesen Mann habe ich als „Vaterarchetyp“ interpretiert, der das Erreichen des Zieles verhindert, weil er euch nicht hinfährt – das war vielleicht etwas voreilig. Es könnte auch ein positiver Aspekt sein, der sagt, das du noch nicht soweit bist. (Wenn du diesen Gedanken bevorzugst, dann verfolge ihn weiter – er würde die Interpretation doch verändern!)
Aber um der Klarheit willen, habe ich mich mal festgelegt als die Instanz, die das Erreichen des Zieles verhindert – und damit hat diese Figur dieselbe Tendenz, wie die oben erwähnte Schwarzgewandete.
„Vater“ steht für das Althergebrachte, das Überlieferte, das Erlernte, die Konvention. Ebenso gibt es bei jedem Ball einige Leute, die am Rand sitzen, nicht tanzen, aber die Tanzenden oft entwertend kommentieren. Die Tanzenden spüren das und fühlen sich unwohl. Die Kommentare gehen oft in Richtung „Und die schämt sich nicht mal ...“, weil eine Tänzerin ein tiefes Decolleté trägt oder besonders ausgelassen herumhüpft. Die Konvention meint, dass Unschuld und Leidenschaft nicht zusammengehen könne (das Erreichen des Zieles), der Vater will z.B. die Tochter nicht verlieren, und Leidenschaft triebe sie wohl in die Arme eines anderen Mannes. Die Schwarzgewandete vertritt die selben Inhalte, weil sie die Tanzenden – vielleicht vorwurfsvoll – anblickt. Und dieser Teil hat sich der Vereinigung entzogen,
so wie der Vater dich nicht zum See fährt; das ist die Verbindung, die ich hier sehe.
Konkret könnte das ein Teil deiner Persönlichkeit sein, der diesem neuen Lebensabschnitt kritisch gegenüber steht, der zweifelt, ob man sich da nicht was vormacht, der alles hinterfragt und damit die Dynamik dieses Prozesses stört. Es könnte weiter sein, dass dieses Misstrauen gegen das Leben allgemein auf den erzieherischen Einfluss des Vaters zurück geht. Aber mit so einer Konkretisierung lehne ich mich eigentlich schon viel zu weit aus dem Fenster, da ich dich persönlich ja überhaupt nicht kenne – es soll bitte nur ein Beispiel sein, um meinen Gedankengang zu verdeutlichen. Da etliche nahestehenden Personen auftauchen, könntest du mal über diese Inhalte frei assoziieren – vielleicht findest du noch was.
Also wenn ich das so lese, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das was klärt oder nicht doch eher neue Fragen aufwirft. Ich schick’ es mal ab und hoffe das Beste.
Liebe Grüße
r.

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