weitgehend unsymbolisch
yen xi schrieb am 27. Februar 2005 um 13:10 Uhr (478x gelesen):
Hallo Evelyn,
ich schaue hier nicht so oft vorbei, weil das Deuten kaum mein Metier ist (bin der Meinung, dass jeder seine eigene Sprache am besten spricht). In manchen Threads in diesem Forum handelt es sich bei Traumschilderungen aber um Dinge, die ich so kenne und gerne aus meiner Erfahrung weitergebe, weil ich lange unnötig darunter litt und es jetzt als ein ziemliches Glück ansehen kann.
Bei dem Zustand, den Du erlebst, handelt es sich um die Schlafparalyse oder auch Schlaf"starre". "Starre" in Anführungszeichen, weil es keine Muskelverkrampfung wie bei der Leichenstarre ist, sondern eine total Muskelentspannung, die im Schlaf eintritt. Sie ist notwendig für eine effektive Erholung des Körpers während der Nacht und verhindert, dass man in wilden Träumen um sich schlägt oder andere Dinge tut, die man nur träumen sollte. Normalerweise bekommt man den Zustand nicht mit. Dennoch passiert es unter bestimmten Umständen (gibt da viele Möglichkeiten), dass man das Einsetzen dieser vollständigen körperlichen Entspannung bewusst miterlebt. Dabei ist es meist sehr schwierig oder scheinbar unmöglich, sich gegen diesen "Sog" zu wehren (was übrigens völlig überflüssig ist, dazu später), schließlich _will_ der Körper sich ja entspannen und neue Kräfte tanken, was nur natürlich ist.
Ab diesem Zeitpunkt, der mit einem Fallgefühl einsetzen kann, einem Rauschen, Dröhnen, Klicken, Surren, Pfeifen oder dem Gefühl des Wegrutschens (gibt da auch mannigfaltige Variationen), befindet man sich bereits in einem schlafartigen Zustand. Die Wahrnehmung durch die äusseren Sinne wird zurückgeschraubt und die eigene Fantasie tritt in den Vordergrund. Wenn wir normal träumen, erscheinen uns diese Träume üblicherweise ja auch real. So kann es durch die Angst angesichts des "unbekannten" Zustands der Schlafparalyse (man weiss nicht, was es ist, was passiert und warum es passiert; man hat es nicht unter bewusster Kontrolle) zu scheinbar realen Wahrnehmungen kommen, die man den Sinnen zuordnet (Stimmen, Bilder und anderen Empfindungen), die aber der Fantasie entspringen. Das ganze kann wirklich erschreckend real erscheinen, weil sich die Angst durch diese "hypnagogen" Wahrnehmungen bestätigt fühlt. Dabei ist genau die Angst dafür verantwortlich, dass die grusligen Bilder überhaupt entstehen.
Die Lösung der Problematik liegt darin, es einfach nicht mehr als Problem zu sehen. Wenn man es als etwas Natürliches akzeptiert und mit etwas Neugier dort hineingeht, seine Angst mal aussetzen lässt und erkundet, wie es sich nun eigentlich anfühlt ohne sofort dagegen anzukämpfen (es ist absolut ungefährlich, völlig natürlich, geschieht jede Nacht - und jeden Morgen wachen wir gesund auf), dann hat man den größten Schritt gemacht.
Von da an kannst Du lernen, Deine Träume zu kontrollieren und erschaffst Dir möglicherweise einen Sandstrand zum Entspannen (Gratisurlaub in der Nacht!) oder Personen, die Du gerne bei Dir hättest. Es ist alles Deiner Fantasie überlassen.
Übrigens ist dies auch das Tor zum Gebiet der OBEs.
Ich hoffe, dass Du das noch liest und ich etwas helfen konnte.
Bye.

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