re: Meine Tochter
Shopgirl * schrieb am
1. Januar 2008 um 10:20 Uhr (1032x gelesen):
Hallo!
Ein Frohes und gesundes Jahr dir und deiner Familie erst Mal.
Nun meine Gedanken zu deinem Beitrag. Ich glaube, die Reaktion deiner Tochter ist nicht damit zu erklären, dass sie sich auf dem Bild aus einem früheren Leben wiedererkennt, sondern dass sie unbewusst spürte, als du ihr dieses Bild zeigtest, was dir die Frau darauf bedeutet/e und auch dieses einzige Bild von ihr, und dass DAS das Grund für ihre Reaktion ist! Sie merkte, wie sehr DICH das berührt, und damit berührte es sie auch. Denn ich bin davon überzeugt, wenn sie sich selbst darauf wiedererkannt hätte, hätte sie darauf mit derselben Selbstverständlichkeit reagiert, mit der sie auch auf andere Fotos von sich (in der jetzigen Inkarnation) reagiert: Sie hätte draufgezeigt und ganz selbstverständlich gesagt: "Das bin ich!" Ihr wäre doch noch gar nicht bewusst, wenn sie sich darauf wiedererkannt hätte, dass das zu einem anderen / vergangenen Leben gehört.
Das ist der Grund, warum ich nicht glaube, dass sie die Inkarnation deiner Verlobten ist, und das ist auch besser so, denn wie soll man als Vater damit umgehen, dass das eigene Kind einst seine große Liebe war (mit der man immer noch nicht abgeschlossen hat, wie ich aus deinen Zeilen herauslese). Nein, deine Tochter ist es nicht, erlöse sie von dem Bild und deiner sie mit belastenden Vergangenheit und lass sie das sein, was sie ist: Die Tochter von dir und deiner jetzigen Frau, kein Geschenk des Himmels nur für dich allein!
Ich selbst hatte als Kind eine ähnliche Erfahrung. Der Mann, der mein Vater ist und mich aufzog von Geburt an, ist nicht mein Erzeuger, von letzterem hat sich meine Mutter noch in der Frühschwangerschaft getrennt, dann auch direkt meinen Vater kennengelernt, der sie heiratete, bevor ich geboren wurde. Er nahm mich als sein eigenes Kind an, steht auch in meiner Geburtsurkunde als Vater, der Andere erfuhr nie von mir, das Ganze wussten nur meine Oma und meine Eltern. Meine Oma hatte auch nur ein einziges Bild meines genetischen Vaters, welches sie in ihrer Fotokiste aufbewahrte und mir zeigen wollte, wenn ich erwachsen bin und die Wahrheit kenne. Meine Eltern wollten allerdings nie, dass ich das je erfahre, aber meine Oma belastete das Ganze sehr. Irgendwann zeigte sie mir das Bild meines genetischen Vaters, da war ich ca. 5 Jahre alt, ohne zu erklären, wer er ist, sie wollte meine Reaktion sehen. Ich erinnere mich noch daran, nicht weil mich das Bild beeindruckte, sondern weil ich spürte, dass meiner Oma daran sehr viel lag, das verunsicherte mich total und machte mich sauer auf diesen mir unbekannten Mann, dass er meiner Oma irgendwie am Herzen liegt. Ich guckte das Bild kurz an, bekam einen Wutanfall und zerriss es in 1000 Stücke. Meine Oma ist bald durchgedreht vor lauter Verzweiflung, was mich noch mehr aufregte, der Mann sollte weg, der passte nicht zu uns, der gehörte nicht zu unserer Familie, was wollte meine Oma mit dem??? Das war das, was mich da bewegte, ich habe das Ganze nie vergessen, und als ich mit 19 Jahren dann die Wahrheit über meine Herkunft erfuhr, verstand ich auch sofort.
Was ich dir damit sagen will, ist dass ich damals als Kind auch nicht so stark auf das Bild reagiert habe, weil ich spürte, dass der Mann mein genetischer Vater ist, sondern weil ich die Emotionen spürte, die meine Oma mit dem Bild verband. Un dich bin ganz ganz sicher, bei deiner Tochter ist die Erklärung für die Reaktion genauso. Also, tu ihr und Euch allen bitte den Gefallen und belaste sie nicht weiter mit deiner traurigen Vergangenheit und deinem eigenen Wunschdenken. Sie ist eine neue Bereicherung deines Lebens, keine Wiederholung einer alten Liebe!
Ich habe auch vor bald 15 Jahren meinen ersten Mann und große Liebe durch plötzlichen Tod verloren, nun habe ich einen 2-jährigen Sohn, der mich auch oft an diesen Mann erinnert, und wo ich mich auch schon fragte, könnte es vielleicht sein...?! Aber selbst wenn es so wäre, ich bin mit der alten Liebe durch und liebe meinen Sohn mehr als ich sonst je irgendwen geliebt habe - incl. dieser verlorenen 1. großen Liebe - es ist kein Vergleich, er ist mein Kind, und selbst wenn es dieselbe Seele sein sollte, liebe ich ihn nun völlig anders, er ist ein neuer kleiner Mensch, dessen Mama ich bin, nicht dessen Ex-Frau. Nie würde ich in ihm etwas anderes sehen können als meinen Sohn, mein Fleisch und Blut. Ich hoffe, das geht dir mit deiner Tochter auch so, sonst fänd ich es echt bedenklich auf lange Sicht...
LG
Shopgirl
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