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Budaliget (wiki)
re[2]: Zeit geben - da sein
engel35 * schrieb am
3. Juli 2007 um 16:46 Uhr (717x gelesen):
deine antworten sind immer so warm und herzlich. ich wünschte ich hätte solche worte auch für meine freundin.
ich stecke in einer sackgasse.
rede ich über ihre maus mache ich sie traurig.
rede ich nicht darüber, schweige ich sie tod und das verletzt sie auch.
rede ich zu viel von mir oder andren dinge hab ich das gefühl um die trauer herum zureden.lachen wir zusammen komme ich mir schlecht vor weil sie doch trauer hat.
verstehst du was ich meine? heute schrieb und man hörte aus ihren worten den schrei. ich will sie wieder haben, ich will nicht das sie tod ist. ich glaube an gar nichts mehr. das sei alles eine erfindung um den schmerz zu lindern.
klar ich erinnerte sie an den positiven besuch vom medium, das beide sie doch gespürt haben und auch kontakt hatten.
aber ab dann weis ich nicht mehr weiter..
ich bin so hilflos dann und sie schreit doch nach hilfe. aber was soll ich tun? was?
hätte ich nur solche worte wie du....
danke du bist ein wunderbarer mensch und danke für deine antworten.
lg
engel
> Hallo Engel,
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> der Trauerprozeß ist kein linearer Prozeß: es sind ständige Aufs und Abs. Und jeder Mensch trauert anders, jeder Mensch erlebt diese Aufs und Abs anders.
> Gib deiner Freundin Zeit. Es sind gerade neun Monate, wie du schreibst, und dieser Bericht jetzt hat die noch frische Wunde wieder aufgerissen. Das empfinde ich als ganz normal. Stell dir vor, du hast eine Wunde, sie verheilt oberflächlich, und jemand stößt dran. Sie muß wieder aufreißen, denn es ist ja mal gerade die Haut darüber geschlossen ...
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> Man spricht nicht zufällig vom "Trauerjahr": einmal alle vier Jahreszeiten ohne den geliebten Menschen erleben. Das ist für die meisten Menschen die "Basistrauer". Erst dann beginnt, ganz unterschiedlich bei jedem, die ganz langsame Ablösung, das Aufbauen eines eigenen selbständigen Lebens ohne den/die Verstorbene/n. Und immer wieder wird es diese tiefen Löcher geben, dieses Ins-Nichts-Fallen, diese Hoffnungslosigkeit, diese Einsamkeit. Und immer wieder wird es diese Aufschwünge geben, dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, dieses Liebesglück, diese Hoffnung. So ist es ...
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> Jeder trauert auf seine Art. Deine Freundin versucht, mit dem Leben klarzukommen und sich von ihrem Leid abzulenken, indem sie "funktioniert", immer für andere da ist und jede freie Sekunde ausfüllt mit Tun. Abends fällt sie dann ins Bett und hofft auf tiefen Schlaf ... und morgens geht es weiter. Das ist ihre Art, jetzt damit umzugehen. Und ich finde das ok - solange sie nicht über einen langen Zeitraum in dieser Trauerphase bleibt.
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> Jede Trauerarbeit hat ihre Phase - wichtig ist es, nicht darin steckenzubleiben, sondern weiterzugehen. Und sei es zunächst auch in eine von außen gesehen "sinnlose" Phase (sich auflehnen gegen den Tod, die Tote wiederhaben wollen - was ja beides unmöglich ist - oder anderes). Auch diese ist wichtig für den Trauernden, um daraus emporzuwachsen und weiterzugehen.
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> Was du als Freundin tun kannst: da sein. Einfach da sein, mit deiner Freundesliebe. Nicht ungeduldig ein Weitergehen einfordern, sondern zuhören, Trost spenden, an die Aussagen des Mediums erinnern ... vielleicht mal anregen zu einem schönen kreativen Hobby ... vielleicht mal mit ihr auf einen Kurztrip in ein Wellness-Hotel gehen ... oder gemeinsam wandern/stöckchengehen/irgendwas machen ...
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> Elisabeth Kübler-Ross, die große Sterbeforscherin, hat in einem Buch über die Stadien der Trauerarbeit bei Sterbenden und Hinterbliebenen geschrieben ... ich weiß den Titel nicht mehr genau, aber der Untertitel war "was können wir noch tun?" Falls du mal an das Buch kommen solltest, kann ich dir das sehr ans Herz legen.
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> Lieben Gruß,
> myrrhe

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