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re[3]: modernes Heil
kofski * schrieb am 11. Januar 2007 um 14:40 Uhr (528x gelesen):

Hallo Turul.

Ein Freund von mir hat, als er 30 wurde, gesagt: Wenn man endlich dreißig ist, muss man sich endlich nicht mehr für seine Psychosen entschuldigen.
Und da ist was dran. Man muss die Angst davor verlieren, dass die anderen einen für nicht perfekt halten. Man ist nicht perfekt.
Man muss die Angst verlieren, dass die anderen einen für völlig wahnsinnig halten könnten. Das wird nämlich nicht passieren, wenn man sich ab und zu auch mal ein paar kleine Austicker gönnt.
Wenn man das immer alles versteckt und verdrängt, dann bricht es irgendwann mit Gewalt hervor.
Probiere mal Folgendes: Wenn Du allein bist, darfst Du DIch so verrückt benehmen, wie Du willst. Du wirst sehr schnell feststellen, dass Du gar nicht so verrückt bist, nur ein bisschen schräg. Und ein bisschen schräg kann einen Menschen auch liebenswerter machen.
Ich hab einen Kumpel, der fährt nie ohne Panik mit der S- Bahn. Die anderen wissen das und wenn eine Bahn kommt, die zu voll ist, dann steigen sie gar nicht erst ein, sondern warten. Sie akzeptieren das und nehmen Rücksicht, wie es sich für Freunde gehört. Dazu gehört aber, dass man sich öffnet und den anderen von seinen Problemen erzählt. Wenn sie darüber lachen - schick sie zur Hölle.
Dasselbe mit den Frauen. Man sagt einfach: Hör zu, ich mag dich gern, aber ich bin manchmal ein kleiner Teufel, ich sags dir lieber vorher.
Das ist alles wirklich nicht so wild. Schau mal, ich bin komplett wahnsinnig, habe noch nie Tabletten genommen und es ist überhaupt kein Problem. Wenn ich eines Tages denke, dass alle Leute in meinen Kopf schauen können, dann sage ich das und dann sagt Freundin XY: Das ist mal wieder so eine Wahnidee von dir, komm wir gehen jetzt Eis essen und schauen denen mal in den Kopf.
Ich weiß nicht, ob Du verstehst, was ich meine. Mut zum Wahnsinn. Mut zur Selbstreflektion. Sei einfach Du selbst. Sag, dass es Dir nicht gut geht, wenn es Dir nicht gut geht. Die Leute werden es verstehen.

Liebe Grüße, Kofski

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