re: Halt und Kraft im Moment des Loslassens
clio schrieb am 25. September 2005 um 20:16 Uhr (497x gelesen):
hallo albine,
> Es ist so, dass ich noch nicht lange im Pflegedienst bin und einiges in den letzten Monaten mich sehr stark geprägt und berührt hat.
ich arbeite jetzt seit 8 jahren in der pflege.
> Bislang war es so, dass die Menschen, die unmittelbar in meiner Nähe verstarben, fühlten, dass ich Angst davor habe, dass sie sterben. Sie spüren, dass ich weder stark noch gefasst genug bin, zu verstehen und loszulassen, vielleicht weil mir dazu die Kraft fehlt, das Entgültige zu akzeptieren.
>
> Ein sehr lieber Mann ist vor einiger Zeit verstorben. Es ging ihm sehr gutm jeden Tag lachte ich mit ihm... wenn ich in seine Augen sah, sah ich die Angst, sah, dass er Angst hatte, zu fallen - zu sterben. Mit dieser Angst ist er verstorben... plötzlich und unvorhersehbar, denn er war eigentlich auf dem Wege der Besserung trotz schwerer Krankheit.
>
> Vielleicht sehen die Menschen in dir den Halt und die Sicherheit, damit sie sich fallen lassen können. Die Gabe, sie zu halten und zu fühlen, welche Erleichetung das für diese Menschen bedeutet.
ich musste es auch erst lernen, damit umzugehen. vielleicht hilft es dir, wenn du dir vor augen führst, dass mit dem tod die erlösung der schmerzen und gebrechen einhergeht?
ich freue mich oft, grad bei schmerz, oder tumorpatienten, dass sie es endlich geschafft haben, dass sie jetzt nicht mehr leiden müssen. durch diese ansicht hab ich es gelernt, meine angst zu überwinden.
> In meinen Augen würden sie Angst und Trauer sehen...
>
> Ein anderer Mann redet oft, wenn ich in sein Zimmer komme. Er ist von der Realität abgekehrt auf Grund seines hohen Alters und spricht oft mit der Luft. Doch wenn ich ein wenig Zeit habe und mich, ohne, dass er es bemerkt, mich in sein Zimmer stelle, die Augen schließe um zu spüren, so fühle ich, was er in seinen unverständlichen Lauten fühlt und... mit wem er redet...
> Auch in seinen Augen sehe ich sehr viel Angst - und ich nehme diese Angst an und gebe sie wieder...
in solchen situationen frage ich mich oft, ob es diese anderen gesprächspartner nicht doch gibt, und wir es nur nicht so wahrnehmen.
> Vielleicht ist es meine Aufgabe, diese Angst zu überwinden.
>
> Ich denke, deine Aufgabe für diese Frau war es, sie zu halten und zu stärken um sie loszulassen.
bei dieser einen frau wäre es ja noch ok, wenn es nur sie gewesen wäre. aber es passiert so oft, und immer suchen die leute mich aus, um sie zu begleiten. warum immer ich?
viele liebe grüsse
und viel glück im job
clio
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