re[2]: wachkoma
clio schrieb am 25. September 2005 um 20:04 Uhr (540x gelesen):
hallo myrrhe,
> wie gut kennst du denn den jungen Mann, wieviel Zeit kannst du mit ihm verbringen? Ich frage deshalb, weil Appalliker viel Aufmerksamkeit und Beschäftigung benötigen; auf diese Art hilft man ihnen am besten. Du hast recht, sie bekommen viel bis alles mit - besonders auch Gefühle der Anwesenden. Daher ist es so wichtig, sie als vollwertige Menschen zu behandeln und nicht als halbtoten Gegenstand, was leider immer noch viel zu oft passiert. :-(
ich kannte diesen mann schon vor seinem unfall, auf guter freundschaftlicher basis und jetzt ist er auf der station, wo ich als krankenschwester arbeite. das heisst, ich pflege ihn fast täglich.
ich spreche ganz normal mit ihm, wie mit einem erwachsenen menschen eben. leider hast du recht, was die vollwertigkeit angeht. viele meiner kollegen reden mit ihm und anderen patienten, als wären sie kinder.
> Wenn es dir möglich ist, so finde heraus, was der junge Mann in seiner wachen Zeit alles getan hat. Versuche, ihm Teile seines alten Lebens nahezubringen, so seine Interessen. Wenn er Bücher mochte, lies ihm aus einem Buch von ihm vor. Spiele seine Musik, Rede mit ihm, sage auch immer die Tageszeit (Bettlägerige verlieren das Gefühl dafür), Monat und Jahr. Beschreibe die Natur draußen ... was immer du in Verbindung mit dem alten Leben des Mannes bringen kannst. Viel Geduld und genaues Beobachten seiner Reaktionen ist wichtig ... du lernst ihn dabei immer besser kennen. Je mehr Zeit du für ihn aufbringen kannst, desto besser (außer er hat sowieso viel Besuch von seiner Familie).
all das tue ich, wenn ich bei ihm bin. seine lieblingsmusik, normales erzählen, was in der umgebung so passiert.
zusätzlich hat er sowieso viel besuch von seiner familie, seinen kollegen und freunden.
> Daß du ihm die Hände aufgelegt hast, finde ich wundervoll. Das kannst du immer bei deinen Besuchen durchführen; du solltest aber dich vorher auf seine Seele einstellen und fragen, ob es ihm recht ist, wenn du das tust. Wenn du aber innerlich das Gefühl hast, du solltest es nicht tun, dann folge deiner Intuition, die dir den Weg weist. So zumindest ist meine Ansicht dazu.
ich frage ihn sogar mit worten, und wenn er mit etwas einverstanden ist, dann schliesst er kurz, aber fest die augen.
> Es gibt auch einen Verein, an den man sich wenden kann, um Hilfe für Appalliker zu erfahren: "Schädel-Hirnpatienten in Not" e.V. Ich habe dir unten einen link gesetzt. Dort kannst du mal stöbern - und eventuell den link auch der Familie des jungen Mannes nennen.
>
> Liebe Grüße - und ich hoffe sehr, daß der junge Mann weitere Fortschritte macht! Es gibt immer Hoffnung: viele Menschen mit Appallischem Syndrom wachen noch nach Jahren wieder auf.
vielen dank für deine anregungen.
viele liebe grüsse
clio
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