Re: statt aufs Ziel auf den Weg schauen ...<
myrrhe schrieb am 6. Juni 2004 um 9:52 Uhr (666x gelesen):
Hallo Dragon,
für alle spirituellen Übungen gilt: sich nicht auf das Ziel konzentrieren, 
sondern auf das, was du gerade tust. Es ist genauso beim Autofahren: Man 
kennt das Ziel, aber die Fahrtstrecke, die man gerade benutzt, ist das 
Entscheidende, die Konzentration auf das Fahren.
Wenn du nur übst, um "das zu erreichen", wirst du dich davon entfernen. Du 
wirst ungeduldig, nachlässig oder du hörst ganz auf mit einer Übung ("bringt 
ja doch nichts"), du probierst herum, mal dies mal das ... und zerfledderst 
dich.
Und übersiehst die Fortschritte, die du machst - denn die sind langsam und 
unmerklich.
Wenn du ein Jahr lang eine Übung machst - und das ist nicht lange! -, dann 
sammle dich einmal und versuche zu verinnerlichen, wo du vor einem Jahr 
gestanden bist. Wie warst du, wie hast du geübt, was hast du erlebt in der 
Zwischenzeit, was hat sich verändert ...? Wenn du Übungen der Sammlung 
machst - Voraussetzung für jede spirituelle Arbeit -, wirst du darüber dich 
selbst besser kennenlernen und deine eigenen Veränderungen an dir 
bemerken.
Es gibt keinen Stillstand! Aber es gibt auch keine Bocksprünge. Auch ein 
Klavierspieler muß sein Instrument von der Pike auf lernen und braucht viele, 
viele Jahre, viel Geduld, viel Üben und viel Praxis, bis ein virtuoser Pianist aus 
ihm wird. Und gut ist es: denn würde er ein technischer Überflieger sein und 
die Musikalität, die Interpretationsfähigkeit nicht gleichermaßen mit ihm 
wachsen, wäre er kein überzeugender Musiker!
Und so ist es auch mit Spiritualität: sie muß langsam wachsen, und die eigene 
innere Persönlichkeit muß mit ihr wachsen und reifen: nur so wird man seine 
Gaben überzeugend und mit großer Verantwortung dem Nächsten und der 
gesamten Schöpfung gegenüber einsetzen.
Einen lieben Gruß,
myrrhe
 

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