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Re: Seele
SUBVERSA schrieb am 26. April 2004 um 14:22 Uhr (540x gelesen):

Eigentlich interessieren mich fragen zur Seele nur am Rande, denn wenn einem klar wird, "was" die Seele eigentlich ist und welchen Zwecken sie dient, verliert sie für einen ihre konventionelle Bedeutung, die uns das Hirn gerne glauben lassen möchte. Es ist einfach, an Wiedergeburt, das ewige Leben etc. zu glauben, ist so eine Art Selbstschutzprogramm des zweifelnden Hirnes.

Die Seele an sich ist soetwas wie ein Phantom, eine Kreation des lebendigen Hirnes. Sie ist wichtig, weil sie den Menschen zu dem macht, was er ist. Es ist diese Fähigkeit, seiner Selbst bewusst zu sein, was uns von den Tieren abgrenzt. Es ist schon so, das jedes Tier ein idividuelles Verhaltensmuster zeigt, d.h. ein eigenes "Wesen" besitzt, von einer Seele wie beim Menschen kann man in diesem Sinne jedoch nicht sprechen. Ein klarer Fall ist das bei Pflanzen u. Bäumen. Der Mensch sieht sie als etwas Verwandtes an, weil sie ja auch wachsen, Nahrung brauchen, und schließlich "auch" sterben. Sie bewegen sich im Wind, machen Geräusche ... es gibt viele symbolische Parallelen. Nüchtern betrachtet, haben Pflanzen keine Sinneszellen und kein Nervensystem also keine Grundbausteine um eine Seele zu ermöglichen.
Nehmen wir mal an, Steine hätten die Eigenschaft in der Luft zu schweben, wenn sie von der Mittagssonne erwärmt würden. Würdet ihr bei ihnen nicht auch eine Seele vermuten? Ich bin mir zumindest sicher, dass zu der Zeit der Germanen Steine dadurch eine Gottheit repräsentieren würden.

Um auf die gestellte Frage zurückzukommen,
in der Tat, Blaze hat es angesprochen, ist die Seele, dieses "Ich" ähnlich wie "Geist" und "Bewusstsein" einer der komplexesten Begriffe der Geistesgeschichte, und diese Komplexität kann hier nicht weiter referiert werden. Ich werde im Folgenden ausschließlich die psychologischen und neurobiologischen Aspekte des Ich berücksichtigen.

In Entsprechung zu den unterschiedlichen Bewusstseinszuständen ist das Ich modular, d.h. aus funktional unterschiedlichen Untereinheiten aufgebaut. Hierzu gehören:

(1) das Körper-Ich (dies ist mein Körper),

(2) das Verortungs-Ich (ich befinde mich gerade an dem und dem Ort),

(3) das Ich als Zentrum individuellen Verhaltens und Erlebens (perspektivisches Ich),

(4) das Ich als Subjekt perzeptiver, kognitiver und emotionaler Leistungen und Zustände (ich habe diese Wahrnehmungen, Ideen, Gefühle),

(5) das Handlungs-Ich (ich tue gerade das und das),

(6) das Autorschafts- bzw. Zurechnungs-Ich (ich bin Verursacher und Kontrolleur meiner Gedanken und Handlungen),

(7) das autobiographische Ich (ich bin derjenige, der ich gestern/früher war),

(8) das sprachliche Ich (Reden über sich selbst als überdauernde Einheit),

(9) das (selbst-)reflexive Ich (Nachdenken über sich selbst), und

(10) das ethische Ich bzw. das Gewissen.



Man unterscheidet diese verschiedenen Ich- und Bewusstseinszustände vor allem deshalb, weil sie "dissoziieren", d. h. unabhängig voneinander beeinträchtigt sein können. Es gibt entsprechend Patienten, die ein normales Ich-Bewusstsein besitzen, aber nicht wissen, wer sie sind; andere wiederum behaupten, der sie umgebende Körper bzw. einzelne Körperteile gehörten nicht zu ihnen.
Auch kann eine Leugnung der Autorschaft eigener Ideen und Handlungen auftreten, und zwar aufgrund neurologischer oder psychischer Erkrankungen ("Ich werde gedacht" usw.).


Die Seele kann Schaden nehmen
So führen z.B. Beeinträchtigungen und Verletzungen des assoziativen Cortex im Bereich des Scheitel-, Schläfen- und Frontallappens zu tiefgreifenden Ich-Störungen. Störungen im rechten Parietallappen führen zur Beeinträchtigung des Körper-Ich, der Verortung des Selbst im Raum, zu Egozentrismus und Verlust der Fähigkeit, die Perspektive zu wechseln. Störungen im rechten unteren und medialen Temporallappen führen zu Pedanterie in Sprache und Handeln, zu Egozentrik und verstärkter Aggressivität. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer "Temporallappen-Persönlichkeit". Beeinträchtigung im medialen Temporallappenbereich (Amygdala) führt zu erhöhten Angstzuständen, Verletzung des Bereichs der Hippocampus-Formation und der entorhinalen Rinde zu anterograder und retrograder Amnesie, Verletzung des anterioren Pols des Temporallappens zum Verlust des autobiographischen Gedächtnis. Beeinträchtigungen im Bereich des dorsalen präfrontalen Cortex führen zum Verlust divergierenden Denkens, zur Unfähigkeit zur Entwicklung alternativer Strategien und spontanen Handelns, zu unflexiblem Handeln, zu Fehleinschätzung der Relevanz externer Ereignisse. Beeinträchtigung im Bereich des ventralen (orbitofrontalen) Cortex führen zu erhöhter Risikobereitschaft, allgemein zu "asozialem" Verhalten, d. h. Verletzung von gesellschaftlichen, ethischen, moralischen Regeln.

Diese Befunde unterstreichen, dass das Ich ein Gebilde ist, das aus vielfältigen, z.T. völlig unterschiedlichen Komponenten zusammengesetzt ist, die sich auf noch unbekannte Weise in jeder Sekunde unseres Selbsterlebens in unterschiedlicher Weise zusammenfügen. Dies erklärt auch das typische Fluktuieren des Ich-Gefühls. Die unterschiedlichen Ich-Zustände treten parallel zur Ausreifung des Gehirns zu unterschiedlichen Zeiten der kindlichen Entwicklung auf. Gleichzeitig bekräftigen diese Befunde die Annahme Freuds, dass das Ich bewusste und unbewusste Anteile hat, denn die cortical-bewussten Ich-Zustände kommen – wie geschildert – nur aufgrund des Zusammenwirkens mit den unbewussten limbischen Zentren zustande.

Dieses Über-Ich, [ der Engel von Blaze, ] lässt sich ohne große Schwierigkeiten im orbitofrontalen Cortex ansiedeln.

[und wenn ich dir kräftig eins über die Rübe ziehe, kann ich es schaffen dir deinen Engel kaputtzumachen, dann hat er einfach nie existiert :))) / Tut mir Leid, kleiner Scherz am Rande, hat nichts mit meinem Respekt deinem Glauben gegenüber zu tun, ehrlich - Ich hab einfach dieses nüchterne Gequatsche allmählich satt, wir sind ja hier im Hexenforum, wir brauchen nicht über die existenziellen Fragen des Glaubens oder Nichtglaubens zu streiten, wir sollten dem Forum entsprechend den Glauben als selbstverständlich annehmen]

Wie bereits geschildert, sind hier die in der Kindheit und Jugend erworbenen moralischen und ethischen Regeln niedergelegt. Es ist in diesem Zusammenhang höchst bemerkenswert, dass der orbitofrontale Cortex derjenige Hirnteil ist, der am spätesten, d.h. erst zum Ende der Pubertät, ausreift, d.h. zu einem Zeitpunkt, an dem die (meisten) Jugendlichen sprichwörtlich "zur Vernunft" kommen.

Das Ich ist in seinen vielfältigen Ausprägungen also ein ontogenetisch spätes Produkt des Gehirns. Als autobiographisches, sprachlich vermitteltes und reflexives Ich bildet es sich nicht vor dem Ende des dritten Lebensjahres aus. Im Gegensatz hierzu beginnt das limbische System seine Arbeit bereits im Mutterleib und setzt sie verstärkt in den ersten Wochen, Monaten und Jahren unseres Lebens fort – in einer Lebensphase also, in der die für uns wichtigsten Dinge passieren. Es bewertet alles, was Körper und Gehirn tun, entsprechend der Regeln des impliziten (unbewussten) assoziativen Lernens nach "gut/lustvoll/erfolgreich" und damit zu wiederholen bzw. "schlecht/schmerzhaft/erfolglos" und damit zu vermeiden, und legt diese Bewertungen im emotionalen Erfahrungsgedächtnis ab. In dieser Weise formt sich das, was man Charakter oder Persönlichkeit nennt, sehr früh und weitestgehend unbewusst und wird zunehmend resistent gegen spätere Erfahrungen (s. auch unten). Das bewusste Ich sieht sich ab dem vierten Lebensjahr in diese "limbische" Persönlichkeit sozusagen hineingestellt und von ihr getragen.
Hat das Ich Kenntnis von den Faktoren, die es determinieren, und in welchem Maße lenkt es oder das Unbewusste unser Handeln?

Unser bewusstes Ich erlebt sich sowohl als Quelle unserer Wünsche, Gedanken, Vorstellungen und Handlungspläne als auch als Verursacher des Handelns, soweit es um so genannte Willkürhandlungen geht, bei denen wir entsprechend das Gefühl haben, wir seien es, die dies gewollt und schließlich auch veranlasst haben. Dies ist der Kern des Gefühls der subjektiven Willensfreiheit.

Auf die Problematik dieses ebenfalls sehr komplexen Begriffs und die Auseinandersetzung um die Existenz oder Nicht-Existenz von Willensfreiheit kann ich hier nicht eingehen, sondern verweise auf das Buch von Henrik Walter (Walter, 1998) ( die eingefahrenen Gleise zu verlassen und mit "etwas anderem" seinen Horizont zu erweitern, kann keinem von euch schaden ...)
Aus neurobiologischer Sicht ist Freud in diesem Zusammenhang Recht zu geben: Das unbewusste, limbische Erfahrungsgedächtnis lenkt unser Handeln stärker als unser bewusstes Ich. Grundlage der Beeinflussung des Bewusstseins durch das Unbewusste im Bereich der Gefühle, Wünsche und Vorstellungen ist ein System von Faserbahnen, "ventrale Schleife" genannt, das vom orbitofrontalen und cingulären Cortex zu subcorticalen limbischen Zentren läuft, vor allem zum ventralen Striatum/Nucleus accumbens, von dort aus zum ventralen Pallidum und zur Substantia nigra, und von dort direkt oder über thalamische Umschaltkerne (vor allem den Nucleus mediodorsalis) auf den orbitofrontalen Cortex und den cingulären Cortex zurückwirkt.


Über diese ventrale Schleife wirken die unbewusst arbeitenden limbischen Zentren auf unser Bewusstsein ein, und zwar in Form des Auftauchens positiver und negativer Gefühle, Gedanken, Assoziationen und Ziele und der Stärke des Wunsches, diese zu verwirklichen. Die genannten subcorticalen limbischen Zentren werden ihrerseits beeinflusst durch den Hippocampus, der zu den genannten Zuständen die kognitiven Details und den Kontext "hinzuliefert", sowie von der Amygala und dem ventralen tegmentalen Areal als den Hauptzentren des emotionalen Erfahrungsgedächtnisses und vom basalen Vorderhirn als dem subcorticalen Zentrum für Aufmerksamkeitssteuerung. Unsere Wünsche werden selbstverständlich auch durch Umweltreize beeinflusst, indem wir bestimmte Dinge oder Vorgänge sehen, hören, riechen usw., aber diese müssen, um echte Handlungsantriebe zu werden, auf eine interne Motivationslage treffen. Viele Umweltgeschehnisse lassen den einen "völlig kalt", während sie auf den anderen höchst stimulierend wirken, und dieser Sachverhalt wird durch das individuelle emotionale Erfahrungsgedächtnis bestimmt.

Charakteristisch ist, dass die corticale Bewusstseinsebene die starke Beeinflussung durch die subcorticalen limbischen Ebenen nicht wahrnimmt oder sie gar leugnet. Entsprechend scheinen unsere Gedanken, Absichten, Wünsche und Handlungspläne von nirgendwo her "aufzutauchen", sie kommen uns "plötzlich", oder wir schreiben sie uns selbst, d.h. dem Ich, zu, dessen Status gleichzeitig ihm/uns rätselhaft bleibt. Die Erklärung für diesen Vorgang besteht darin, dass das bewusste Ich die Herkunft dieser intentionalen Empfindungen nicht zu den subcorticalen limbischen Zentren zurückverfolgen kann. Ganz offenbar ist es dem bewussten Ich auch unerträglich, die sich selbst als dem Verursacher zugeschriebenen Handlungsweisen als "unerklärt" stehen zu lassen. Das Ich konfabuliert, d.h. es liefert aus Sicht des Beobachters Pseudo-Erklärungen, und zwar in der Regel solche, die dem Selbstwertgefühl und den Erwartungen der sozialen Umgebung am besten entsprechen. Die dabei unvermeidlich auftretenden Diskrepanzen zwischen Tun und verbaler Erklärung werden durch ständige Abänderungen der verbalen Erklärungen vorübergehend behoben.

Diese konfabulatorischen "Rettungsmaßnahmen" sind relativ unproblematisch, so lange sie nicht die innere Konsistenz und Kohärenz des unbewussten verhaltenssteuernden Apparates nachhaltig stören oder schwere Konflikte mit der sozialen Umgebung hervorrufen. Tritt jedoch hiervon das eine oder andere auf und wird die Erklärungskapazitäten des bewussten Ich überschritten, dann kommt es entweder zum bewussten "Abstandnehmen" des Ich von den Handlungen, wie es bei Neurosen und Zwangshandlungen der Fall ist, oder zu krassen Realitätsverbiegungen, die sich in Psychosen äußern. In jedem Fall ist dann die oben genannte "ventrale Schleife" in ihrer Funktion gestört: Der neurotische Patient erlebt die ihn beherrschenden Wünsche nicht mehr als die eigenen, sondern als "Zwang", und der psychotische Patient interpretiert die Geschehnisse in seiner Umwelt und seine eigenen Handlungen durch die "Zwangsbrille" seines gestörten Unbewussten.

Ich merke, dass ich ein wenig vom Thema abgekommen bin, aber ich glaube es kann nicht Schaden, das letzte trotzdem für manche Bedürftige hier stehen zu lassen. Das soll fürs erste reichen-
( Verschnaufpause einlegt )
Ich meld mich irgendwann mal wieder,
subversa



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