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Die Kunst des Handlesens (*)
Re: Scham ist ein Schleier der Angst
Prinzessin schrieb am 19. Mai 2001 um 20:33 Uhr (493x gelesen):
> Liebe Prinzessin!
> Du hast folgendes geschrieben:
> "du hast nicht die geringste Ahnung was ich für meine Kinder schon alles getan habe. Und du hast auch keine Ahnung wievielen Menschen ich schon geholfen habe, erst recht hast du keine Ahnung davon, wer und was ich bin, sonst wäre es dir noch nicht mal im Traum eingefallen, mir die Schuld an Saids Ausschlag zu geben. "
> Und es geht nicht nur um den Ausschlag, sondern auch um die täglichen Dinge des Lebens. Du weißt doch wie das ist, wenn du mal gegenüber einem Deiner Kinder vollkommen ausrastest, obwohl es lediglich nur piep gesagt hat.
> Es sieht so aus, als seist du Verantwortlich oder du seist du Schuld daran gewesen. Wenn du es anderes gekonnt hättest, hättest du es auch anders gemacht. Und wenn die Hand ausrutscht oder das oder das passiert, was du im Grunde scheußlich findest, dann gehört es zu Dir. Schick es nicht fort, nimm es in den Arm.
> Es kommt sonst wie ein treues Tier immer wieder. Schau und wenn man dieses Prinzip kennt, ist man auch nicht mehr verängstigt über diese Dinge, weil man weiss warum es kommt.
>
> alles Gute
Hi,
sicher, ich mache auch Fehler, manche werden mir bewußt, andere wieder nicht. Aber ich trage keine Schuld an Saids Ausschlag. Ich bin nur ein Mensch und infolgedessen auch nicht frei von Schuld. Ich liebe meine Kinder über alles und ich versuche mein Bestes zu geben.
Ich hatte selbst eine schwere Kindheit. Als ich neun Jahre alt war, wurde meine Mutter schwer krank, und es konnte sich niemand mehr um uns kümmern. Aber es war doch nicht ihre SCHULD. Ich gebe ihr keine Schuld, ich weiß nicht, ob sie sich selbst schuld gegeben hat, ich glaube, sie hat sich in erster Linie geschämt für ihre Krankheit.
Ja, man muß sich selber so annehmen, wie man ist, aber man muß sich auch weiterentwickeln, weiterlernen.
Meine Hand rutscht nicht aus, und selbst wenn´s so wäre, es gibt Worte,die viel mehr schmerzen können. Dann lieber ein Klaps auf den Po. Die Kinder sind ein Geschenk, das ich nur für einige wenige Jahre behalten darf, dann werden sie ihren eigenen Weg gehen. Ich verbiete meinen Kindern nichts, was nicht in meinen Augen eine Gefahr darstellen könnte. Tut mir leid, aber ich sehe keinen Grund mich zu schämen. Ich erinnere mich an Nächte, in denen ich vor Müdigkeit kaum noch laufen konnte, trotzdem trug ich Said stundenlang hin und her. Mein Mann sagte, laß ihn doch schreien, aber das konnte ich nicht. Meine Hebamme sagte, sie tun mir leid, in spätestens vierzehn Tagen fallen sie um, aber ich bin nicht umgefallen. Nie. Liebe, die du in dir trägst, gibt dir immer wieder neue Kraft, Kraft um selbst unmögliche Dinge zu tun. Oder wieso sollte sonst eine Frau in der Lage sein, einen Lastwagen anzuheben, um ihr Kind darunter hervorzuholen, woher sonst sollte sie die Kraft und den Mut haben, das Maul eines Krokodils zu öffnen, um ihm das gestohlene Kind zu entreißen. Die Liebe ist der Weg.
Blessed be
Prinzessin
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Diskussionsverlauf:
- Löschung ~ Sémon-el - 18.05.2001 07:47 (28) [neu]