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Re: Autoabgase und Kinder
eine grüne schrieb am 20. Juni 2004 um 22:28 Uhr (734x gelesen):
Juni 2000
Umwelt ist out!?
Umwelt ist Out! Sagen die Zeitgeistritter. Umfragen belegen das Gegenteil. Neben sozialen Themen wie Arbeitslosigkeit sorgen sich viele Menschen nach wie vor um den Zustand ihrer Umwelt - und die ihrer Kinder. Andererseits erschrickt niemand mehr über Vorhersagen künftiger Katastrophen, egal ob sie im Einzelfall zutreffend sind oder nicht. Alarmmeldungen, mit denen Umweltinstitute und auch die Grünen früher recht sicher in die Schlagzeilen kamen, laufen heute meist ins Leere.
Mit der Reihe "Umwelt in der Stadt" wollen wir, Mitglieder des Arbeitskreises eins (Umwelt, Stadtentwicklung, Verkehr, Bauen) der Abgeordnetenhausfraktion und mehr oder weniger begeisterte Großstädter, das Thema umfassender und auf positive Art angehen. Denn "Umwelt in der Stadt" heißt nicht nur Straßenverkehr und der dazugehörige Lärm, Hundedreck und Abwasser. Vielmehr gibt es durchaus Anknüpfungspunkte in andere Bereiche, z.B. zu Wirtschaft, Bildung, Kultur und Tourismus, und eben dieses Potenzial wollen wir mit Aktionen gekoppelt, mit Veranstaltungen und den üblichen parlamentarischen Aktivitäten erschließen.
Als Auftaktveranstaltung luden wir im Oktober zu einer Fahrradtour auf den Mauerstreifen, der einst die beiden Teile Berlins trennte. Heute sind wohl viele Ost- wie Westberliner darin vereint, dass sie die Frage eines Berlinbesuchers oder der eigenen Kinder, wo hier denn die Mauer gewesen sei, nicht mehr beantworten können. Wir wollen, dass dieser geschichtlich und kulturell wichtige Pfad für Berliner und Touristen erlebbar wird - und wie ginge das besser als mit dem Fahrrad, auf Skates oder zu Fuß. Es fehlt noch Landkarte und Routenbeschreibung, die die nötigen Informationen liefern - einen Verlag dafür haben wir bereits gefunden. Der Berliner Senat muss dafür sorgen, dass der Ort der Mauer erkennbar bleibt und an besonders wichtigen Punkten dem Gedächtnis mit einer kleinen Tafel auf die Sprünge geholfen wird. Den entsprechenden Antrag haben wir im Abgeordnetenhaus eingebracht. Da nicht zu erwarten ist, dass er bis zum Beginn der nächsten Freiluftsaison beschlossen und umgesetzt wird, wollen wir selbst rechtzeitig vor Erscheinen der vielen Druckwerke zum Thema "Mauerbau vor 40 Jahren" einen Mauerpfadführer herausgeben und einige Mauerstreifzüge für das interessierte Publikum anbieten.
Im November geht es um den Zusammenhang zwischen Wirtschaft, Energie und Umwelt. Wir besuchen gemeinsam mit Journalisten die Solon AG und ein Modellprojekt für moderne, kostengünstige und umweltgerechte Heizsysteme im Altbau. Gleichzeitig stellen wir unser Antragspaket zum Thema Energie- und Wirtschaftspolitik vor: Wir wollen u.a. das Berliner Energie-spargesetz ändern, um den Bau von thermischen Solaranlagen stärker als bisher zu fördern, eine Umschichtung von Fördermitteln für die Instandsetzung und Modernisierung von Gebäuden zugunsten von energiesparenden Maßnahmen erreichen.
2001 geht es nochmals verstärkt um das leidige Thema Müll, insbesondere um illegale Müllhalden. Hier besteht ein Zusammenhang zwischen Rechtspolitik, Kriminalität, Wirtschaft und Umwelt. Noch immer gibt es in Berlin 50 größere illegale Müllkippen. Der Umweltstadtrat des einen oder anderen Bezirks kann sich bereits heute auf unseren allseits beliebten, dekorativen Müllpokal freuen. Mit dieser Aktion wollen wir auf die große Toleranz gegenüber Müllsündern und -kriminellen hinweisen, die leider in einigen Verwaltungen herrscht. Wir werden eine Konferenz mit VertreterInnen von Umweltbehörden, LKA, Umweltverbänden und Recyclingunternehmen durchführen. Parlamentarisch werden wir darauf hinwirken, dass die bestehende Anzeigepflicht der bezirklichen Umweltämter endlich umgesetzt wird und Verstöße dagegen entsprechend geahndet werden. Außerdem sollen Abfalllagerbetreiber zukünftig Bankbürgschaften beibringen, damit die im Ernstfall anfallenden Entsorgungskosten nicht durch die Allgemeinheit getragen werden müssen.
Ein weiteres unliebsames Überbleibsel der Vergangenheit sind giftige Holzschutzmittel, z.B. in Dachstühlen. Durch den Ausbau vieler in DDR-Zeiten mit Hylotox behandelter Dachgeschosse zu Wohnungen sind wieder verstärkt gesundheitliche Schäden eingetreten. Wir werden durch Messungen feststellen, wie hoch die Belastungen in einem Dachstuhl sind. Die Wohnungsgesellschaften müssen mit diesem Thema offensiver umgehen, anstatt ihre Mieter den Gefahren auszusetzen. Wir werden fordern, dass ein öffentliches Kataster über Belastungen mit Holzschutzmitteln angelegt wird, damit Hauseigentümer, -käufer und -bewohner die entsprechenden Maßnahmen ergreifen können.
Bereits fest steht ein weiterer Termin zum Thema Umwelt-Wirtschaft-Verkehr. Wie oft passiert es, dass man von Termin zu Termin eilt mit U-und S-Bahn - aber es bleiben jedes Mal noch mehrere hundert Meter Fußweg... Oder ein Berlinbesucher möchte ein Stück Berlins mit dem Fahrrad erkunden: aber der nächste Fahrradverleih ist weit und abends geschlossen. In Städten wie München gibt es für solche Fälle ein Fahrradverleihsystem, bei dem an vielen Stellen der Innenstadt Fahrräder elektronisch entliehen werden können. Auch nach Ladenschluss. Dieses und andere Systeme möchten wir zu Frühlingsanfang, dem Beginn der Fahrradhochsaison, vorstellen.
Ebenfalls, wenn es wieder grünt und blüht, werden wir das Thema der Grünflächen und des Wohnumfelds erneut aufgreifen: Vernachlässigte Grünflächen, neue Pflegekonzepte, Verkehrsberuhigung in Wohngebieten.
Der Zusammenhang zwischen Umwelt und Bildung ist bedeutend, da er über den heutigen Tag hinausreicht. Vor einigen Jahren hat eine Fachkommission für den Senat ein gutes und handhabbares Konzept für die schulische Umwelterziehung ausgearbeitet, das seitdem in den Schubladen der Verwaltung verstaubt. Wir wollen es ans Licht ziehen und eine Kampagne für Umwelterziehung starten. Dabei werden wir uns für den Ausbau außerschulischer Lernorte stark machen und die Eröffnung eines Waldschulheims für Berliner Kinder durchsetzen. Wichtig sind uns ökologische Umgestaltungen der Schule selbst, die die guten Ansätze "Grün macht Schule" und das "fifty-fifty-Programm" des Energiesparens ausbauen und um weitere Konzepte erweitern. Sie sollten mit einer stärkeren Öffnung der Schulen zur Wohnnachbarschaft, zum Kiez hin, verbunden werden. Für ganz wichtig halten wir schließlich, Umwelterziehung stärker mit interkultureller Erziehung zu verbinden. Denn es gibt zu denken, dass Einwanderer und Flüchtlinge an der Umweltdebatte in unserer Stadt bisher wenig bis überhaupt nicht beteiligt sind.
Zu schlechter letzt wird uns der Zusammenhang zwischen Umwelt und Gesundheit beschäftigen. Jedes Jahr, wenn es wärmer wird und die Sonne alle ins Freie lockt, steigen die Ozonwerte. Gerötete Augen und tropfende Nasen überall. Kinder sind besonders gefährdet, da ihre Nasen den Auspuffrohren näher sind als die der Erwachsenen. Die in den letzten Jahren gestiegene Allergieanfälligkeit der Kinder wird durch die Autoabgase begünstigt.
Die dauernde Lärmbelastung zerrt nicht nur an den Nerven, verursacht Schlaflosigkeit und andere vegetative Störungen, sie erhöht auch deutlich das Risiko von Herzkrankheiten und von Herzinfarkt...
Einen Antrag zum Thema Umweltbelastungen durch Verkehrslärm haben wir bereits eingebracht. Wir wollen das Problem nochmals am Beispiel einer besonders belasteten Straße veranschaulichen.
Unsere Planungen für die Reihe "Umwelt in der Stadt" gehen bis zum Sommer 2001. Wenn sie gut läuft, ist eine Fortsetzung möglich. Wenn Ihr mehr wissen wollt, ruft oder mailt uns an. Über Anregungen und Ideen würden wir uns freuen.
Almuth Tharan,
Mitglied der bündnis-grünen Abgeordnetenhausfraktion

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