Duplicate entry '18.220.7.194' for key 'ip' Hauptforum Paranormal Deutschland e.V.
logo


Beiträge: 0
(gesamt: 0)

Jetzt online
0 Benutzer
3 gesamt
Hauptforum   Paranormal Deutschland e.V.

Hauptforum  Heilerforum  Hexenforum  Jenseitsforum  Literaturforum  OBE-Forum  Traumforum  Wissensforum  Nexus  Vereinsforum  ParaWiki  Chat 

Kontakt Suche Login
Ansicht: Klassisch | Themen | Beiträge | rss

(BETA) Links zu Beitr�gen, Artikeln, Ressorts und Webseiten, die zu diesem Beitrag passen k�nnten (Alle bisher vermerkten Stichw�rter und URLs):
Geister: Geister (ressort) Geister: Geisterhafte Gesichter (hp) Geister: Spuk (wiki) Guru: Der Guru Handlesen: Die Kunst des Handlesens (*) Humor: Humor (rubrik)
mehr....
positiv schrieb am 2. Dezember 2004 um 22:43 Uhr (674x gelesen):

Hallo White Shadow!

... und noch mehr ...

169. Kapitel

[GEJ.04_169,01] Sage Ich zu Simon: „Ist also dein Gefährte ein großer Freund des Salomo? Und was versteht er denn aus dessen Hohemliede? Sage Mir, wieweit ihr darin schon vorgedrungen seid!“

[GEJ.04_169,02] Sagt Simon: „Herr und Meister Himmels und dieser Erde! Darf ich so, wie mir die Zunge gewachsen ist, ganz von der Leber weg reden, so rede ich gerne; wenn ich aber klauben muß, da ist's zu bei mir, – denn da bringe ich nichts heraus!“

[GEJ.04_169,03] Sage Ich: „Rede, wie dir die Zunge gewachsen ist; denn dein Witz und Humor entstammt einem guten Samenkorne!“

[GEJ.04_169,04] Sagt darauf Simon: „Ach, wenn so, da werden wir schon etwas herausbringen! Aber freilich über meinen höchst einfachen Verstand hinaus wird's nicht reichen; doch soll meine Meinung keine ungesunde sein!

[GEJ.04_169,05] Du, o Herr und Meister, fragtest, wieweit wir schon im Hohenliede vorgedrungen wären! Hilf, Elias, ich bin noch gar nicht vorgedrungen; denn da wäre mir um die Zeit leid gewesen! Aber Gabi hat bereits das ganze erste Kapitel auswendig im Kopfe. Noch immer schleckt und kauet er daran und nimmt allzeit die beiden Backen voll; aber von dem Sinne dieses Kapitels hat er ebensowenig Kenntnis wie ich vom tiefsten Meeresgrunde. Das Schönste dabei ist aber, daß man dieses Liedes erstes Kapitel stets weniger versteht, je öfter man es liest! Und wenn man es gar am Ende noch dazu auswendig kann, da versteht man es dann schon am allerwenigsten!“

[GEJ.04_169,06] Sage Ich: „Ja, kannst du etwa das erste Kapitel auch auswendig?“

[GEJ.04_169,07] Sagt Simon: „Der – hat es mir ja schon so oft vorgeleiert, daß ich es nun leider auch schon von Wort zu Wort auswendig kann zu meinem größten Überdrusse! Mit den Skythen reden, ist viel unterhaltender, als sich das Hohelied Salomos vorsagen. Wer daran etwas findet, der muß ein Kind ganz kurioser Eltern sein. Ich halte es für einen Unsinn! So schön, wahr und gut die Sprüche Salomos sind und auch seine Predigten, ebenso dumm und gar nichts sagend ist dann sein Hoheslied. Wer daran etwas mehr als ein Werk eines Narren findet, der hat offenbar ein vollkommen krankes Gehirn!

[GEJ.04_169,08] Was soll zum Beispiel das heißen: ,Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes; denn deine Liebe ist lieblicher denn Wein.‘ Wer ist der ,er‘, und wer ist der ,mich‘? Dann soll der unbekannte ,er‘ den ebenso unbekannten mich mit des ,er's‘ eignem Munde küssen!? Hat denn dieser ,er‘ auch andere fremde Munde in seinem Gesichte? Das muß dann ein sehr wunderlich sonderbares Wesen sein!

[GEJ.04_169,09] Der Nachsatz dieses ersten Verses scheint offenbar den Grund des Verlangens im Vordersatze zu enthalten; aber da steht der ,er‘ in der zweiten Person, und man kann's nicht als bestimmt annehmen, daß unter dem Ausdrucke ,deine Liebe‘, die lieblicher denn der Wein sei, eben des ,er's‘ Liebe gemeint sei. Weiß man aber schon nicht, wer der ,er‘ und wer der ,mich‘ ist, woher soll man dann erst wissen, wer der ist, dessen Liebe in der zweiten Person lieblicher als der Wein sein soll?

[GEJ.04_169,10] Übrigens ist da auch damit der Liebe kein besonderes Kompliment gemacht, wenn man sagt, daß sie lieblicher als der Wein sei, so der Wein zuvor nicht als ein besonders köstlicher bezeichnet wird. Denn es gibt ja auch ganz elende und schlechte Weine! Ist aber die Liebe nur köstlicher oder lieblicher als der Wein, ohne Unterschied seiner Qualität, dann ist solch eine Liebe wahrlich durchaus nicht gar weit her! Es mag über all diesem Geplauder wohl immerhin etwas Besonderes darin stecken, aber ich finde es doch auf dieser Welt nimmer heraus.

[GEJ.04_169,11] Zum größten Überflusse zur Zeigung meines Blödsinnes will ich noch den zweiten Vers zum ersten ankleben; der lautet, so mich mein Gedächtnis nicht trügt: ,Daß man deine gute Salbe rieche; dein Name ist eine ausgeschüttete Salbe, darum lieben dich die Mägde.‘ Da paßt der zweite Vers, meinem Verstande nach, doch geradeso auf den ersten, wie ein ganzes Haus auf ein Auge hinauf! Was ist denn das für eine Salbe, und wessen? Wer soll denn diese Salbe riechen? Wie kann jemandes Name eine ausgeschüttete Salbe sein, und warum soll er gerade darum von den Mägden geliebt werden? Was sind das für Mägde?

[GEJ.04_169,12] Darum fahre ab, großer Salomo, mit all deiner hohen Weisheit! Ein Wort von Dir, o Herr, hat für mich ja einen tausendmal tausend Male größeren Wert als alle die hohe Salomonische Weisheit! Nun habe ich von Salomo schon wieder genug! O Herr, ich bitte Dich, schenke mir die weiteren Verse; denn die gehen schon bei weitem übers Skythische hinaus!“

[GEJ.04_169,13] Sage Ich: „Ganz gut, Mein lieber Simon, könntest du Mir nicht auch jene Mahnworte wiedergeben, die Ich auf dem Berge zu jenen gesprochen habe, die des schönsten Morgens wegen nicht vom Berge hinabgehen wollten, von welchen Worten du behauptetest, daß sie sicher keinen innern, geistigen Sinn haben würden? Wenn du dich deren noch erinnerst, so sage sie Mir noch einmal vor!“

[GEJ.04_169,14] Sagt Simon, mit einem etwas verlegenen Gesichte: „O Herr und Meister, so mich mein Gedächtnis nicht trügt, da hießen die wenigen Worte etwa wohl also: ,Unten bei den frei stehenden Tischen weilet derselbe Morgen wie hier oben auf dem Berge; auf dem kurzen Wege hinab genießet ihr ihn, und unten werdet ihr ihn doppelt genießen. Unsere Leiber bedürfen einer Stärkung, und so gehen wir behende hinab zu den Tischen!‘ Ich glaube, daß Du, o Herr und Meister, gerade also gesprochen hast?!“

[GEJ.04_169,15] Sage Ich: „Ganz gut, Mein lieber Simon! Du hast den Satz von Wort zu Wort vollkommen richtig wiedergegeben. Aber was sagst du dazu, so Ich es dir nun sage, daß solcher von Mir ausgesprochene Mahnsatz geistig ganz dasselbe nun als erfüllt besagt, wie deine zwei Mir aus Salomos Hohemliede vorgetragenen Verse?! Kannst du dir hierin irgendeine Möglichkeit denken?“

[GEJ.04_169,16] Sagt Simon: „Ehe ich das begreife, eher begriffe ich, daß das bedeutende Meer sich morgen schon in die üppigsten Fluren umgestalten wird. Denn was Du, o Herr, auf dem Berge gesprochen hast, das war klar und allerdeutlichst, und wir verstanden alle nur zu gut, was wir angenehmstermaßen zu tun hatten, nämlich hinabzugehen, uns ganz wohlgemut an diesem herrlichsten Morgen zu den Tischen zu setzen und unsere Leiber mit einem bestbereiteten Morgenmahle zu stärken! Wer das etwa nicht verstanden hat, der muß nur ganz stocktaub gewesen sein.

[GEJ.04_169,17] Wer aber versteht also auch die beiden Verse des Hohenliedes? Die sind naturgemäß, wie ich gezeigt habe, ein barster Unsinn! Sind sie aber das, wer kann dann darin im Ernste noch einen höchst weisen, geistigen Sinn suchen wollen? Das kommt mit Fug und Recht mir nun gerade so vor, als sollte ich mir von einem mehr Tier als Mensch seienden Stummtrottel die Vorstellung machen, daß er ein weiser Plato sei! Übrigens, – möglich ist alles, warum dieses nicht?! Ich gebe hier nur an, wie ich es nun fühle und empfinde.“

[GEJ.04_169,18] Sage Ich: „Desto besser; denn je mehr Unmögliches du nun daran findest, desto wunderbarer wird dich hernach die Aufhellung berühren: Aber es ist auch das nun wunderbar, daß du und deinesgleichen mit offenen Augen noch immer nichts sehet und mit offenen Ohren nichts vernehmet! Aber lassen wir das! Weil dir das Hohelied so geläufig ist, so sage Mir zu den zwei Versen auch noch den dritten hinzu, und Ich werde dann gleich imstande sein, vor dir das dir so unentwirrbare Rätsel sicher vollkommen zu deiner Zufriedenheit zu lösen!“

[GEJ.04_169,19] Sagt Simon: „O weh, auch den dritten Vers noch?! Dir zuliebe, o Herr, tue ich schon gerne alles, was Du von mir verlangst; aber sonst kann ich Dir versichern, daß mir das nahe den Magen umkehrt!

[GEJ.04_169,20] Der dritte Vers ist erst recht verwirrt. So mich mein Gedächtnis nicht trügt, da lautet der berühmte dritte Vers ungefähr also: ,Ziehe mich dir nach, so laufen wir! Der König führet mich in seine Kammer. Wir freuen uns und sind fröhlich über dir; wir gedenken an deine Liebe mehr denn an deinen Wein. Die Frommen lieben dich.‘

[GEJ.04_169,21] Da ist er nun! Wer ihn verdauen kann, der verdaue ihn! Wenn es im Anfange nur hieße: ,Ziehe mich dir nach, so laufe ich!‘; aber so heißt es im Nachsatze: ,so laufen wir!‘ Wer ist der, so da nachgezogen sein will, und wer hernach die ,wir‘, die da laufen?

[GEJ.04_169,22] ,Der König führet mich in seine Kammer.‘ Welcher König denn, der ewige oder irgendein zeitlicher und weltlicher? Der Satz ist aber übrigens noch immer einer der besten.

[GEJ.04_169,23] ,Wir freuen uns und sind fröhlich über dir.‘ Hier möchte ich nur wissen, wer da die ,wir‘ sind, und wer der ist, über den sie fröhlich sind!

[GEJ.04_169,24] Ferner gedenken die gewissen Unbekannten des auch gewissen Unbekannten Liebe mehr denn des Weines, von dem auch nicht gesagt wird, von welcher Güte er sei!

[GEJ.04_169,25] Wer ist am Ende der höchst unbekannte ,dich‘, den die Frommen lieben? Oh, der unbestimmtesten aller Redeweisen!

[GEJ.04_169,26] Was ist der Mensch dieser Erde doch für ein armseligster Tropf! Mit nichts fängt er an, lebt mit nichts und hört endlich wieder mit nichts auf. Wenn er auch glaubt, etwas zu verstehen seines Lebens bessere und hellere Periode hindurch, kommt aber dann unglücklicherweise hinter Salomos Hoheslied, so ist der Narr vollkommen fertig; denn sobald der Mensch einmal durch Wort oder Schrift von seiten eines anderen Menschen aufmerksam gemacht worden ist, daß es mit seiner Weisheit vollkommen aus ist, dann ist es schon auch rein aus mit dem Menschen selbst, das heißt, er lebt wohl noch fort, aber als ein Narr, der nichts weiteres mehr zu fassen und zu begreifen imstande ist! Ist der Mensch mir gleich bis dahin gekommen, wo es gar nicht mehr weitergehen will, so kehrt er wieder um und fängt wie ein Tier an, bloß zu vegetieren. Wozu auch einer weiteren Mühe um nichts und noch tausendmal nichts?!

[GEJ.04_169,27] Wahrlich, Herr und Meister, Du hast uns auf dem Berge diese Nacht hindurch Dinge gezeigt, wie sie auf dieser Erde noch nie den sterblichen Menschen irgendwann gezeigt worden sind! Ich begreife und verstehe nun ungeheuer vieles. Aber warum begreife ich denn Salomos Weisheit nicht? Darf sie überhaupt kein Mensch begreifen, oder ist sie wirklich – was sie dem Außen nach sehr scheint – ein frommer Wahnsinn, also durchaus nie zu begreifen? Oder sind da doch irgend Geheimnisse darin verborgen, die von größter Lebenswichtigkeit wären?

[GEJ.04_169,28] Wenn eines oder das andere, da sage es mir! – denn Dir allein glaube ich, was Du im Ernste darüber sagest; denn Du kannst das Hohelied wohl verstehen, wenn es überhaupt zu verstehen ist! Ist aber das ganze Hohelied nur so eine letzte Salomonische Weisheitsschwindelei, so sage es mir auch, und ich werfe gleich das ganze Hohelied in eine Kloake, damit deren Einwohner aus ihm die Weisheit Salomos studieren sollen!“



170. Kapitel

[GEJ.04_170,01] Sage Ich: „Freund, du wirst mit deinem Witze zwar ein wenig schlimm, und Ich möchte zu dir nun auch sagen, was dereinst ein berühmter Maler zu einem Schuster gesagt hat! Aber es kann bei dir jetzt noch nicht anders sein; denn nach Salomo hat ja alles seine Zeit auf dieser Erde. Fasse dich aber nun ordentlich und mit viel gutem Willen, so soll dir Salomos Hoheslied ein wenig näher beleuchtet werden, und wie es mit Meiner kurzen Mahnrede auf dem Berge völlig einstimmig ist und dasselbe besagt.

[GEJ.04_170,02] Salomo hat in seinem Hohenliede nichts als nur Mein nunmaliges Sein prophetisch unter allerlei Bildern, die voll geistiger Entsprechung sind, den Menschen von Tat zu Tat, von Stellung zu Stellung und von Wirkung zu Wirkung dargestellt. Ich allein bin sein Gegenstand; der ,er‘ und der ,du‘, der ,ihm‘ und der ,dich‘ bin alles Ich. Wer aber aus Salomo spricht mit Mir, ist dessen Geist in der Einzahl, und in der Vielzahl sind es des Volkes Geister, die sich gewisserart in Salomos Königs- und Herrschgeiste für einen und denselben Zweck einen und alsonach eine moralische Person darstellen.

[GEJ.04_170,03] Wo es heißt: ,Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes‘, so heißt das soviel als: Der Herr rede aus Seinem wahrhaft eigenen Munde zu mir, Salomo, und durch mich zum Volke Israel und durch dieses zu allen Menschen der Erde; der Herr rede nicht mehr pur Worte der Weisheit, sondern Worte der Liebe, des Lebens zu mir! Denn ein Wort der Liebe ist ein wahrer Kuß des Gottesmundes an das Herz des Menschen; und darum sagt Salomo: ,Er (der Herr) küsse mich mit dem Kusse seines Mundes!‘

[GEJ.04_170,04] Nun paßt dann der Nachsatz schon ganz gut darauf, wo es heißt: ,Denn deine Liebe ist lieblicher denn Wein‘, oder: Deine Liebe ist mir und allen Menschen dienlicher als die Weisheit. Denn unter ,Wein‘ versteht man allzeit Weisheit und Wahrheit.

[GEJ.04_170,05] Daß Salomo im ersten Bittsatze, als um das Wort der Liebe bittend, noch in der dritten Person zu Mir seufzet, bezeichnet, daß er durch die alleinige Weisheit Mir noch ferne ist; durch die zweite Person im Nachsatze, wo der Grund der Bitte des ersten Satzes ausgesprochen wird, aber bezeiget Salomo die schon größere Annäherung Gottes auf dem Wege der Liebe denn auf dem Wege der puren Weisheit. Den Kuß, die Liebe aber, um die Salomo in seinem Hohenliede gebeten hat, bekommt ihr alle soeben von Mir, und so dürfte dir, Mein lieber Simon, nun der erste Vers des Hohenliedes wohl schon ein wenig klarer sein, als er dir zuvor gewesen ist!“

[GEJ.04_170,06] Sagt Simon: „O Herr, nun ist mir dadurch freilich auch schon der zweite Vers klar, und ich getrauete mir ihn nun zu erläutern!“

[GEJ.04_170,07] Sage Ich: „Tue das, und wir werden es sehen, wie du den zweiten Vers aufgefaßt hast aus dem Lichte des ersten Verses!“

[GEJ.04_170,08] Sagt Simon: „Das wird nun schon offenbar soviel heißen: Herr, so Du mich aber küssest mit dem Kusse Deines Mundes, so Dein Wort Liebe wird, also eine wahre Salbe des Lebens, so möge diese Salbe, dies Dein göttliches Liebewort, für die Menschen alle verständlich sein. Denn man sagt ja schon oft im gewöhnlichen zierlich ,riechen‘ statt ,verstehen‘. Man sagt oft: ,Riechest du, wo das hinaus will?‘ oder: ,Er hat den Braten oder die Salbe gerochen!‘

[GEJ.04_170,09] Nun bist Du, o Herr, da bei uns, wie auf die Bitte Salomos im ersten Verse! Wir haben Deinen Namen, Dein heilig Liebewort, das wohl köstlicher ist denn Salomos pure Weisheit! Wir haben nun die vor uns ausgeschüttete Salbe, Deinen Namen, Deine Liebe, Dein heilig Lebenswort, allen verständlich, vor uns.

[GEJ.04_170,10] Nun, die Mägde, die Dich darum lieben, sind offenbar auch wir, vom Standpunkte unserer beschränkten Einsicht und Verständnisses aus betrachtet! Denn eine Magd ist zwar ein lieblich Wesen, ist nicht ganz ohne Einsicht und Verstand, aber von einer großen männlichen Weisheit kann, wenigstens im allgemeinen angesehen, keine Rede sein. Daher sind wir offenbar die Mägde, die Dich, o Herr, über alles lieben, weil uns Dein Liebewort verständlich ist, für uns also eine ausgeschüttete Salbe ist, an deren köstlichem Geruche wir uns gar wunderbar ergötzen. – Sage mir, o Herr, ob ich denn wohl nach dem ersten Verse den zweiten richtig aufgefaßt habe!“

[GEJ.04_170,11] Sage Ich: „Ganz vollkommen richtig und grundwahrheitlich! Es ist mit dem sehr unverständlich scheinenden Hohenliede der Fall, daß es ganz leicht begriffen werden kann, wenn jemand nur den ersten Vers richtig auf dem Wege der Entsprechung aufgefaßt hat. Da du nun aber den zweiten Vers so ganz vollkommen richtig aufgefaßt hast, so versuche dich nun noch am dritten Verse; vielleicht wirst du auch da den Nagel auf den Kopf treffen!“

[GEJ.04_170,12] Sagt Simon: „O Herr, nun wagete ich mich schon gleich ans ganze Hohelied! Aber der dritte Vers liegt nun nach den zwei ersten doch so klar wie dieser herrlichste Morgen vor mir enthüllt!

[GEJ.04_170,13] ,Ziehe, o Herr, mich Dir nach, so laufen wir!‘ Wer kann sonst wohl geistig ziehen, als allein nur die Liebe?! Und die Folge ist, daß diejenigen, die mit und durch die Liebe unterwiesen und gezogen werden, in einem Augenblicke mehr fassen und begreifen, daher im Erkenntniswachstume wahrhaft laufen, denn durch die trockene und kalte Weisheit in vielen Jahren. Die einfache Person im ersten Satze ist also nur eine moralische und erscheint im zweiten Nachsatze geteilt in der Vielheit, was vorderhand doch offenbar wir sind, und danach ganz Israel, und am Ende gar alles, was auf der ganzen Erde Mensch heißt.

[GEJ.04_170,14] Der König, der Ewige, der Heilige führet mich und uns alle nun wohl freilich in die allerheiligste und lichtvollste Liebe- und Lebenskammer Seines allerheiligsten Vaterherzens! Und wir freuen uns nun wohl und sind über die Maßen fröhlich über Dir und gedenken sicher Deiner Vaterliebe tausend Male mehr denn aller der trockenen und kalten Weisheit! Nur in Deiner Liebe sind wir voll Demut und einfältigen und dadurch frommen Herzens; wir sind dadurch fromm und lieben Dich, o Herr, erst vollkommen in dieser unserer Frömmigkeit.

[GEJ.04_170,15] Der Weisheit Morgen, entsprechend dem auf dem Berge oben, ist zwar herrlich und schön; aber hier unten bei den gastfreiesten Liebesmahltischen in der großen, heiligen Kammer Deines allerheiligsten Vaterherzens weilet freilich auch derselbe Morgen des wahren Lebens. Oben auf dem Berge genossen wir, also noch in der wahren Erkenntnis Unterwiesene, den herrlichen Lebenslichtmorgen; aber es waren dort keine Tische mit den nährenden und das Leben stärkenden köstlichen Speisen bestellt.

[GEJ.04_170,16] Wohl gefiel uns das Licht der tiefsten Weisheit; aber Du sahst auch schon in vielleicht so manchen den Keim des Dünkels, im Herzen der Furche des Lebensgärtchens entsprossen, und sagtest mit den hinreißendsten Liebeworten: ,Kinderchen, unten in der Demutstiefe weilet derselbe Morgen! Wenn ihr den kurzen Weg von der Eigendünkelshöhe, die gewöhnlich eine Folge hoher, purer Weisheit ist, hinab in der Liebe Demutstiefe steiget, so genießet ihr ja denselben Lichtmorgen! Und unten in der Tiefe der Liebe weilet er auch so wie hier, und ihr genießet ihn doppelt; denn dort ist nicht nur ganz dasselbe Licht, sondern auch in der Liebe und Demut die Quelle des Lichtes und des Liebelebens daheim! Unten stehen die vollen Tische zur Stärkung, Ernährung und Erhaltung des Lebens in seiner Ganzheit!‘

[GEJ.04_170,17] Dahin, o Herr, hast Du uns gezogen durch den wahren Kuß Deines heiligen Mundes, und wir haben dann nicht mehr gesäumet, sondern sind Dir nachgelaufen und lieben Dich als nun Deine in aller Liebe und Demut wahrhaft Frommen! – Herr, habe ich die Sache wohl recht aufgefaßt und dargestellt und erraten den innern Sinn Deiner auf dem Berge ausgesprochenen Mahnworte?“



171. Kapitel

[GEJ.04_171,01] Sage Ich: „Ganz vortrefflich! Wenn Ich Selbst dir und euch allen die Verse des Hohenliedes, und damit vergleichend Meine Mahnworte, auf dem Berge erklärt hätte, so hätte Ich Mich sogar ganz derselben Worte bedient. Du hast demnach die gute Sache zu Meiner vollsten Zufriedenheit erörtert. Da du aber nun schon der Hoheliedserklärer geworden bist, so könntest du dich nun etwa wohl mit ein paar Versen des ersten Kapitels weiter versuchen! Oder ist jemand anders unter euch, der das vermöchte?“

[GEJ.04_171,02] Sagen alle: „Herr, wir vermögen es dennoch nicht, obwohl es uns vorkommt, als vermöchten wir es!“

[GEJ.04_171,03] Sagt Simon: „O Herr, da hat's bei mir nun gar keinen Anstand mehr; das verstehe ich nun auf einmal ganz gut, und sicher auch ganz richtig!

[GEJ.04_171,04] Ein weiterer Vers heißt: ,Ich bin schwarz, aber gar lieblich, ihr Töchter Jerusalems, wie die Hütten Kedars, wie die Teppiche Salomos.‘ Dies nun in unsere natürliche Zunge übertragen, kann doch nichts anderes besagen als: ,Ich, der Herr, nun in der Welt bei euch blinden und vielfältigst hochmütigen Menschen, bin von euch meistens ungekannt und von eurer hohen Welt tiefst verachtet, und in Mir aber dennoch voll der tiefsten Demut und Sanftmut, Geduld und Liebe zu euch Töchtern Jerusalems!‘

[GEJ.04_171,05] Wer sind die Töchter Jerusalems? Diese sind der Hochmut, der Stolz, die Herrsch- und Habsucht der Nachkommen Abrahams; das sind die gezierten Töchter Jerusalems, denen aber der verachtete, also vor ihnen schwarze Herr, der erste Mensch aller Menschen, doch gnädig und barmherzig ist und lieblicher und liebevoller als die von außen gar elend aussehenden Hütten Kedars (Kai-darz), die aber inwendig dennoch reichlichst ausgestattet waren mit allerlei Schätzen zum Verteilen unter die gerechten Armen und Notleidenden und auch lieblicher denn Salomos wertvollste Teppiche, deren äußere Gesichtsseite ein dunkelgrauer, härener Stoff war, das Untere und Inwendige aber die kostbarste indische Seide, mit feinstem Golde durchwebt.

[GEJ.04_171,06] Weiter heißt es: ,Sehet mich nicht an, daß ich so schwarz bin (vor euch Töchtern Jerusalems); denn die Sonne (euer Weltstolz) hat mich verbrannt (vor eurem hochmütigen Weltangesichte)! Meiner Mutter Kinder zürnen mit mir.‘ Wer anders kann Deine Mutter in Dir, o Herr, sein als Deine ewige Weisheit, so wie der Vater in Dir Deine ewige Liebe ist?! Deine Mutter ist auch gleich Deine ewige Ordnung, deren mit Dir, o Herr, zürnende Kinder den ewig unendlichen Raum erfüllen und durch ihre Ordnung der großen Unordnung der Kinder Israels zürnen.

[GEJ.04_171,07] Denn diese heilige Ordnung ,hat man zur Hüterin der Weinberge gesetzt‘, das heißt: Dein Wille im Vereine aller Deiner Himmelsmächte hat den Menschen diese Ordnung gegeben durch Gesetze, daß durch sie die Weinberge, das sind die Menschengemeinden, in der Ordnung der Himmel verblieben.

[GEJ.04_171,08] ,Aber meinen Weinberg, den ich hatte, habe ich nicht gehütet!‘ Das heißt soviel als: ,Meine ewige, göttliche, unzugängliche Höhe und Tiefe habe Ich außer der Hut gesetzt!‘, – wovon hoffentlich für jedermann Deine hier höchst zugänglichste Gegenwart doch das sprechendste Zeugnis gibt. Deine höchsten und unzugänglichen und lichtvollsten Himmel hast Du verlassen, um hier in der tiefsten Demut, also schwarz vor den Kindern dieser Erde, zu erscheinen und die gerechten Armen aber zu führen in Deine Kammer, in die rechte Hütte Kedars. – O Herr, sage mir nun, ob ich wohl auch die von Dir noch nachverlangten zwei Verse richtig beurteilt habe!“

[GEJ.04_171,09] Sage Ich: „Ganz richtig; darum gib uns noch die Erklärung des sechsten Verses zu den fünfen!“

[GEJ.04_171,10] Sagt Simon: „Dir ewig meine vollste Liebe und meinen innersten Dank, daß Du, o Herr, mich jungen Burschen würdigest durch Deine Gnade und Liebe, hier jene tiefen Geheimnisse vor denen, die Dich lieben, aufzudecken, die, seit sie geschrieben worden sind, bis jetzt noch niemand aufgedeckt hat! Meine Seele freuet sich dieser Gnade über alle die Maßen. Es ist aber dennoch kein Hochmut darob in ihr; im Gegenteile werde ich nur stets demütiger, je mehr ich Dein Alles und mein vollkommenes Nichts einsehe und begreife. Aber Du, o Herr, weißt es ja, daß ich stets mit dem guten Humor etwas zu tun habe, und der köstliche Wein stimmt mich noch mehr dazu, und so kann ich hier beim verlangten sechsten Verse schon nicht umhin, so ernst er auch immerhin ist, einen kleinen Humor anzubringen!“

[GEJ.04_171,11] Sage Ich: „Rede du, wie dir Herz und Zunge gewachsen sind!“

[GEJ.04_171,12] Spricht Simon weiter: „Hätte Salomo oder seine mit aller Weisheit erfüllte Seele die Gelegenheit gehabt, hier in unserer Mitte zu sein, so hätte sie den sechsten Vers sicher nicht niedergeschrieben; denn im sechsten Verse sagt Salomo: ,Sage mir an, du, den meine Seele liebt, wo du weidest, wo du ruhest im Mittage, daß ich nicht hin und her gehen müsse bei den Herden deiner Gesellen!‘ Denn da hätte Dich Salomos und durch ihn seines Volkes Seele, Deine Schafe weidend am Morgen, Mittage, Abende und auch in der Mitternacht, sicher gefunden; also stets tätig und nicht allein im Mittage ruhend!

[GEJ.04_171,13] Ich meine, der ewige Mittag Deiner Ruhe – das ist jene unendlich lange Zeitendauer, in der Du nicht, wie jetzt, Selbst mit den Menschen umgingst, sondern sie überlassen hast Deinen Gesellen, die immer dümmer und hochmütiger geworden sind – sei nun vorbei, und ein neuer und ewiger Lebensmorgen ist uns aufgegangen, und wer Dich erkannt hat, wird Dich wohl nimmer hin und her suchen bei Deinen nun höchst dumm und träge gewordenen Gesellen.

[GEJ.04_171,14] Wie gedenkest Du, o Herr: habe ich auch wenigstens nur so im Vorbeigehen den rechten Sinn berührt?“

[GEJ.04_171,15] Sage Ich: „Ganz vollkommen auch hier trotz des Humors, den du hier ganz passend hineingemengt hast! Da wir aber nun gesehen haben, daß auch Salomos Hoheslied enthüllt werden kann und du, Simon, selbst davon eine ganz andere Meinung überkommen hast, so soll uns nun auch dein Korrektor Gabi etwas zum besten geben; und zwar möchte Ich Selbst aus seinem Munde den Grund vernehmen, warum er denn für das Hohelied Salomos gar so eingenommen war, ohne es jedoch nur im geringsten verstanden zu haben! – Gabi, öffne demnach deinen Mund und sage uns etwas!“

---

[GEJ.05_181,06] Sagt Hiram: „Geradeso wie du! Es wehet hier wohl so eine Art geistigen Duftes; aber so uns diese lieben und wunderbaren Freunde etwa das Hohelied Salomos sollten vorzusingen anfangen, da werde ich gehen. Denn mit dem Liede kann mich jemand wie eine Gemse über alle Bergspitzen hinaushetzen; das ist nach dem dir bekannten Apothekerausdruck eine wahre Quintessenz der menschlichen Dummheit, abgesehen davon, daß Salomo sonst einer der weisesten Judenkönige gewesen sein soll.

...

[GEJ.05_189,02] Sagt Johannes: „Höre! Solche Menschen hat es auf der Erde noch zu allen Zeiten gegeben,
und sie haben solches und ähnliches durch allerlei entsprechende Bilder den Menschen dieser Erde kundgetan –
im Hohenliede Salomos finden sich solche Andeutungen mehrmals vor –; aber die Menschen, respektive ihre Seelen,
haben ihre Sinne zu sehr hinaus in die Materie der Welt versenkt und so ihrem jenseitigen Geiste den Rücken zugewandt,
daher können sie von den höchsten und reingeistigen Dingen auch nichts mehr fassen und verstehen.
Eben darum aber sind nun wir in diese Welt gekommen, um die durch ihre höchsteigene Schuld verwahrlosten Seelen wieder aufzurichten und ihnen die rechten Wege zu ihrem geistigen und ewigen Lebensheile zu zeigen.

---

[GEJ.06_053,01] Hierauf sagte der Wirt: „Ich kenne in mir selbst auch einen solchen Menschen und weiß nun auch, was ich zu tun habe.
Ich will nicht reden von all den Propheten und von dem Hohenliede Salomos, – was alles ich bis jetzt noch sehr wenig oder auch gar nicht verstanden habe;
aber das habe ich beim Durchlesen solcher Weisen der Vorzeit wohl oft gedacht, daß sie eben durch ihre mystische Sprache den Menschen sehr im Denken üben
und ihn dadurch zu einem stets tieferen In-sich-Gehen ordentlich zwingen, und das finde ich für sehr gut. Ist man dann so recht tief in sich gedrungen,
so kommt dann ein Lichtlein ums andere, und man kommt dann über so manches ins klare, was einem früher ein unentwirrbares Rätsel schien.
Aber wie gesagt, ich rede hier nicht von der Unverständlichkeit der Schriften der alten Weisen und Seher, sondern von ganz natürlichen Dingen.


Petrus: [GEJ.06_058,14] Du hast sicher das Hohelied Salomos gelesen und auch sicher samt mir keine Silbe davon verstanden! Wäre das klug, es darum zu verwerfen, weil man es nicht versteht?! Wir haben dennoch eine große Hochachtung vor diesem Liede, obwohl wir es nicht verstehen und wahrscheinlich in dieser Welt auch nie völlig verstehen werden. Hätten wir zu den Lebzeiten des mit so hoher Weisheit begabten Königs mit unserem gegenwärtigen sehr beschränkten Verstande gelebt, da hätten wir bei uns über das Hohelied wahrscheinlich kein besseres Urteil geschöpft, als ihr es gestern über die vom Herrn und Meister gehaltene Rede geschöpft habt; aber weil des Königs Lied schon sehr alt ist, so achtet man es des Alters wegen, wenn man es auch gar nicht versteht.

[GEJ.06_058,15] Unser Herr und Meister leistet Taten, von denen einem Salomo nie etwas geträumt hat, und Seine Weisheit und respektive vollste Allwissenheit verhält sich gegen die Salomonische Weisheit gerade also wie die Unendlichkeit zu einem kleinsten Punkte in ihr; weil sie aber nicht nahe tausend Jahre alt ist, und hier vor euren Augen und Ohren ist, wirkt und leuchtet, so ist sie für euch eine Torheit. Denke selbst nur ein wenig reiflich nach, und sage es mir, ob das von Männern von einigem Verstande klug ist!


Wofür?

[GEJ.06_101,08] Sagte nun Petrus: „Aber Herr, so wir irgendeinmal wieder ganz allein untereinander sind, dann könntest Du uns wohl einige Winke darüber geben! Denn ich sage nun selbst: Die Propheten, namentlich die vier großen, haben vieles niedergeschrieben, wie auch Moses, Elias, David und Salomo, – aber für wen? Bis auf uns hat sie kein noch so weiser Schriftgelehrter ordentlich verstanden, wir verstehen auch das wenigste davon, und den nach uns Kommenden wird es sicher auch um kein Haar besser ergehen. Und doch sind jene Bücher für die Menschen und für kein anderes Geschöpf geschrieben worden. Was nützen sie aber den Menschen, wenn sie solche nie und niemals ordentlich verstehen?“

[GEJ.06_101,09] Sagte Ich: „Oh, da irrst du dich ganz gewaltig! Wären jene Bücher der inneren Geistesweisheit also geschrieben, daß sie für jeden natürlichen Weltverstand schon auf den ersten Blick durch und durch verständlich wären, so würde sie der Mensch dann bald zur Seite legen und nicht einmal mehr ansehen. Welchen Nutzen hätte er dann davon?!

[GEJ.06_101,10] So aber enthalten sie durchgreifend Geistiges von der einfachsten Kreatur bis in das tiefst Himmlisch-Göttliche und können daher von keinem natürlichen Weltverstande je völlig begriffen werden, sondern allein von dem reinen, vollkommen jenseitigen Geiste des Menschen.

[GEJ.06_101,11] Eben das Nichtverstehen solcher Schriften ist ein Wecker des Geistes im Menschen und zeigt ihm, was und wie vieles ihm von der eigentlichen Lebensvollendung abgeht. Er wird daher solche Schriften öfter zur Hand nehmen und darüber Betrachtungen anstellen, wobei ihm von Zeit zu Zeit doch eines und das andere etwas klarer wird. Wenn er also durch seine Mühe und durch seinen Eifer hinter ein Lichtlein des Geistes gekommen ist, so wird er dann schon emsiger und emsiger im Forschen nach den inneren, geistigen Wahrheiten und wird sogestaltig zu stets mehr und mehr Licht und auch zu einer innigeren Verbindung mit seinem inneren, jenseitigen Geiste gelangen und wird dann auch seinen Nebenmenschen ein helleres Licht zu geben imstande sein, das ihnen sehr wohltun wird.

[GEJ.06_101,12] Das aber würde nie geschehen, so diese Schriften in einer bloß rein naturmäßigen Art gegeben wären; und wären sie also gegeben, so könnte kein Geistiges und Himmlisch-Göttliches in ihren Worten zugrunde gelegt sein, wie Ich euch solches schon zu öfteren Malen ganz klar gezeigt habe.

[GEJ.06_101,13] Was würdet ihr nun dazu sagen, so Ich euch kundgäbe, daß nach nahe 2000 Jahren, von jetzt an gerechnet, erstens diese Meine Lehre im allgemeinen noch ein viel schlechteres Gesicht haben wird denn jetzt das ärgste Heidentum und noch ärger sein wird als das nun blindeste Pharisäertum zu Jerusalem, das von nun an keine fünfzig Jahre mehr bestehen wird?! Was werdet ihr sagen, so Ich es euch eröffne, daß die Menschen in jener Zeit große künstliche Augen erfinden und machen werden, mit denen sie in große Tiefen des gestirnten Himmels hineinblicken und eine ganz andere Rechnung aufstellen werden, als sie die Ägypter aufgestellt haben?! Ja, die Menschen werden eiserne Wege machen und werden mit Feuer und Dampf in eisernen Wagen dahinfahren, so schnell, als wie da schnell fährt ein abgeschossener Pfeil durch die Luft! Sie werden mit ehernen Feuerwaffen einander bekämpfen und werden ihre Briefe durch den Blitz in alle Welt hinaustragen lassen, und ihre Schiffe werden sich ohne Segel und Ruder durch des Feuers Macht bewegen auf dem großen Weltmeere, so schnell und leicht, als wie schnell und leicht da fährt ein Aar durch die Luft; – und noch tausend und abermals tausend Dinge, von denen ihr euch keinen Begriff machen könnet.

[GEJ.06_101,14] Und sehet, das alles fasset das vierte Tier in sich und kann von euch nun nicht verstanden werden, weil ihr auch das, was Ich euch jetzt gesagt habe, nicht verstehen könnet! Aber im Geiste werdet ihr in kurzer Zeit das alles wohl verstehen und werdet aber auch niemandem eine andere Erklärung zu geben imstande sein, als wie Ich sie euch nun bei dieser Gelegenheit gegeben habe. Aber Ich werde euch später bei einer schicklichen Gelegenheit doch noch auch darüber etwas Näheres sagen. Für heute aber haben wir des Rechten und Guten zur Genüge getan, und so wollen wir uns denn nun wieder zur Leibesruhe begeben!“

---

[GEJ.06_217,05] Nach einer kurzen Pause fragte der Schriftgelehrte den Römer, sagend: „Da du also gar so bewandert bist in unserer Schrift, so frage ich dich, ob dir das Hohelied Salomos bekannt ist, und was es besagt.“

[GEJ.06_217,06] Sagte der Römer: „O ja! Es ist dieses Lied wegen seiner hohen Poesie und Mystik schon lange mein Liebling gewesen. Ich verstand bis jetzt den tiefen Sinn wahrlich nicht völlig; aber da ich nun eben Den gefunden habe, auf den allein es sich ausschließlich bezieht, so versichere ich euch, daß darin auch nicht ein Vers vorkommt, der mir nicht so klar wie die Sonne am hellsten Mittage wäre. So es euch beliebt, so will ich euch vor allem Volke hier sogleich eine Probe abgeben, daß ich das Lied nun wohl verstehe.“

[GEJ.06_217,07] Hier besann sich der Schriftgelehrte, den Römer weiter zu fragen; denn er merkte es wohl, daß der Römer alles sehr geistreich auf Mich und Meine Lehre beziehen werde,
das eben die neue Kirche ist, die an Mir ihren gesuchten Freund gefunden und Mich zu Gaste der Liebe und des Lebens geladen hat.

---

[GEJ.10_126,05] Ich aber sagte ganz freundlichen Angesichtes:
„Lasset das Mir gar nicht angenehme Danken mit dem Munde;
denn euer Herzensdank ist Mir lieber als das Hohelied Salomonis, gesungen von ganz Israel mit stummem Herzen!

---

Liebe Grüße,

positiv



zurück   Beitrag ist archiviert


Diskussionsverlauf: