Re: ein Vorschlag: Körpertherapie
myrrhe schrieb am 18. Januar 2004 um 8:30 Uhr (495x gelesen):
Hallo,
aufgrund der Umstände, die Du erzählst, sehe ich weiterhin keine andere 
Möglichkeit einer Therapie. Gut aber ist, daß auch Deine Mutter sich in 
therapeutische Behandlung begibt!
Nur würde ich euch beiden nicht zu einer der üblichen 
Gesprächstherapien raten, denn diese gehen nie wirklich bis "an die 
Substanz", weil durch das Reden der Verstand beteiligt ist und 
manipulieren kann.
Die aus meiner Sicht einzige wirklich hilfreiche Therapie ist die 
Körpertherapie. Dabei "redet" der Körper, er drückt alle Gefühle aus, und 
anhand dessen, was er "sagt", kann man die Probleme dann bearbeiten 
und klären.
Bei einer Körpertherapie wird erst (natürlich) ein Gespräch geführt, der 
Therapeut erklärt, wobei es bei der Therapieform geht und was 
wahrscheinlich geschehen wird. Dann begibt sich der Klient mit Führung 
des Therapeuten in einen erweiterten Bewußtseinszustand – keine 
Trance, keine Hypnose, man ist immer selbst-bewußt! - , und dann 
beginnt entweder der Körper schon meist ganz von allein, sich 
auszudrücken (Schreien, Weinen, Zucken, Schlagen, Aggression ...I - 
oder man geht zunächst an einem Ereignis, einem Gefühl dazu 
rückwärts: so lange, bis der Körper zu sprechen beginnt. Diese Therapie 
ist anstrengend - viel mehr als etwa Joggen – , aber dafür äußerst 
befreiend und reinigend.
Da bei Dir und Deiner Mutter einmal ein Ereignis vorgefallen ist - und 
meines Erachtens ist Dein Entschluß als Kind, die Mutter nie zu 
verlassen, nicht der eigentliche Knackpunkt, sondern dem ist etwas von 
Deiner Mutter vorangegangen - , müßt ihr beide (getrennt natürlich) zu 
diesem Ereignis zurückgehen und es regelrecht durchleben. Wenn es voll 
durchlebt ist, kann es angenommen werden; es erfolgt Verzeihen und 
Loslassen. Dort liegt der "Schlüssel"; ist das Tor aufgeschlossen, können 
auch andere gemeinsame Ereignisse auf diese Art aufgelöst werden.
Dies ist eine Methode, die ich selbst (als Klientin) eineinhalb Jahre 
praktiziert habe - eigentlich ursprünglich nicht aus dem Bedürfnis 
heraus, mir selbst zu helfen, sondern um mit meinem Mann mitzugehen, 
der diese Therapie durchführte - um sozusagen den gleichen "Level" wie 
er zu haben. Und, umso erstaunlicher, viele Probleme traten ans 
Tageslicht und konnten gelöst werden. In der Begleitung meines Mannes 
bis zu seinem Tod und in der anschließenden Trauerarbeit war die 
Körpertherapie mir eine unschätzbare Hilfe, und sie ist wirklich jeder 
Gesprächstherapie weit überlegen.
Liebe Grüße,
myrrhe
 

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