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Re: Weihnachten
Edgar schrieb am 13. Dezember 2003 um 14:02 Uhr (476x gelesen):

Woher kommt der Weihnachtsmann?


Im Grunde ist der römische Kaiser Aurelian an allem schuld. Im Jahr 274 n. Chr. erhob er den Kult des persischen Lichtgottes Mithras zur Staatsreligion und erklärte den 25. Dezember als ungefähren Tag der Wintersonnenwende zum "Geburtstag der unbesiegten Sonne". Doch die eignete sich diesen Termin als "Geburtstag Gottes" an - in Polen heißt Weihnachten tatsächlich so. Im 4. Jahrhundert, als das Christentum zur neuen Staatsreligion aufstieg, siegte diese Deutung und im 5. Jahrhundert triumphierte Papst Leo 1.: "Wir feiern am 25. Dezember nicht die Geburt der Sonne, sondern die Geburt dessen, der die Sonne geschaffen hat."

Ähnlich verfuhr die Kirche, als sie um 1000 n. Chr. die nordischen Völker christianisierte: Statt die alte Julfeier abzuschaffen, die bei den einen Stämmen die Schlachtfeste zu Winteranfang meinte und bei den anderen den Mittwintertag im Januar, vereinte sie beide mit dem Weihnachtsfest, das in Skandinavien deshalb "jul" heißt.

Dass Jesu Geburtstag kaum im Winter lag, spielte bei all dem keine Rolle. Die Kirche ignorierte sogar die Bibel. "Es waren Hirten auf dem Felde bei den Herden, die hüteten des Nachts ihre Herde", heißt es in Lukas 2,8. Das taten die Hirten allerdings nur im Frühling zur Zeit des Lammens, sonst blieben die Schafe in den Herden unbewacht.

Den Anbruch einer neuen, besseren Zeit aber symbolisiert die Wintersonnenwende ebenso gut. Ihren genauen Zeitpunkt, den 21. Dezember, vermochte man früher nicht präzise zu berechnen, doch am 25. Dezember konnte man sich der länger werdenden Tage sicher sein. Dass die Weihnachtszeremonien nun schon einen Tag vorher, am Heiligabend, einsetzen, liegt freilich nicht daran, dass man irgendwann die Wintersonnenwende ein wenig genauer bestimmt hätte, sondern rührt von der jüdischen ebenso wie germanischen Anschauung her, wonach ein Tag immer schon mit der vorangehenden Nacht beginnt.

Das Wichtigste an der Weihnachtsfeier ist die Bescherung für die Kinder. Die aber gab es ursprünglich auch nicht, denn sie fand schon viel früher statt: am 6. Dezember, dem Nikolaustag. Der heilige Nikolaus hat wirklich gelebt: Er war im 4.christlichen Jahrhundert Bischof im klein-asiatischen Myra ( Griechenland ), .

Vor allem zwei Mythen machten ihn populär: Nach dem einen schenkte er drei mittellosen Jungfrauen, die sich im Bordell verdingen wollten, drei goldene Apfel, sodass sie eine Aussteuer kaufen und heiraten konnten. Der anderen, wirklich grausigen Geschichte zufolge hatte ein Metzger drei fahrende Schüler getötet und eingepökelt. Von diesem Salzfleisch tischte er dem heiligen Nikolaus auf. Der entdeckte die Schandtat und erweckte die Schüler wieder zum Leben. Die erste Sage machte Nikolaus zum Gabenbringer, die andere zum Schutzheiligen der Kinder; im Brauchtum floss beides zusammen.


Ein drittes, unchristliches Element kam hinzu: in Gestalt des Nikolausbegleiters Knecht Ruprecht. Dieser Schreckensmann geht anscheinend auf die Perchta zurück, eine Gestalt aus dem germanischen Totenkult, die zum Jahresende spukte. Sein Name könnte "rauer Percht" bedeuten, wobei "Percht" mit "verbergen" zu tun hat, während "rau" auf Rauchwerk verweist und den links getragenen, rauen Pelz meint. Ursprünglich personifizierte er die bösen Wintermächte, sollte sie aber ebenso durch Übertrumpfung in die Schranken weisen und wurde dann pädagogisch umfunktioniert.

Da in der Reformation die Protestanten die katholischen Heiligen nicht anerkannten, geriet der Nikolaus bei ihnen ins Hintertreffen. Das "Kindleinbescheren" wie es Luther nannte, wurde auf die Weihnacht verlegt; die Kinder sollten statt den Nikolaus den "heiligen Christ" erwarten. Das "Christkind" der Katholiken schlägt sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe, es bringt auch die Geschenke.

Bescherung

Doch auch bei den Protestanten blieb der Nikolaus in abgewandelter Form erhalten - er wurde zum Weihnachtsmann.

Das Durcheinander mit Nikolaus, Weihnachtsmann und Christkind herrscht nicht nur in Deutschland, sondern auch international. Da gibt es den holländischen Sinterklaas (d.h. Nikolaus), den spanischen El Niño (alias Christkind) und in Dänemark außer dem Julemand (Weihnachtsmann) noch die Nissen, kleine Kobolde wie die Heinzelmännchen. Solchen Wichten, die von alters her als Hüter der Schätze gelten, verdankt der Weihnachtsmann seine Zipfelmütze - den roten Mantel aber maß ihm erst 1931 ein Grafiker in den USA an, der für Coca-Cola Reklame zeichnete. Der deutsche Nikolaus hatte bischöfliches Ornat oder einen weißen Mantel getragen.

Der inzwischen konfessionsübergreifende "Glaube an den Weihnachtsmann" indessen hat sich in Deutschland erst vor rund hundert Jahren durchgesetzt. Als einzige Mission ist dem vor allem von Kindern sehnsüchtig erwarteten Greis, der doch eigentlich das Jesuskind mit seiner Erlösungsbotschaft sein müsste, das rein weltliche Bescheren verblieben. Dabei hat dieses rein diesseitige Beschenken - insbesondere unter Erwachsenen - mit Weihnachten nur indirekt zu tun: Es war eigentlich ein alter Neujahrsbrauch.

Seit der Karolingerzeit und noch im 17. Jahrhundert galt vielerorts der 25. Dezember als Jahresanfang. Zu Neujahr war es üblich - als Treueprämie wie als gutes Omen für die Zukunft‚ dass die Herren ihre Leute beschenkten: Unser Weihnachtsgeld rührt ebenso von dieser Sitte her wie das Trinkgeld für Postboten oder Müllfahrer zu Silvester. Die ersten Weihnachtsmärkte - ganz gewöhnliche Wochenmärkte vor Sonn- und Feiertagen -‚ wurden veranstaltet, weil zu dieser Zeit auch die armen Leute Geld in der Tasche hatten.

Ein typischer Brauch zum Jahresende war zudem das Festmahl, bei dem die Herrschaften ihr Personal bewirteten und das im Weihnachtsschmaus, zu dem einst das Familienoberhaupt lud, weiterlebt. Sogar der Weihnachtsbaum verdankt seine Existenz dem Jahresende. Die Sitte, geschmückte Tannen ins Wohnzimmer zu stellen, entstand im 16. Jahrhundert im Elsass, verbreitete sich über Deutschland und eroberte seit dem 19. Jahrhundert die halbe Welt. Hervorgegangen ist der Christbaum aus den "Wintermaien", grünen Reisern, die als Schmuck am Haus und in der Stube den Jahressegen garantieren sollten. Sie sind verwandt mit den Fruchtbarkeit beschwörenden und Wintergeister bannenden Maizweigen. Gegenstück des Christbaums ist der geschmückte Maibaum.

Selbst die Lichter des Weihnachtsbaums sind keine christliche Erfindung: Sie wurzeln in dem alten Totenglauben, wonach das brennende Licht den Verstorbenen, die am Jahresende zu Besuch kommen, den Weg weisen sollte. Die Kirche deutete das um, und nun stehen die Kerzen für das Kommen Christi. Oder leider auch in unserer materiellen Zeit - für das Kommen des Weihnachtsmanns.

Übernommen von Dr. Peter Köhler

Herzliche Grüße,
Edgar


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