Re: was ich mir vorstellen könnte
myrrhe schrieb am 10. Dezember 2003 um 13:56 Uhr (484x gelesen):
Hallo MrK,
was Du über Deinen Vater schreibst, klingt logisch – es könnte 
durchaus sein, daß er nun bei Dir ist, vielleicht, weil er glaubt, daß 
Du ihn als einziger aus der Familie irgendwie verstehst. Innere 
Einsamkeit ist etwas ganz Schlimmes. So glaube ich gerne, daß er 
weiterhin darin gefangen ist und sich einen kleinen bekannten 
Anhaltspunkt gesucht hat.
Karma von Deinen Eltern kannst Du nicht übernehmen. Es gibt 
keine "Kollektivschuld" (wobei "Schuld" nicht das Thema von 
Karma ist). Es gibt nur das eigene Karma, also den eigenen 
geistigen Ausgleich – meine Taten haben eine Folge, ohne 
Wertung, ohne "gut" oder "böse", die ausgeglichen werden und 
durch den Ausgleich in die Waage gebracht werden muß. Es gibt 
aber natürlich Muster, die Du von Deinen Eltern übernommen 
hast, so wie wir alle. Erziehungsmuster, zum Teil auch solche, die 
auch die Eltern wieder weitergegeben haben. Ich glaube, daß es 
schwer ist, diese Muster nicht an die Kinder weiterzugeben – denn 
die meisten sind uns unbewußt. Und krampfhaftes Vermeiden führt 
wohl doch meist dazu, daß dann das Gegenteil betont wird, also 
sozusagen das "Negativ-Muster".
Wenn Dein Vater in einer niederen Sphäre festsitzt, dann wäre es 
umso besser, wenn Du immer wieder mit ihm redest, ihn 
versuchst, emotional anzusprechen – alles mit viel Liebe –, ihm 
bewußt machst, wo er ist, und daß es keine Schuld und keine 
Sühne gibt (usw., was immer Du da für richtig erachtest), und ihm 
dann einen anderen Fokus seiner Sicht, nämlich die der 
jenseitigen Welt, zu zeigen. Wenn Du es nicht allein schaffst, dann  
mit Hilfe eines Mediums. Denn ich halte es für sehr wichtig, daß 
Dein Vater aus dem Kreislauf herauskommt. Wenn er noch etwas 
mitteilen möchte, kann er das wohl am ehesten über ein Medium. 
Aber er muß frei werden, damit er ins Licht gehen kann: das ist 
seine Bestimmung.
Hm, wir alle stecken in Illusionen .... schließlich wissen wir nicht, 
ob unsere ganze physische Welt nicht "Illusion" ist .... und ich 
finde, solange man bewußt in einer Illusion lebt, ist es nicht so 
schlimm – Hauptsache ist, man lebt sich selbst. Das Problem bei 
freier Erziehung, so sehr sie eigentlich zu schätzen wäre, ist, daß 
die Kinder keine Grenzen kennenlernen. Gebote sind Grenzen. 
Und wir müssen mit Grenzen leben, anders geht es nicht. So 
müssen Kinder/Jugendliche mühsam lernen, Grenzen zu erfassen 
und sie auszuloten und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, um 
sie akzeptieren zu können. Vielleicht verzögert das bei einigen 
den Erwachsenwerdungs-Prozeß, ich weiß es nicht.
Ohne Religion aufzuwachsen, finde ich nicht gut. Ohne "Religion" 
nein, ohne Kirche ja ... Du weißt, was ich meine. Religion, in seiner 
wahren Bedeutung der "re-ligio", des Rückbezuges oder der 
Rückbesinnung, ist Kern unseres Menschseins: wo komme ich 
her, wo gehe ich hin? und umfaßt das Spirituelle im weitesten 
Sinn. Wachsen junge Menschen aspirituell auf, haben sie es umso 
schwerer, einen Bezug zur Spiritualität zu erlangen.
Für Deinen Vater ist halt schade, daß niemand in sein Inneres 
dringen konnte, niemand den Grund seiner Veränderung und 
seine zunehmende Vereinsamung wahrgenommen hat 
(zumindest verstand ich das so). So ist er daran zerbrochen ... 
umso schöner, wenn Du ihm nun ein wenig von Deinem Licht und 
Deiner Liebe für ihn geben und ihm so vielleicht aus seiner 
Einsamkeit befreien kannst.
Liebe Grüße,
myrrhe
 

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