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Zu vereinfachend gesehen!
Füchsin schrieb am 5. November 2003 um 9:44 Uhr (347x gelesen):

> Das im frühen Christentum die Reinkarnationslehre noch ihren Platz hatte, wird zB in Texten von Origenes von Alexandria (185-254) deutlich.
Natürlich; Ägypten (Alexandrien) war gerade DAS Zentrum der damaligen Welt für okkulte Mysterien. Und was genau die Christen glauben sollten, war damals in keiner Weise fixiert. Die Schriften des NT u.a. damals auch noch gerade im Werden. All die Kirchendogmen kamen erst später auf.
Der Bibel nach war die Familie Jesu selbst nach Alexandrien geflüchtet und lebte da jahrelang (in Alexandrien gab es eine große jüdische Gemeinde). - Dass Jesus den Jüngern und Jüngerinnen noch mancherlei lehrte, was nicht im NT niedergelegt wurde, steht selbst im NT. Wenn man als Jude ein Okkultist war, tat man gut daran, in Palästina darüber öffentlich den Mund zu halten. Für "Sakrilege" gab es die Todesstrafe.
Reinkarnation:
> Natürlich konnte das die frühe Kirche nicht billigen. Also tat sie zwei Dinge: Erst erklärte sie die Reinkarnationslehre zur Ketzerei und führte dann das Sakrament der Beichte ein. Die Beichte konnte dem Kirchgänger geben, was die Reinkarnationslehre versprach, nämlich eine weitere Chance.
Zur Ketzerei wurden andere Anschauungen erst dann, als die Christenanführer und Herrscher statt Herzensgüte zu entwickeln ihre privaten Vorstellungen als Dogmen niederlegten und die von ihnen abgelehnte Ideen zu Häresien erklärten. Ab ca. 4. Jhd.n. Chr. beginnend.
Und was heißt "die Christen" bitte? 1000 Menschen - 1000 verschiedene Meinungen und vor allem Moralvorstellungen. Die Spätantike war insgesamt ziemlich verkommen, rauh und primitiv.
> Der Mensch wurde also von Gott für seine Sünden bestraft, es sei denn er beichtete sie. Nach der Beichte konnte er sicher sein, daß Gott ihm vergeben hatte.
Jetzt wird es zu Quatsch mit Soße. Ursprung: Wer gegenüber der Gemeinde oder Gott gefehlt hatte, sollte seine Schuld der Gemeinde öffentlich bekennen, bereuen und wiedergutmachen und der Älteste der Gemeinde (der Presbyter) erklärte dann, ob Bekenntnis und Buße ausreichten oder nicht. Daraus wurde in den Jahrhunderten die stille Beichte beim Priester (Presbyter). Ohne echte Reue und Wiedergutmachung (Buße) ist jede Beichte nichtig, egal ob ein Priester sie losspricht oder nicht. Das ist AUSDRÜCKLICH Lehre der Katholischen Kirche.
> Diese Absolution konnte nicht direkt von Gott kommen.
Nur Gott gibt die Absolution; der Priester ist nur der Vermittler bzw. Fürbitter. Manche christliche Traditionen (Evangelische) sagen, der Mensch brauche keinen Fürbitter. Er macht das direkt mit Gott aus. Die ganze Angelegenheit wurde je nach Richtung dogmatisiert und dadurch verhunzt. Die Richtungen legten auch fest, WAS Schuld und Sünde war und was nicht, je nach privater Ansicht des jeweiligen Anführers. Z.B. wurde die Sexualität verteufelt (weil die Anführer alles verklemmte Komplexler waren).
Buße: damit ist direkte Wiedergutmachung gemeint; wo es nicht geht, ein Ausgleich, ein entsprechendes gutes Werk (Wohltätigkeit, Kirchenbau, Pilgerfahrt etc.) Für kleinere Dinge einfach Gebete.
> Doch nun gab es ein weiteres Problem. Die Leute kamen zum Schluß, daß sie nun alles tun konnten, solange sie es nur beichteten. (....) Und so erfand man das Fegefeuer.
Das ist wie gesagt ein kompletter Trugschluss.
Feuer reinigt. Man vergleicht die Reue und die Sehnsucht nach der Liebe Gottes wie ein brennendes Feuer. (Schuld verdüstert den Kontakt der Seele mit Gott.) Das "Fegfeuer" ist somit ein Zustand der Reue und unerfüllter Sehnsucht. Um eine "brennende", das Gewissen belastende Schuld zu begleichen bedurfte es wie schon gesagt der echten Reue und der Wiedergutmachung bzw. gute Werke. Es bürgerte sich jedoch im Volk die Unsitte ein, automatisch Spenden (Ablassgelder) zu zahlen statt eine echte Wiedergutmachung zu leisten. Oder gar im Namen der verstorbenen Verwandten zu spenden.
PS: Wie das Jenseits zur persönlichen Hölle werden kann, lies im Jenseitsforum nach.
> Sie führten die Novenenkerzen ein. (...) Für sich selbst konnten sie zwar nichts tun, aber doch wenigstens um Gnade für die Verstorbenen beten.
Hast du noch nie einmal an liebe Verstorbene gedacht oder zu Gott darum gebetet, dass es ihnen im Jenseits gut geht???
Heilige Feuer für Verstorbene anzuzünden, als Zeichen des liebevollen Gedenkens, ihnen sogar 1x/Jahr symbolisch Milch und Brot zu kredenzen, ist alter indogermanischer (d.h. auch römischer, keltischer...) Brauch. Das wurde hier nur christianisiert.
Meine Empfehlung: bevor man als Protestant einfach über andere Glaubensvorstellungen herzieht, voll tradiertem Vertrauen in Luther und Calvin, gebietet eigentlich die Vernunft, die kritisierten Glaubensvorstellungen anderer Menschen wenigstens zu kennen. Sogar vor Gericht wird die andere Seite angehört.


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