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@ anath, MV, alle eigentlich gegen Krieg....für den Frieden.
Kastopia schrieb am 19. Januar 2003 um 18:23 Uhr (427x gelesen):
Hallo ihr lieben,
Hier nun nur ein kleiner Teil "Krieg"....damit ihr wißt worüber ihr hier diskutiert.
Ist es nicht egal, ob man für den Frieden oder gegen den Krieg schreibt? Ist es nicht das Gleiche? Wenn ihr eine abneigung gegen das "Wort "gegen" habt und lieber "Für" schreibt...ja dann schreibt für den Frieden, das sagt ja auch aus, warum ihr "gegen Krieg" seid.
Lest euch diesen Teil einmal durch und überlegt, ob ihr den Narren nicht doch unterstützen wollt, denn wenn ihr schreibt, dann habt ihr wenigstens etwas versucht.
Menschen die im Krieg involviert sind, haben keine Zeit sich "für" oder "gegen" etwas zu entscheiden, sie haben keine Zeit zum diskutieren.
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Aus dem Flugzeug ausgestiegen, küsste ich erst mal den Boden:) Denn ich war überwältigt von dem Duft dort, welcher in der Luft lag. Schon am Flughafen dachte ich mir, dass ich sofort wieder retour möchte, denn überall standen bewaffnete Soldaten. Allein die Präsenz machte mich nervös. Ich würde nun gerne die schönen Erlebnisse und Eindrücke dieses Landes erzählen, aber ich möchte hier ja etwas über Krieg schreiben.
Schon auf der Fahrt zur Gastfamilie, sah ich mengenweise zerbombte Häuser, Häuser die teilweise nur noch aus einer Wand und den Zwischendecken bestanden. Und dort lebten menschen! Sie wohnten in diesen Ruinen! Ich besuchte dort auch ein Krankenhaus, in dem „alte“ und neue Bombenopfer lagen....vor allem Kinder. Diese kleinen Lebewesen, mit ihren großen traurigen Augen, ohne Beine, mit fürchterlichen Verbrennungen am Körper. Sie vegetierten dort vor sich hin. Es brach mir das herz und ich musste meinen Besuch dort unterbrechen, weil ich mich übergeben musste. Der Schmerz, welchen ich dort aufnahm war zu groß für mich verwöhnte Deutsche. Ich weinte mir die Augen aus, ich konnte das nicht mehr verstehen, warum das alles nicht im Fernsehen ausgestrahlt wird. Ich ging aber wieder zurück und nahm manch ein Kind in den Arm, und diese Kinder lachten mich an, trotz ihrer Situation.
Völlig fertig, von diesen Eindrücken, ging es dann weiter in den Süd Libanon. Dort erlebte ich zum Ersten mal in meinem Leben, was es heißt einen Bombenhagel über sich ergehen zu lassen. Ich gebe zu ich habe mir fast in die Hose gemacht, obwohl ich wusste, dass mir nichts passieren wird, hatte ich doch eine scheiß Angst in mir. Ich erlebte also für Kurze Zeit, was die Menschen in diesem Land schon sehr lange erleben. Für die Menschen dort gehört das zum Alltag, so wie bei uns das Einkaufen gehen. Wenn es los geht, versteckt sich jeder, ist es vorbei, geht man weiter, als wäre nichts gewesen. Für mich war das absolut pervers.
Zurück zum Bombenhagel. Zuerst hörte man nur Schüsse, dann knallte es richtig. Die Gastgeberin kam in mein Zimmer gerannt und gab mir zu verstehen, ich solle ihr folgen. Ich rannte mit allen mit zum Bunker, hörte nicht weit von mir die Einschläge, Menschengeschrei, Weinen wimmern. Ich betete, für die Menschen in diesem Dorf. Im Bunker standen nun einige, es herrschte Unruhe, Aufregung. Es war stickig und eng. Irgendwann machte einer die Tür auf und wir konnten alle den Bunker verlassen. Sofort liefen einige los, ich lief einfach hinterher. Und dann sah ich, wo sie hinliefen, zu der Stelle der Einschläge. Ich dacht gar nicht nach, sondern ich half die Verwundeten zu verpflegen, und nun sah ich das erste mal in meinem Leben menschliche Körperteile herumliegen. In diesen Momenten hatte ich wirklich keine Zeit es wirklich wahr zu nehmen, Ich stand da, rannte hin und her wie einige andere auch, nur um zu helfen. Und als wir dort am helfen waren, wurde auf uns geschossen. Ich betete wieder, half aber weiter die Verletzten und Toten dort wegzuholen. Und dann hatte ich eine Frau in den Armen, sie verlor sehr viel Blut, und dann dieser Schuß. Ich verstand nicht, was da passiert ist und hielt die Frau weiter fest, ich glaube ich stand schon unter Schock. Ein Mann rannte zu mir und schrie...ich verstand ihn nicht, er riss mir die Frau aus meinen Armen, nahm mich und zog mich dort weg. Da erst dämmerte mir, dass der Schuß diese Frau getroffen hat. Ich bekam eine unbändige Wut in mir, warum in Herrgotts Namen schossen die auf uns, ist es nicht schon genug Leid?? Ich fasste einen Stein, rannte los in die Richtung der Schüsse und warf meinen Stein und schrie sie an in gebrochenem Englisch, arabisch. Dann rannte ich wieder schnell zu den anderen, denn dann wurde noch mehr geschossen.
Wieder bei der Gastfamilie angekommen, war ich erschöpft und traurig und wütend und erschüttert. Ich hatte es nur knapp drei Stunden erlebt. Mir wurde bewusst, warum Menschen so voller Hass sind. Es ist ein Kreislauf. Selbst ich, wo ich keine Verwandschaft dort habe, eigentlich keinen Menschen dort kenne, bin für Sekunden so voller Hass gewesen. Hass gegen Menschen, die einfach funktionieren und andere abschlachten. Hass weil andere anderen soviel Leid zufügen, psychisch und physisch. Und Warum???
Wie soll man da sagen können:“ Ja lieber Feind, erschieße sie alle und knüppel noch ordentlich drauf, macht mir nix, denn ich liebe dich.“ Das ist fast unmöglich, wenn man mitten drin steht. Hinterher, wenn man wieder klarer wird, die Emotionen verfliegen, kann man wieder ruhig sagen: Denn sie wissen nicht, was sie tun. Aber wie gesagt, wenn man involviert ist, ist kein Platz für gegnerische Liebe........
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Fasst euch ein Herz und handelt, bitte.
Alles Liebe
Kastopia
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Diskussionsverlauf:
- @ anath, MV, alle eigentlich gegen Krieg....für den Frieden. ~ Kastopia - 19.01.2003 18:23 (34)