Re: (Selbst)erkenntnis
Kastopia schrieb am 11. November 2002 um 10:22 Uhr (441x gelesen):
Lieber Erwinio,
> Oft frage ich mich, inwiefern die religiöse Erziehung, verbreitete Lehren und der damit verbundene Glaube uns von wirklicher Erkenntnis fernhalten.
** Naja ich sage da mal: Sie halten uns sehr fern von der eigenen Erkenntnis!
> Unsere Vorurteile - unsere Art, uns die Welt zurecht zu legen - muss uns doch zwangläufig daran hindern, einer Wirklichkeit auf die Spur zu kommen. Wir sehen nicht, was ist, sondern was wir sehen wollen. Wir suchen nicht eine Lehre, die uns die Wirklichkeit aufzeigt, sondern eine Lehre, welche uns sinnvoll und akzeptabel erscheint. Wir sehnen uns nach Harmonie und legen uns ein Konstrukt zurecht, welches uns diesen Wunsch erfüllt, unsere Sehnsucht befriedigt.
** Ja da hast du Recht, viele sind auf der Suche und meinen, wenn sie eine z.B Religion finden, dann ist es genau das was sie suchen. Dann bleiben sie stehen und verweilen bis zu ihrem Tod. Es gelten keine anderen Sachen, denn es ist angenehmer sich einzubilden, man hat gefunden wonach man sucht.
> Wenn wir nun aber versuchen, religiöse Muster abzustreifen, eine göttliche Existenz zu verneinen, um von Grund auf selbständig zu erkennen, laufen wir Gefahr, einen schmerzlichen Prozess zu starten. Ist das der Preis, den wir zahlen müssen?
** Ja, da muß man dann durch! Aber dann findet man sich auch selbst! Nur wenn man seinen eigenen Weg verfolgt, hier und dort etwas aufnimmt, sich aber nirgends festsetzt kommt man meiner Meinung nach weiter, als wenn man sich an irgendetwas krampfhaft festhält und in gewisser Hinsicht stehen bleibt.
> Ist die heutige Esoterik-Welle insgesamt nicht eher schädlich für unsere individuelle Selbsterkenntnis? Ist es nicht eine Art Droge, derer wir uns bedienen, um unsere Existenz ertragbar zu machen?
** Darüber habe ich demletzt erst diskutiert. Nun gut, die Esoterikwelle, wie du es nennst, gibt ja eine vielzahl an Möglichkeiten, in die man sich vertiefen kann und wo man lernen kann. Aber das alles, auch der Glaube ist meiner Meinung nach wie ein System aufgebaut. Viele glauben, aus dem Gesellschaftssystem zu entfliehen und finden ihre Harmonie in der Esoterik oder im Glauben. Sie merken jedoch nicht, dass sie sich in ein neues System einbinden.
Aber ich finde das in Ordnung, wenn es den Menschen dann besser geht und sie eine Möglichkeit finden Ihr Leben zu meistern. Und scheinbar brauchen die irdischen Wesen systeme um zu überleben...
Mir persönlich geht es eher so, ich nannte es schon mal, wie auf einer Wanderschaft zu mir selbst. Ich schnuppere viel hinein und nehme mit, was ich gebrauchen kann. Kette also einen Teil eines bestimmten Systems an mein eigenes. Das mache ich in vielen Bereichen so. Oft merke ich aber, das dieses nicht gern gesehen ist :-) Denn leider gilt oft der Grundsatz in den verschiedenen Systemen: Entweder so wie wir, oder gar nicht. Es gibt nur schwarz oder weiß.
Also nehme ich mir einfach die Teile die ich gebrauchen kann und ziehe weiter. So stricke auch ich mir im Grunde mein eigenes System aus ganz vielen anderen kleinen Systemteilchen die ich mit meinem Grundsystem verbinde :-))
*puh* was hab ich da nur wieder geschrieben....
Lieben Gruß
Kastopia
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