Hallo, die Textstellen sind leider ziemlich kurz und aus dem Zusammenhang gerissen bzw. teilweise stimmt es einfach nicht, was behauptet wird. Ich hab mich sehr lang und intensiv (tue das immer noch) mit ADS/ADHS befasst. Zuerst einmal muss man hierzu sagen, dass es ADS/ADHS in verschiedenen Schweregraden gibt und dass bei leichteren Schweregraden oft schon das Einhalten gewisser Verhaltensregeln bzw. etwas Entgegenkommen von der Umgebung reicht. Bei wirklich schwerem ADS/ADHS ist es aber geradezu verantwortungslos, von einer medikamentösen Behandlung abzuraten. Über die genaueren Ursachen weiß man übrigens bis heute nicht wirklich Bescheid, nur dass es irgendwie mit dem Gehirnstoffwechsel (neben Dopamin auch noch mit anderen Neurotransmittern, man spekuliert darüber welche das nun sind und auf welche Weise) zusammenhängt, dass Vererbung eine sehr große Rolle spielt, dass bei Ads-lerInnen der Gehirnstoffwechsel deutlich anders abläuft als bei Non-AdslerInnen und dass Ritalin sehr gut wirkt gegen die unerwünschten Symptome - wie diese Wirkung genau von statten geht, weiß man aber nicht. Es gibt nämlich auch Untersuchungen, die belegen, dass solche Menschen eher Gefahr laufen, später drogensüchtig zu werden (rechtzeitige medikamentöse Behandlung beugt dem vor), häufiger Unfälle, auch tödliche haben, häufiger Selbstmord begehen usw. Auch kenne ich eine ganze Reihe von Menschen mit ADS oder ADHS die im nachhinein sagen, sie haben viele Jahre ihres Lebens gelitten, weil sie es mit völlig unpassenden Therapien versucht haben. Einer hat mir mal gesagt, wenn sich herausstellen sollte, dass das Medikament seine Lebenserwartung um 5 Jahre verkürzt, er würde es trotzdem weiterhin einnehmen, weil es ihm so geholfen hat, er meinte all die Jahre davor, das war eigentlich kein Leben im Vergleich dazu. Es gibt durchaus auch Leute, die dieses Gefühl nicht haben, und wieder aufhören damit. Es gibt auch welche, die es durch die medikamentöse Therapie schaffen, eine andere Therapie anzugehen, die es ihnen dann wiederum doch ermöglicht, auf das Medikament zu verzichten. Es gibt auch viele, die es bei Bedarf einnehmen, obwohl das von den meisten Ärzten nicht für sinnvoll erachtet wird, aber sie kommen so zurecht. Es sind die Erfahrungen auch nicht bei allen die selben, aber ich habe eben von sehr vielen betroffenen Leuten Gutes darüber gehört, einige davon auch persönlich schon getroffen, und das Mittel ist z.B. in den USA schon seit 60 Jahren im Einsatz.
Im Idealfall wird die medikamentöse Behandlung mit einer Verhaltenstherapie kombiniert, allerdings ist eine solche oft nicht leicht zu bekommen, und auch das Medikament alleine, verbunden mit Einhalten bestimmter Regeln, bewirkt mitunter schon enorme Änderungen. (Es gibt hier aber, wie gesagt, unterschiedliche Erfahrungen, die einerseits mit individuellen Wahrnehmungsunterschieden bzw. einfach individuellen Unterschieden zusammenhängen, z.T. auch mit falscher Dosierung und z.T. leider auch damit, dass es manche Ärzte gibt, die vorschnell Ads/Add diagnostizieren. Allerdings sollte man dabei aber nicht die umgekehrte Seite vergessen: Weit mehr Ärzte erkennen Ads/Add gar nicht - vor allem bei Mädchen, vor allem bei Erwachsenen, und ganz besonders bei erwachsenen Frauen, und Betroffene haben oft jahrelange Odysseen durch verschiedenste für sie wenig nutzbringende bis sogar schädliche Therapien hinter sich, laufen jahrelang im Kreis und werden dadurch nicht selten depressiv und verzweifelt, ich kenne auch etliche Fälle, denen es in Kindheit/Jugend gut ging, und deren Leben ab dem Zeitpunkt, wo sie das Medikament absetzen mussten - denn das Ads sich mit der Pubertät rauswächst, war damals gängige Lehrmeinung, total den Bach runterging. Viele haben sich dann erst im späteren Erwachsenenalter als man ihnen das Ritalin wieder "erlaubte" wieder "erfangen".) Allein von daher scheint mir das Medikament (dzt. vor allem Ritalin, Ritalin SR, Concerta, Medikinet) weit weniger gefährlich als die zahlreichen ständig wechselnden Antidepressiva, von denen es noch weit ungewisser ist, was die in ferner Zukunft einmal für Folgen haben werden. In Fachkreisen ist die sog. "Hüther-Studie"(das ist die mit dem Parkinson-Vorwurf) übrigens auch sehr umstritten. Wenn die Diagnose ADS bzw. ADHS stimmt (und das festzustellen, ist nicht leicht, ebenso wie es auch nicht leicht ist die richtige Behandlung und, wenn es eine medikamentöse Behandlung ist, die richtige Dosis zu finden), kann - und ich kenne viele Fälle - durch die Behandlung ein Kind nicht selten vor dem Schicksal "Sonderschule" bewahrt werden, denn im drohte aufgrund seines Verhaltens und mangelnder Leistungen oft eben diese, obwohl die Kinder nicht selten hochintelligent und sogar besonders leistungsfähig sind. (Viele, denen Sonderschule angedroht wurde, landen in Realschule oder gar Gymnasium. Was den Einfluss der Ernährung anbelangt, ist der im Fall von Ads wirklich untergeordnet - Fehlernährung führt zwar mitunter zu ähnlichen Symptomen, das ist aber kein Ads, bei Studien, bei denen es um Nahrungsmittelallergien und ADHS ging (wurden in Graz an der Kinderklinik gemacht), lag der Prozentsatz der Kinder, bei denen sich eine Besserung zeigte bei 5-10%, und das ist der höchste, der mir überhaupt je untergekommen ist. Bei sonstigen Studien wegen Ernährung und Add lag der Wert oft unter 2,5%.
ADS/ADHS wächst sich nicht mit der Pubertät aus - ADS wird nicht schwächer mit der Zeit, es kann aber sein, dass man in günstigere Umstände kommt (eine Umgebung, bei der die Ads-Schwächen möglicherweise als Stärke zur Geltung kommen) oder dass man sich mit der Zeit Strategien aneignen konnte, die einem ein relativ normales Leben ermöglichen. Wenn das aber nicht der Fall ist (und als schwer betroffener Addler schafft man das meist einfach nicht), leidet man auch noch als Erwachsener ganz extrem darunter! (Ich war mehr als 2 Jahre lang in einer Mailingliste und kenne die Biographien.)
An nicht-medikamentösen Alternativen gibt es bei wirklich schweren oder mittelschweren Fällen von Add nur sehr wenig - eine Verhaltenstherapie sollte ja ohnehin immer dabei sein, reicht da aber eben nicht, am ehesten noch Biofeedback (leider teuer und umständlich), geeignet wäre vermutlich auch EMDR (bloß wird das in dem Zusammenhang kaum angeboten.)
Eine wirklich empfehlenswerte Seite mit Infos zum Thema ist
www.adhs.ch von Martin Winkler (Arzt) und Piero Rossi (Psychotherapeut). Es gibt auch sonst noch jede Menge Seiten dazu, aber es ist mitunter schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen. Bei sehr heftig vorgebrachter Kritik gegen Ritalin steckt oft Scientology dahinter (ich konnte das schon mehrmals nachweisen), insbesondere die Seite Ritalin-Kritik, die leider gern und oft zitiert wird, stammt erwiesenermaßen aus dieser Ecke. Ja, und als Frau möcht ich auch noch drauf aufmerksam machen, dass es auch ADS (also ohne H) gibt, das sind die Stillen, Verträumten, die "hypoaktiven". (Grob kann man sagen, dass Hypoaktive meist Mädchen, Hyperaktive meist Jungen sind, aber eben nur grob, es gibt genug Ausnahmen.) Das A steht übrigens für Aufmerksamkeitsinkonsistenz - das heißt, dass die Betroffenen oft nicht abschalten können, alles auf sie einströmt, Nebensächliches für gleich wichtig erachtet wird wie anderes, und sie letztendlich sich total verzetteln, aber: Bei bestimmten, interessanten Dingen/Aufgaben können die Betroffenen im Gegensatz dazu sich ganz besonders gut konzentrieren.
Warum ich das hier so lang geschrieben hab, ist, weil man eben wirklich sehr aufpassen sollte mit der Kategorie "Indigokind" - 1. der Großteil der Mütter/Väter, die das Buch dazu gelesen hat, erkennt ihre (ADS bzw. ADHS-diagnostizierten) Kinder da drin nicht wieder. 2. Wenn es sich um einen "leichten" Fall von Add handelt, ist es völlig egal, ob es ein Indigokind ist oder nicht.
Aber erfahrungsgemäß (zumindest in den Foren zu Ads ist das oft so gewesen) neigen Mütter/Väter, die von ihren "Indigo"-Kindern sprechen, dazu, jegliches Medikament von vornherein zu verteufeln. Falls es sich tatsächlich um einen schwereren Fall von Ads/Add handelt, tun sie ihrem Kind damit vermutlich nichts Gutes, auch wenn so gut wie alle Ads/AddlerInnen, die ich kenn, "ihrem" Add durchaus auch Positives abgewinnen können und es nicht als Krankheit ansehen.
Zum Schluss nochmal die meiner Meinung nach beste Quelle zu ADS/ADHS:
www.adhs.ch
> indigo-farben soll ihre aura aussehen gepaart mit einem
> oft über den durchschnitt liegenden iq.
> ist aber eigentlich eine schöne umschreibung für kinder
> mit dem syndrom ADS oder ADHS. das gipfelt dann mit
> medikation von ritalin w/ gestörtem dopaminhaushalt beim
> gehirnstoffwechsel begleitet oft mit wachstumsstörung.
> kommt bei jungen 5x sooft vor wie bei mädchen.
> sie sind überduchschnittlich sucht und/oder depressionsgefährdet.
> mit anderen worten, die kinder sind extrem nervig.
> erwachsen sind sie immer noch chaotisch
> (ich hab eine solche chefin)
> neueste studien haben ergeben, dass langzeitmedikation
> mit ritalin (muß in pubertät w/suchtgefahr abgesetzt
> werden) entspr. patienten anfälliger für parkinson sind.
> man sollte aufjedenfall vorher eine ernährungsumstellung
> in betracht ziehen. den rest erfährt man über bücher.
>
> der inquisitor