Die spinnen die Amis ;-), oder .....
Nobby * schrieb am
30. April 2006 um 14:10 Uhr (545x gelesen):
... Hat die Bibel doch Recht?
von Kristian Büsch
"Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht." (1. Buch Mose / 1,26). So steht es geschrieben und so war es auch, jedenfalls nach Ansicht der so genannten Kreationisten, jenen Menschen also, die glauben, dass Gott die Erde erschaffen hat.
Ziel der Kreationisten, die ein Museum in Waco, Texas unterhalten, ist es, die Evolutionstheorie aus dem Biologieunterricht zu verbannen. Und wer denkt, dass es sich dabei nur um einen schlechten Scherz handeln kann, kennt die Amerikaner schlecht.
Mit dem "Institute for Creation Research" (ICR mit Hauptsitz in San Diego, Kalifornien) hat die Bewegung nicht nur eine eigene Forschungseinrichtung, in der Wissenschaftler verschiedener Fachgebiete versuchen, die Stichhaltigkeit der Bibel wissenschaftlich zu untermauern. Dem Institut ist eine auch eigene Universität mit Bibliothek angegliedert. Die Publikationen des Instituts allein verbuchen einen Jahresumsatz von fast zwei Millionen Dollar.
Es war einmal vor 6000 Jahren...
Die kreationistische Version von der Entstehung der Arten liest sich in etwa wie folgt: Vor 6000 Jahren schuf Gott die Tiere und die Menschen. Bis zum Sündenfall lebten sie glücklich im Paradies. Nach der Apfelaffäre aus selbigem vertrieben, ließen die Menschen nichts unversucht, Gott den Herrn weiter zu verärgern. Der schaute sich das nicht lange mit an und vergalt es ihnen mit einer Katastrophe wahrhaft biblischen Ausmaßes – der Sintflut.
Zum Retter und Bewahrer der Schöpfung erwählte Gott den stets frommen Noah. Der lud ein paar Exemplare jeder Tierart in die nach ihm benannte Arche, wo auf zwei Decks verteilt, Pflanzen und Fleischfresser getrennt voneinander die Katastrophe überlebten. Da auch auf der Arche Noah Platz ein Thema war, durften von den Dinosauriern jeweils nur zwei Jungtiere mit. Auch sie überdauerten also die Sintflut.
Noahs Arche
Besonders den Dinos setzte die bald darauf einsetzende kurze Eiszeit schwer zu. Stark dezimiert und von Ausrottung bedroht, fristeten sie lange Jahrhunderte ein kärgliches Dasein. Allen Widrigkeiten zum Trotz überlebten die urtümlichen Riesen bis, wir ahnen es, im Mittelalter die Ritter unter völliger Verkennung der wahren Natur und ihres Vermarktungspozentials den armen Kreaturen endgültig den Garaus machten. So war das also damals. (Buchtipp: Tom Holt)
Es mag dies die Kurzfassung sein, doch entspricht sie in ungefähr dem, was nach dem Willen der Kreationisten amerikanische Schüler demnächst im Biologieunterricht lernen sollen.
Ein Museumsbesuch der anderen Art
Interessierten Laien und anderen Besuchern bietet das Museum in Waco eine einführende Informationsveranstaltung an. Dort wird unter anderem erklärt, wie es zu den irritierenden Datierungen klassischer Geologen und Anthropologen kommen konnte. Als Beispiel, wie in kürzester Zeit Sedimentschichten entstehen können, verwenden die Kreationisten den spektakulären Ausbruch des Mount St. Helena im Jahre 1980.
Innerhalb von Minuten wurde seinerzeit das gesamte Ökosystem auf einer Fläche von mehreren hundert Quadratkilometern zerstört. Von der Katastrophe existiert umfangreiches Bildmaterial. Der Ausbruch wurde von Fernsehkameras aufgezeichnet und ist einer der Klassiker des Katastrophenfernsehens.
Steve Austin, erster Geologe der texanischen Kreationisten, erläutert, wie während einer solchen Katastrophe in Minuten Sedimentsschichten entstehen, die nicht zu unterscheiden seien von langsam aufgeschichteten. Auch präsentiert er die Datierungsergebnisse verschiedener Laboratorien nicht- kreationistischer Forschungseinrichtungen.
Sie alle hatten das Material vom St. Helena falsch datiert, was wie Kritiker bemerken, a) verschiedene Ursachen haben kann und b) vermutlich daran liegt, dass Austin den Labors für deren Messmethoden ungeeignete und vor allem unbeschriftete Proben geschickt hatte. Für Austin sind die Ergebnisse Beweis, dass hohe Datierungen keinen Widerspruch zum Geschichtsbild der kreationistischen Bewegung darstellen.
Die Antworten der Kreationisten
Der Prospekt des Museums verspricht eine Reise durch die Zeit und Antworten auf drängende Fragen wie: an welchen Stellen Religion und Wissenschaft aufeinanderprallen, warum es Leid und Schmerz in der Welt gibt, welche Beweise es für Genesis und Sintflut gibt, wie alt die Erde wirklich ist und woher der Mensch nun eigentlich stammt.
Im Museum selbst findet der Besucher Funde unterschiedlichster Art. Neben den maßstabsgetreuen Modellen des Turms zu Babel und der Arche ist die paläoanthropologische Ausstellung von besonderem Interesse. Ausgestellt sind Schädel verschiedener archaischer Menschentypen. Aus nicht näher genannten Gründen verzichteten die Macher auf die dazugehörigen Skelette.
Korrekt aufgelistet werden zum Beispiel die verschiedenen Funde des Homo erectus, spätestens bei deren Interpretation als true man (dem wahren Menschen) dürften Anthropologen aber hellhörig werden. Zwar wird der "traditionelle" Ansatz, es handele sich um eine frühe Form des Menschen, vorgestellt, zugleich aber auch ein alternativer Interpretationsansatz. Darin ist der Homo erectus aufrecht gehend mit einem Gehirnvolumen, das vergleichbar ist mit dem moderner Menschen am "unteren Bereich der Skala". Das ist zwar nicht völlig falsch, verschweigt aber die erheblichen Unterschiede.
Danach verwundert es auch überhaupt nicht mehr, dass aus anthropologischer Sicht völlig andere Typen mit im Vergleich zum Homo erectus unterschiedlichen Gehirnvolumen entweder gar nicht beschriftet oder als nachsintflutliche Beispiele genetischer Vielfalt deklariert werden.
Überhaupt keine Probleme bereitet den Kreationisten die Interpretation der Neandertaler. Es wird lobenswerter Weise erwähnt, dass in der modernen Anthropologie eine heftige Diskussion geführt wird über den Verbleib derselben und ihre mögliche Interaktion mit den einwandernden Homo sapiens, und der Streit ist alles andere als entschieden. In der alternativen Anthropologie jedoch ist das Neandertalproblem gelöst. Hier sind sie einfach gut an Kälte angepasste moderne Menschen, vergleichbar etwa den in den Nordpolarbieten lebenden Inuit.
Prominente Unterstützer
Zumindest in einem hat der bunte Prospekt des Museums nicht übertrieben – Antworten gibt es auf alle möglichen Fragen. Ein guter Teil des Prospektmaterials und der Bücher richtet sich direkt an Kinder. Sie sollen einmal für den Durchbruch der Theorien sorgen. Man ist selbstbewusst und blickt optimistisch in die Zukunft.
Von kleingeistigen Kritikern lassen sich die Kreationisten ohnehin nicht beeindrucken. Und dass sie dabei katholischer sind als der Papst, scheint sie auch nicht zu stören. Die Kirche hatte schließlich schon 1996 erklärt, dass Genesis und Darwin miteinander vereinbar seien. Auf ihrem Feldzug gegen die Evolution erfuhren sie erst jüngst wieder prominente Schützenhilfe. Amerikas Fernsehevangelisten unterstützen das Bestreben, bibelgetreuen Biologieunterricht an den Schulen zu lehren.
Politisch hoffähig gemacht hatte sie seinerzeit kein Geringerer als Ronald Reagan mit seiner Forderung, auch die Schöpfungsgeschichte sollte an Amerikas Schulen gelehrt werden. George Bush Jr. verschließt sich dieser Forderung nicht und verkündete gar, beide Lehren sollten den Schülern gleichberechtigt vermittelt werden.
Man mag es glauben oder nicht, doch tatsächlichen verbuchen die Kreationisten in ihrem Kampf etliche Erfolge. Zwei Schulleiter aus Ohio und Georgia zum Beispiel ernteten bei Schülern und Eltern standing ovations mit ihrer Ankündigung, demnächst die Genesis als alternative Theorie zur Evolutionslehre im Biologieunterricht einzuführen. Und es ist dies kein Einzelfall. In Kansas wurde die Evolutionslehre zeitweilig ganz aus dem Lehrplan verbannt. Der Fall löste internationales Kopfschütteln aus.
Ob derlei Entwicklungen nun ein schlagender Beweis für oder gegen die Evolution sind, mag jeder für sich selbst entscheiden. In den USA glauben Umfragen zufolge 47 Prozent aller Befragten an die Richtigkeit des kreationistischen Weltbildes. Welche Auswirkungen das auf den Rest der Welt haben wird, wissen wir nicht.
Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. ... Und er trieb den Menschen hinaus und ließ lagern vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem flammenden, blitzenden Schwert, zu bewachen den Weg zu dem Baum des Lebens. (1. Buch Mose / 3,23).
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- Die spinnen die Amis ;-), oder ..... ~ Nobby * 30.04.2006 14:10 (5)