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Mantra, Tl. 2

© copyright Alfred Ballabene , Wien


 

Sanskrit

In diesem Abschnitt findet sich eine kurze Diskussion aus einer Korrespondenz. Es ging dabei um Folgendes: Eine Yogini bekam vom Guru ein Mantra zugewiesen. Bei einer Rückfrage bei einem ihrer jenseitigen Lehrer wie das Mantra nun zu schreiben wäre, ergaben sich Diskrepanzen und wurde eine andere Schreibweise vorgegeben, als sie der Guru jener Yogini weiter gegeben hatte. Die Yogini geriet dadurch in Zweifel und in eine Krise der Glaubwürdigkeit. Hier der Briefausschnitt:

Brief:
So wie der Koran in Arabisch geschrieben und gelesen wird, für die katholische Kirche die meiste Zeit Latein als die verbindliche Sprache galt, so ist es im Yoga und im Buddhismus Sanskrit. Ich möchte hier keine Sanskritnachhilfe geben sondern auf Grund einiger Problematiken Dir, liebe Martine (das ist nämlich ein Lehrbrief) ein tieferes Verständnis für den Gebrauch der Mantras, Sutras etc. geben.

Du bist in größte Zweifel zu Deinem Helfer und Deinem Guru und Guru Ananda gekommen, weil sich diese beiden so schwer taten mit dem Sanskritwort "Tadrtara". Nun, das Wort wurde von mir gesprochen gehört - wie soll man ein ausgesprochenes Wort aus einer Sprache, die 49 Buchstaben hat in eine Schrift, die 24 Buchstaben hat transkribieren. Noch dabei, wenn es sich um völlig unterschiedliche Volkszugehörigkeit mit gänzlich anderer Sprachmelodie handelt. Zur Erinnerung noch einige Stellen aus dem Briefverkehr:

    kurz noch zu Datrtara und seine ganze Polemik um seine Schreibweise (das Wort ist hier nur ein Beispiel, es lassen sich hierdurch viel besser die mit unserer Schreibweise verbundenen Probleme aufzeigen):

    Du hast Dich also erkundigt und Dir wurde folgendes gesagt:
    ..."und dass Tatratara mit Th geschrieben wird"

    Thatratara wie unten beschrieben gibt es nicht nach dem mir zur Verfügung stehendem Sankskritwörterbuch.

    tadrg (mit Querstrich auf a) heißt derartig
    Tadrgtara bzw. wie ich meine Tadrtara heißt "so wie Tara"

    datr (a mit Querstrich oben, r mit Punkt unten) =
    I Adj.
    1. gebend
    2. mitteilend, belehrend
    3. bewirkend
    4. gewährend, gestattend
    II Subst. = Geber Datrtara = die (Gnade, Segen) gewährende Tara

    Meine Entscheidung fällt auf Datrtara, dies entspricht auch am meisten der von mir gehörten Lautmelodie.
    Das ist jene Tara, die den Menschen Schutz, Hilfe, Segen und Wissen vermittelt. Also eine Betonung dessen was Tara ist.

    Guru Ananda, Dein Asiate und ich wir können alle nicht Sanskrit. Jenes Wesen, das vor mir stand aber konnte es schon. Ein D als Anlaut kann, wenn das Wort laut gesprochen und betont wird leicht etwas hart klingen (wie es nötig erschien, weil Astralwanderer oft etwas benebelt sind und sich Geschehnisse schwer merken). Das R war ein stark betontes rollendes R. Wenn nach dem R ein T kommt, so kannst Du es nur dann aussprechen, wenn Du entweder eine Pause dazwischen machst oder so was ähnliches wie einen Vokal setzt. Letzteres wurde getan und so habe ich es als Tatratara aufgefaßt."

    Was ich nun aber nicht verstehe ist, warum er mir zu deiner Frage was Falsches gesagt hat. Mir kam das nämlich auch am Anfang komisch vor mit dem Th am Anfang, deshalb hab ich noch nachgefragt, ob ich das richtig verstanden habe, oder ob das Th in der Mitte des Wortes vorkommt, also: Tathratara. Aber ich hab es immer wieder am Anfang des Wortes gesehen. Also gut hab ich gedacht, er wird es schon wissen, oder Guru Ananda wird es wissen, wenn es so deutlich immer wieder wiederholt wird, und mir dann auch noch gesagt wird, "Vertrau mir", dann kannst du das wohl glauben. War aber wohl doch noch ein Rest Mißtrauen da. Das Mißtrauen richtet sich aber an mich und mein Unterbewußtsein und nicht an den Asiaten, das hat er gestern ganz gut erkannt.

    Man muß eine Entscheidung treffen und der, der das Wort weiter gegeben hat kann von niemanden befragt werden. Also was soll man tun? Man einigt sich auf was und sagt "das ist Richtig". Das heißt so viel wie "das machen wir und damit ist der Fall erledigt". Kenne ich nicht hat ja der Asiate zuerst gesagt, aber Du hast ihm ja keine Ruhe gegeben (besser gesagt ich), also mußte er was tun, mir zu Liebe und es gilt immer: eine halbrichtige Entscheidung ist besser als gar keine - merke Dir das - wir wollen keine Zauderer, sondern Draufgänger sein!!!!!

    Aber ich bin trotzdem sauer, nicht auf dich, sondern auf die da oben. Vielleicht erklärt er mir beim nächsten Mal selbst, was da abgelaufen ist.

    Das war eine ganz ganz großartige Sache - nur wenn eine Sache aktuell ist, lernst Du daraus. Wenn ich Dich ohne diese Situation (sei sie nun künstlich herbeigeschworen oder nicht) über diese oder jene Sachen, die ich da gesagt habe belehrt hätte, wärst Du mir eingeschlafen, bei der vielen Arbeit, die Du hast. So aber hast Du Dich ordentlich aufgeregt und empört - wenn ich da was dazu sage, dann sitzt es viel besser.

Das war also ein kleiner Auszug aus einer Korrespondenz.
Aber es geht noch weiter:

Dieses Sanskritwort, das den Namen der Göttin "Tara" enthält, ist zwar ein Sanskritwort (Tara = die Bezwingerin). Tara als Gottheit in Indien ist eine Erscheinungsform von Durga. Hier jedoch sollte Tara als tibetische Gottheit, weibliche Erscheinungsform von Tschenresig (Avalokiteschvara) angesprochen werden - in Tibet werden Tara andere Eigenschaften zugemessen. Also war in diesem Fall der tibetische Kulturraum ausschlaggebend. Anders gesagt, das Sanskritwort wurde auf tibetisch transkribiert, ausgesprochen und nun soll es in Lateinbuchstaben transkribiert werden. Solche Vorgänge kennst Du vom Spiel "Stille Post" - das Wort am Ende hat oft wenig Ähnlichkeit mit dem Ursprungswort.

Tatsächlich, wenn Du Sanskrit Sutras liest, welche von Chinesen geschrieben wurden, da wissen oft Gelehrte nicht mehr, von welchem ursprünglichen Sutra sich dieses Kauderwelsch ableitet. Was sagen die Buddhisten und Yogis dazu? Sie sagen, es ist unwesentlich wie das Wort geschrieben und ausgesprochen wird; wesentlich ist die Kraft, die damit verbunden wird - und jetzt sind wir voll in der Erklärung des Wesens von Mantras.

Mantras sind Worte der Kraft - sie helfen einen Zustand herbeizuführen (unter anderem). Das geschieht so, dass wir in den Zustand eintauchen und wenn wir in der richtigen Schwingung sind das Mantra sprechen. Diese zwei menschlichen Funktionen "Gefühl" und "Wort" werden dadurch im Gehirn gekoppelt. Wenn das richtig gelungen ist, können wir später einmal das Wort aussprechen (was leichter geht) und dadurch den Gefühlszustand herbeiführen. Wenn ein Yogi also laut den Namen Tara auspricht (oder innerlich in der Vorstellung), so betet er dabei nicht eine Göttin an, sondern er verwendet dieses Mantra, um den ihm erwünschten Gefühlszustand herbeizuführen. Vielleicht hat er sogar vor sich eine Statue von Tara stehen, - dann wurde das Mantra auch mit einem optischen Eindruck gekoppelt und dadurch lebendiger = wirksamer.

Ich hoffe, Du bist jetzt allmählich zufrieden und haderst nicht mehr mit uns allen "Unwissenden".